# taz.de -- Schulplatzmangel und Ukraine-Krieg: Neue Schulen braucht die Stadt
       
       > Geflüchtete Kinder aus der Ukraine sollen möglichst schnell in die
       > Schulen integriert werden. Doch man finde kaum Plätze, warnt das
       > Bezirksamt Mitte.
       
 (IMG) Bild: Besuch von der Bildungssenatorin: Astrid-Sabine Busse (SPD) in einer Willkommensklasse in Mitte
       
       Berlin taz | Es [1][fehlt an Schulplätzen in Berlin], und die weiter
       steigende Zahl der geflüchten Kinder, die mit Schulplätzen versorgt werden
       müssen, ist eine Herausforderung insbesondere für die Innenstadtbezirke:
       Das wurde auch am Freitag auf einer Pressekonferenz des Bezirksamts Mitte
       deutlich, in der es eigentlich vor allem um Schulneubauvorhaben im Bezirk
       gehen sollte.
       
       2.600 Geflüchtete aus der Ukraine haben sich laut dem Sozialamt Mitte
       allein in den vergangenen 14 Tagen im Bezirk registriert. Die Datenlage,
       wie viele schulpflichtige Kinder sich darunter befinden, sei derzeit jedoch
       noch schlecht, sagte, sagte die Bezirksstadträtin für Bildung, Sport und
       Kultur, Stefanie Remlinger (Grüne). Sie verwies auf „begründete
       Schätzungen“, die sich aus den Erfahrungen aus 2015 ableiten ließen.
       Demnach seien mindestens 30 bis 40 Prozent der Geflüchteten im Kita- oder
       Schulalter.
       
       50 bis 60 der [2][insgesamt 250 Willkommensklassen], die Bildungssenatorin
       Astrid-Sabine Busse (SPD) vergangene Woche angekündigt hat, will der Bezirk
       Mitte zur Verfügung stellen. Doch das Bezirksamt warnt bereits: „Für
       ukrainische Kinder sind aktuell kaum Schulplätze zu finden“, heißt es in
       einer Pressemitteilung. Laut Remlinger sei der Bezirk für die Betreuung der
       ukrainischen Kinder auf außerschulische Räume angewiesen – und auf Hilfe
       vom rot-grün-roten Senat. „Das Schweigen vom Land dazu war bis jetzt
       ohrenbetäubend“, so die Bezirksstadträtin.
       
       Kapazitätsengpässe und ein Sanierungsstau sind an den Schulen in Berlin
       Mitte seit Jahren ein Problem. Eine „Schulbauoffensive“ soll daher in den
       kommenden fünf Jahren die Sanierung und den Neubau von
       Bildungseinrichtungen im Bezirk vorantreiben.
       
       Zwischen 2011 und 2021 ist die Einwohnerzahl in Berlin Mitte laut Ephraim
       Gothe (SPD), Stadtrat für Stadtentwicklung, um 60.000 auf insgesamt 385.000
       Menschen gestiegen. Bis 2040 sollen nochmal 12.000 Menschen dazukommen.
       Zwar wisse man noch nicht, wie sich die [3][Lage mit den Geflüchteten aus
       der Ukraine] weiterentwickle. Es sei aber davon auszugehen, dass sich auch
       daraus „Bedarfe für die soziale Infrastruktur“ ergeben, so Gothe.
       
       Schon länger geplant sind neun Neubauten von Grund- und Oberschulen, unter
       anderem in der Reinickendorfer Straße, der Panckstraße und in einem neuen
       Quartier in der Nähe vom Hauptbahnhof. Die Bauvorhaben sind unterschiedlich
       weit fortgeschritten, eine Grundschule am Nordhafen soll bereits zum
       kommenden Schuljahr eröffnet werden.
       
       Außerdem sieht der Bezirk vor, zwei ehemalige Schulstandorte zu
       „reaktivieren“ – Remlinger spricht von einer „strategischen Reserve“: Die
       ehemaligen Bildungseinrichtungen wurden im Zuge von Sparmaßnahmen
       geschlossen und vermietet: In dem Gebäude in der Levetznowstraße sitzt eine
       Filmproduktionsfirma, in der Gothenburgstraße hat die Arbeiterwohlfahrt
       eine Geflüchteten- und Obdachlosenunterkunft errichtet. Ein 85 Millionen
       schweres Großprojekt steht am der Bernauer Straße an: Die
       Ernst-Reuter-Schule muss kernsaniert werden, unter anderem, weil das
       Gebäude asbestbelastet ist.
       
       Darüber hinaus soll Taskforce „Schulbauoffensive“ im Bezirk in den
       kommenden Monaten weitere Bau- und Sanierungsprojekte in die Wege leiten:
       Von der Berechnung der benötigten Kapazitäten, über die Baupläne, bis hin
       zu den notwendigen Genehmigungsverfahren.
       
       Wie viel das genau kosten solle, könne man nicht seriös beantworten, bevor
       die Bedarfsprogramme erarbeitet seien, so Remlinger am Freitag. Man gehe
       aber davon aus, dass die „Schulbauoffensive“ in den kommenden fünf Jahren
       ungefähr eine halbe Milliarde Euro kosten wird.
       
       25 Mar 2022
       
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