# taz.de -- Präsidentenwahl in Somalia: Ein Alter als Neuer
       
       > Hassan Sheikh Mohamud, bereits vor 2017 Präsident von Somalia, rückt
       > erneut an die Staatsspitze. Die indirekte Wahl fand mit Verspätung statt.
       
 (IMG) Bild: Amtseinführung in der Nacht: Hassan Sheikh Mohamud, Somalias neuer Präsident
       
       Kampala taz | Somalia hat einen neuen Präsidenten. Die Wahl des neuen
       Staatsoberhaupts durch das Parlament war mehrfach aufgeschoben worden, vor
       allem wegen der ständigen Unsicherheit in dem Bürgerkriegsland. Am Sonntag
       fand sie nun endlich statt. Von ursprünglich 39 Kandidaten gewann Somalias
       Ex-Präsident [1][Hassan Sheikh Mohamud] am späten Abend nach zwei Runden
       das Rennen. Er hatte das Land bereits von 2012 bis 2017 regiert, war dann
       bei den vergangenen Wahlen von Präsident [2][Mohamed Abdullahi Mohamed]
       abgelöst worden, der in Anlehnung an seine Leidenschaft für italienischen
       Käse als „Farmaajo“ bekannt war.
       
       Der frisch gewählte Expräsident wurde direkt nach der Wahl eingeschworen.
       „Wir müssen vorwärts gehen und niemals zurück, wir müssen alle Missstände
       heilen“, sagte er. Der bislang präsidierende Farmaajo erklärte: „Ich heiße
       hier meinen Bruder, den neuen Präsidenten Hassan Sheikh Mohamud, willkommen
       und wünsche ihm viel Glück bei der gewaltigen Aufgabe: Wir werden mit ihm
       solidarisch sein.“
       
       Es war ein halbtägiger Wahlmarathon in einem festlich eingerichteten Zelt
       im Hochsicherheitsareal Halane Camp rund um den Flughafen von Mogadischu.
       Das Areal, eine Art Grüne Zone in der unsicheren somalischen Hauptstadt,
       wird von Truppen der Stabilisierungsmission der Afrikanischen Union
       (AMISOM) geschützt, die neuerdings [3][AU-Übergangsmission für Somalia
       (ATMIS)] heißt. Dennoch waren von draußen Explosionen zu hören. Die
       islamistische Miliz Al-Shabaab, die weite Teile Somalias kontrolliert oder
       zumindest unsicher macht, feuerte Mörsergranaten. Die Polizei meldete, es
       sei niemand verletzt worden.
       
       Somalias Präsident wird in dem Bürgerkriegsland seit 1969 nicht mehr vom
       Volk gewählt, sondern von den Abgeordneten des Parlaments. Diese werden
       wiederum von Wahlmännern gewählt, die von den verschiedenen Clans ernannt
       werden. Dieses Prozedere ist umstritten, weil es den mächtigen Clans viel
       Einfluss verleiht – andererseits bindet es sie alle in den Wahlprozess ein.
       Aufgrund der Unsicherheit fanden die indirekten Wahlen bislang nur dreimal
       in Somalia selbst statt. Zuvor wurden sie in den Nachbarländern Kenia und
       Djibouti durchgeführt.
       
       Es kam am Sonntag zu zwei Wahlrunden. Ursprünglich hatten sich 39
       Kandidaten registriert, davon traten am Sonntag jedoch nur 36 an. In der
       ersten Wahlrunden schieden 32 Kandidaten aus – darunter die einzige Frau.
       Vier schafften es in die zweite Runde. Mit 214 von 328 Stimmen gewann
       Mohamud schließlich das Rennen, weit überlegen. Farmajo bekam nur 110.
       
       Trotz Ausgangssperre strömten nach Bekanntwerden der Entscheidung Einwohner
       der Hauptstadt Mogadishu auf die Straßen, um zu feiern, Salutschüsse wurden
       abgefeuert. Viele hoffen, die Rückkehr des alten Präsidenten beendet nun
       die derzeitige politische Krise, die sich seit Ablauf der offiziellen
       Amtszeit von Farmaajo im Februar 2021 abzeichnete. Wegen interner Konflikte
       und Unsicherheit war die Wahl mehrfach verschoben worden.
       
       Eine Wiederwahl war quasi zu erwarten, so Samira Gaid, Direktorin des
       Hiraal-Instituts, einem Thinktank in Mogadishu. „Die Leute werden sich
       nicht für ein neues Gesicht entscheiden“, erklärte die ehemalige Beraterin
       von Somalias Premierminister gegenüber AFP. „Sie werden sich definitiv für
       alte Gesichter entscheiden, Menschen, die sie wiedererkennen, Menschen, mit
       denen sie sich wohler fühlen.“
       
       Der alte und neue Präsident steht sich nun neuen und alten Krisen
       gegenüber. Neben der anhaltenden Bürgerkriegssituation und dem andauernden
       Kampf gegen die islamistische Al-Shabaab-Miliz droht derzeit am Horn von
       Afrika eine extreme Dürre mit katastrophalen Folgen. Laut UN-Angaben leiden
       3,5 Millionen Somalis an Hunger. Zum ausbleibendem Regen kommt derzeit
       [4][die vom Ukrainekrieg erzeugte Knappheit] an Weizen und anderen
       Lebensmitteln sowie hohe Treibstoffpreise.
       
       16 May 2022
       
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