# taz.de -- Kritik an Ex-Kanzler Schröder: Schröder, antreten, sofort!
       
       > Ex-Kanzler Schröder macht sich wegen seiner Verbindungen nach Russland
       > unbeliebt. Dabei könnte er versuchen, Putin zur Vernunft zu bringen.
       
 (IMG) Bild: Gerhard Schröder und Wladimir Putin im Jahr 2005
       
       Der arme Gerd kann einem fast schon leidtun. Bloß weil der Ex-Kanzler in
       unverbrüchlicher Treue zu seinem [1][Freund Wladimir] in Moskau steht, wird
       Gerhard Schröder jetzt von allen gehörig zusammengestaucht. Jetzt-Kanzler
       Olaf Scholz hat seinen Vorvorgänger aufgefordert, [2][seine Posten bei
       russischen Staatsunternehmen zu räumen]. Die Arbeiterwohlfahrt, also die
       praktische Seele der Sozialdemokratie, hat Schröder am Wochenende den
       Heinrich-Albertz-Friedenspreis aberkannt, der nach einem SPD-Politiker
       benannt ist.
       
       Die Schröder-Stadt Hannover will ihm die Ehrenwürde entziehen. Obendrein
       wird ihm jetzt auch noch untersagt, das von ihm höchstpersönlich initiierte
       und von seinem anderen Buddy, dem Maler Markus Lüpertz, [3][gestaltete
       „Reformationsfenster“] in die Marktkirche in Hannover einbauen zu lassen.
       
       Geht es noch deprimierender? Klar. Seine Ex-Frau fordert in der Bild, den
       Gerd nicht in eine Reihe mit Hitler zu stellen – was man durchaus als
       vergiftetes Lob lesen kann. Prompt legt das Springer-Blatt noch eins drauf
       und veröffentlicht eine Umfrage, laut der 74 Prozent der Bundesbürger für
       einen Parteiausschluss sind. Der Ex der Republik, der einst nur Bild und
       Glotze zum Regieren brauchte, ist von allen guten Geistern verlassen.
       
       Nur seine Jetzt-Frau steht ihm zur Seite. Soyeon Schröder-Kim versichert
       [4][zeitgemäß per Instagram], dass ihr Mann alles tue, was er zur
       Beendigung des Krieges beitragen könne.
       
       Im Ernst? Ja, gut, nehmen wir das mal ernst. Vielleicht ist Gerhard
       Schröder tatsächlich der Letzte, der noch einen [5][Draht zu Putin] hat.
       Dann wäre es fatal, diesen zu kappen. Man fragt sich nur, warum Schröder
       nicht jeden Morgen um acht vor den Pforten des Kremls um Einlass bittet, um
       seinem Towarischtsch Putin Einhalt zu gebieten. So, aber auch nur so würden
       ihm am Ende doch der Heinrich-Albertz- und alle anderen Friedenspreise
       zustehen. Schon weil er seinen Ruf für den Dienst an der Sache riskiert
       hätte. Ach wie schön wäre es, wenn gerade alle Welt Schröder unrecht täte.
       
       7 Mar 2022
       
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