# taz.de -- Die Wahrheit: Zu Fuß in der Busspur
       
       > Augen auf im Straßenverkehr: Manchmal sind sowohl englische
       > Polizeicomputer wie irische Richter zu Scherzen auf Kosten der
       > Verkehrssünder aufgelegt.
       
       Manchmal haben Computer Humor. Ein gewisser David Knight aus der englischen
       Grafschaft Surrey erhielt einen Bußgeldbescheid über 90 Pfund, weil er in
       Bath, 200 Kilometer von seinem Wohnort entfernt, angeblich in einer Busspur
       gefahren war.
       
       Als Beweis schickte die Behörde zwei Computerfotos mit. Auf dem einen war
       eine autofreie Straße in Bath zu sehen. Das zweite zeigte eine Fußgängerin,
       die zwar vorschriftsmäßig eine Coronamaske trug, aber auf der Busspur lief.
       Sie trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Knitter“. Der Computer hatte das
       jedoch als KN19TER identifiziert – Knights Autonummer.
       
       Unter den Fotos stand die Warnung: „Ignoriere diese Mitteilung nicht und
       gib sie nicht an den Fahrer weiter.“ Knight ignorierte den Brief trotzdem,
       weil er einerseits noch nie in Bath gewesen war und andererseits davon
       ausging, dass die Beamten die Komik ihres Ansinnens selbst bemerken würden.
       Das taten sie aber erst, als Knight anrief, weil die Strafe erhöht worden
       war, nachdem die Zahlungsfrist verstrichen war.
       
       Humor hatte auch ein irischer Richter. Die Geschichte ist schon einige Zeit
       her. Vor Gericht in Cahirseveen im Südwesten der Insel, wo die Menschen
       recht sonderbar sind, stand ein 60-jähriger Bauer, der wegen Fahrens unter
       Alkoholeinfluss angeklagt war.
       
       Seine Entschuldigung war, dass er in der Stadt Tierfutter für seine Kühe
       kaufen wollte. Irgendwie landete er danach im Wirtshaus und geriet in eine
       erhitzte Diskussion über das gälische Fußballteam seiner Heimatgrafschaft
       Kerry. In der Aufregung habe er nicht daran gedacht, etwas zu essen,
       erklärte er. Aber er hatte nicht vergessen, etwas zu trinken. Auf dem
       Nachhauseweg landete er mit seinem Auto im Graben. Er hatte knapp zwei
       Promille Alkohol im Blut. Darauf steht ein automatisches Fahrverbot für
       drei Jahre.
       
       Das würde ihn in große Schwierigkeiten bringen, argumentierte der Bauer. Er
       lebt nämlich auf einer Farm zehn Kilometer vom nächsten Ort entfernt. Ohne
       Auto könne er seine Kühe nicht versorgen und müsse die Herde verkaufen.
       
       Richter James O’Connor hatte ein Einsehen. Er verbot dem Sünder zwar,
       künftig im Pub über Religion, Politik oder Sport zu diskutieren, gab ihm
       aber ein halbes Jahr Zeit, um den Heiratsmarkt im westirischen Lisdoonvarna
       zu besuchen und dort „eine nette Frau“ zu finden, die ihn fortan
       chauffieren würde. Der Heiratsmarkt ist eins der ältesten Festivals
       Irlands, es ging schon vor rund 160 Jahren los.
       
       Sechs Monate später erschien der Bauer wieder vor Gericht. Er habe seine
       Angelegenheiten in Ordnung gebracht, sagte er und gab seinen Führerschein
       ab. In Lisdoonvarna war er allerdings nicht. Vielleicht habe ihm „Star
       Wars“ zu einer Frau verholfen, mutmaßte der Richter. Einige Szenen der Saga
       wurden nämlich auf der Insel Skellig Michael gedreht, und seitdem strömen
       die Touristinnen nach Kerry.
       
       6 Dec 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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