# taz.de -- Special Olympics Landesspiele in Kiel: Konzentration und Feingefühl
       
       > In Kiel haben die Landesspiele von Special Olympics Schleswig-Holstein
       > stattgefunden. Die taz war mit der Golferin Stefanie Lutz unterwegs.
       
 (IMG) Bild: Jeweils fünf Schläge an sechs Stationen: Stefanie Lutz beim Golf-Wettbewerb
       
       Dänischenhagen taz Der Westwind ist heute unberechenbar. Die Äste der Bäume
       biegen sich unter den Böen und das junge Grün flattert wild umher. Die
       weißen Fahnen auf dem Golfplatz Uhlenhorst im schleswig-holsteinischen
       Dänischenhagen stehen stramm. Die erste Station für Golferin Stefanie Lutz
       ist der Weitschlag. Dieser wird von der sogenannten „Range“ ausgeführt, die
       leicht erhaben über der weiten und glatten Rasenfläche der Anlage liegt –
       Panoramablick inklusive. Für Lutz ist die Aussicht allerdings Nebensache.
       Ihr macht vielmehr der Wind zu schaffen.
       
       Zügig legt sie den Golfball vor sich zurecht und platziert sich seitlich
       zur Schlagrichtung. Lutz ist Teilnehmerin der diesjährigen [1][Landesspiele
       von Special Olympics Schleswig-Holstein] in Kiel, einem Sportturnier für
       Menschen mit geistiger Behinderung.
       
       Mit den Händen umfasst Lutz den Schläger. Ihr Blick ruht auf dem Ball. Sie
       dreht ihren rechten Fuß leicht nach außen, hebt ihre Ferse an und schlägt.
       „Der war jetzt gar nichts“, schimpft sie. Zwei Probeschläge hat sie, bevor
       die nächsten fünf bewertet werden. Mit dem Ergebnis ihrer Weitschläge ist
       sie dann aber zufrieden.
       
       Die Athletin aus Bad Schwartau nimmt seit 2010 an den Special
       Olympics-Wettkämpfen teil. Begonnen hat sie mit Schwimmen, um anschließend
       zum Roller Skaten zu wechseln. Damit war sie 2019 bei den [2][Special
       Olympics Weltspielen] in Abu Dhabi dabei. Erst vor einem Jahr entdeckte die
       41-Jährige ihre Leidenschaft fürs Golfen. „Ich dachte immer, Golfen ist
       nichts für mich und dann habe ich es einfach mal ausprobiert“, sagt sie.
       Nun ist sie fast jedes Wochenende zusammen mit ihren Eltern auf einem
       Golfplatz zu finden. Seit März trainiert sie zudem einmal wöchentlich in
       der ersten [3][inklusiven Golfgruppe] Deutschlands, nördlich von Bad
       Schwartau.
       
       Die Landesspiele sollten bereits im letzten Jahr stattfinden.
       Pandemiebedingt wurden sie jedoch verschoben und die ursprünglich vier
       geplanten Tage auf zwei reduziert – zum Schutz der Teilnehmenden. Die
       einzige Ausnahme galt für das Golfen, das bereits am Donnerstag startete.
       
       Mehr als 200 Sportler:innen traten am vergangenen Wochenende im
       Basketball, Tischtennis, Schwimmen, Leichtathletik, Boccia und im Golfen
       an. Mit dem traditionellen Fackellauf am Freitag startete die Veranstaltung
       offiziell. Fünf Athlet:innen, darunter auch Lutz, liefen mit der Fackel
       durch die Kieler Innenstadt bis vors Rathaus und übergaben sie dort an die
       Ausrichterstadt.
       
       In diesem Jahr seien alle – egal ob Sportler:innen oder
       Organisator:innen – wegen der Pause doppelt aufgeregt, sagt Joachim
       Lehmann, Präsident von Special Olympics Schleswig-Holstein. Lange hätten
       die Sportler:innen nicht trainieren können, da die Einrichtungen in denen
       sie arbeiteten oder wohnten strenge Coronaauflagen hatten. So konnten sich
       auch deutlich weniger Menschen anmelden.
       
       Der Vorstand habe sich daher dafür entschieden, dass bei den diesjährigen
       Spielen alle Teilnehmenden automatisch für die nationalen Spiele
       qualifiziert seien, sagt Lehmann. Diese finden in drei Wochen in Berlin
       statt. „Wichtig ist nur, dass sie in diesem Jahr endlich wieder zusammen
       Sport machen können“, sagt Lehmann.
       
       In einer Randsportart wie dem Golf ist es nicht einfach, genügend
       Teilnehmende mit geistiger Behinderung für ein Turnier zu gewinnen. Zu
       diesen Landesspielen sind daher 22 Athlet:innen aus ganz Deutschland
       angereist. Seit neun Uhr spielen sie sich für den
       Geschicklichkeitswettbewerb ein. Darin müssen die Athlet:innen an sechs
       Stationen Punkte sammeln. Sie haben immer fünf Schläge, um im besten Fall
       das Loch zu treffen. Dafür gibt es vier Punkte. Um das Loch herum sind
       jeweils zwei Kreise gezogen. Landet der Ball im Inneren des kleineren
       Kreises, gibt es drei Punkte. Für den äußeren Kreis zwei Punkte und für
       jeden getroffenen Ball einen.
       
       ## Alle kennen sich
       
       Bevor es losgeht, stärken sich die Athlet:innen und Helfer:innen im
       Restaurant des Golfclubs. Kein einziger Stuhl ist mehr frei. Es ist warm
       und die Teilnehmenden unterhalten sich miteinander – alle sind per du. „Wir
       sind wie eine große Familie“, sagt Dieter Lutz. Er ist Vizepräsident von
       Special Olympics Schleswig-Holstein, Initiator der inklusiven Golfgruppe
       und „zufällig“ Stefanies Vater.
       
       Als das Essen serviert wird, bleibt nur noch eine halbe Stunde bis zum
       Start. Stefanie Lutz spießt die letzte Nudel auf, trinkt ihre Cola aus und
       geht eiligen Schrittes nach draußen. Den Weg zu den Stationen gibt sie vor.
       Ihren „Bag“ mit den verschiedenen Schlägern zieht sie hinter sich her.
       
       An der letzten Station, dem „short putt“, einem Loch, das zwei Meter von
       der Grundlinie entfernt liegt, sind Konzentration und Feingefühl gefragt.
       Lutz’ Unterstützer:innen stehen im Halbkreis hinter ihr. Einen Versuch
       hat sie noch. Sachte stößt sie den Ball an – und trifft.
       
       30 May 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://specialolympics.de/schleswig-holstein/kiel2022/
 (DIR) [2] /Sport-Grossveranstaltung/!5593817
 (DIR) [3] https://www.golfclub-curau.de/index.php/club/inklusion
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Henrike Notka
       
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