# taz.de -- Halb frisches Team beim Polizeiruf: Das kann noch spannend werden
       
       > Zwei ungleiche Polizisten bringen Licht in ein unruhiges Familienleben.
       > Kriminalkommissaranwärter Ross tut der Sache gut.
       
 (IMG) Bild: Zwei, die sich kennenlernen: Hauptkommissar Adam Raczek und Kommissaranwärter Vincent Ross
       
       Der reflektierte moderne Mann, er ist in Form des
       Kriminalkommissaranwärters Vincent Ross (André Kaczmarczyk) in die
       Kleinstadt Słubice gezogen und unterstützt von nun an den wenig sensiblen
       und schlecht rasierten Kommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) bei der
       [1][Arbeit im deutsch-polnischen Grenzgebiet.]
       
       Praktischerweise ist es für den Neuen zum ersten Einsatzort gar nicht so
       weit, denn der Viadrina-Student Bastian Grutzke hat im Wohnhaus von Ross
       ein blutreiches Ende gefunden. Erste Ermittlungen ergeben: Schulden hätte
       der Bastian gehabt und erst seit Kurzem wieder Kontakt zu seiner resoluten,
       aber todkranken Oma Hilde Grutzke (wunderbar rauchig-verlebt dargestellt
       von Tatja Seibt).
       
       Langsam bringen die ungleichen Polizisten Licht in das unruhige
       Familienleben der Grutzkes: Sohn Ulf ist ein einfältiger, landstreichender
       Taugenichts, der vor einigen Jahren im Suff seine eigene [2][kleine Familie
       zerstörte und nachhaltig traumatisierte.] Oma Hilde ist eine leicht
       reizbare alte Frau, die auch vor Schusswaffengebrauch nicht haltmacht – was
       auch verständlich ist, da sie auf einem ganz schönen Batzen Bargeld sitzt,
       der verteidigt werden muss.
       
       Die einzige Person, der Hilde ein bisschen Zuneigung entgegenbringt, ist
       ihre Pflegerin Sandra Böttcher (Isabel Schosnig). Auch Enkelin Emma (Ada
       Philine Stappenbeck) hat es nicht leicht; sie wird von Panikattacken
       geplagt und hadert schwer mit sich und der Welt. Die Frage ums Erbe und um
       den Schuldigen an Bastians Tod bringt diese ungleichen Protagonisten nun
       wieder zusammen und legt alte Wunden und neue Konflikte offen.
       
       ## Mehr Achtsamkeit
       
       Während Kommissar Raczek seinen ganz persönlichen Kummer und seine daraus
       resultierende Schlaflosigkeit mit diversen illegalen Mittelchen zu kurieren
       versucht, erscheint sein neuer Kollege Ross wie ein Paradebeispiel für
       einen reflektierten Menschen.
       
       Aus Berlin kommend, ruht er trotzdem völlig in sich. Sei es bei der
       Befragung von Zeug*innen oder bei Momenten des Alleinseins in seiner
       neuen Wohnung. Psychologisch geschult, durchschaut er Raczeks wütende
       Trauer und macht einmal mehr deutlich, dass ein bisschen mehr Achtsamkeit
       und Selbstreflexion jedem guttut – auch einem älteren Polizisten, der sich
       ohne Zweifel sehr für die Gerechtigkeit einsetzt, dabei aber physisch und
       psychisch vor die Hunde zu gehen droht.
       
       Das kann noch spannend werden mit diesem halb frischen Ermittlungsteam!
       
       30 Jan 2022
       
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