# taz.de -- Senat beschließt 2G für Berlin: Am Ende der Überredungskunst
       
       > Mit 2G soll ein neuer Lockdown verhindert werden. Virologen sagen, das
       > reiche nicht. Wo also bleibt die Impf- oder Testpflicht für das
       > Schulpersonal?
       
 (IMG) Bild: Seit der 2G-Ankündigung wollen sich wieder mehr BerlinerInnen erstimpfen lassen
       
       Es ist mit der vierten Welle nicht anders als mit der ersten, zweiten und
       dritten Welle zuvor: Nachdem man sich eine ganze lange Weile angeschaut
       hat, wie sie „rollt“, wird fleißig allerhand beschlossen. Auch für Berlin
       hat der geschäftsführende rot-rot-grüne Senat am Mittwoch [1][eine
       weitreichende 2G-Regel beschlossen.] Ungeimpften ist damit ab kommenden
       Montag der Zugang zu vielen Bereichen des öffentlichen Lebens nicht mehr
       möglich. Restaurants, Theater, Kinos, Konzerte: Wer ein Ticket will,
       braucht einen Impf- oder Genesenenausweis.
       
       ExpertInnen, etwa die Virologin Sandra Ciesek und der Intensivmediziner
       Christian Karagiannidis, sagen bereits, das werde nicht reichen. Sie
       schließen auch Kontaktbeschränkungen nicht mehr aus. Geschlossene Schulen?
       Ultima Ratio.
       
       Zugleich warnt der Vorsitzende der Vereinigung der Kinder- und Jugendärzte,
       der Berliner Arzt Jakob Maske, am Freitag im RBB, ein neuer Lockdown sei
       völlig indiskutabel: die „sekundären Folgeschäden“ bei Kindern durch
       [2][die vergangenen Schulschließungen] seien inzwischen gut dokumentiert.
       Übergewichtige Kinder und psychische Folgeschäden beschäftigten ihn und
       seine KollegInnen.
       
       Zwei Ziele – das muss man sich vielleicht nochmal klar machen – haben die
       jüngst beschlossenen Einschränkungen für Ungeimpfte: Die [3][Krankenhäuser
       dürfen nicht überlastet werden], und die Schulen sollen offen bleiben.
       
       Wenn 2G aber absehbar nicht reicht – zumal eine Vorschrift nur so gut ist,
       wie sie auch kontrolliert werden kann – dann ist eigentlich klar, was jetzt
       zu tun wäre: Wir brauchen mindestens eine Test-, besser noch eine
       Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen. Für das Pflegepersonal und
       Menschen mit „Kundenkontakt“ hat der Senat ersteres am Mittwoch
       beschlossen.
       
       Fragt sich: Warum nicht für die LehrerInnen und ErzieherInnen?
       
       „Uns sind in den vergangenen Wochen leider mehrfach Fälle bekannt geworden,
       bei denen ungeimpfte Pädagoginnen und Pädagogen Infektionen in die Schulen
       getragen haben“, heißt es in einem Schreiben der Bildungsverwaltung vom
       Donnerstag an die Schulen. Das ist, angesichts einer Inzidenz am Freitag
       von 869,5 bei den 10- bis 14-Jährigen und 786,6 bei den 5- bis 9-Jährigen
       eigentlich niemandem mehr vermittelbar.
       
       ## Schlicht respektlos
       
       Selbst wenn man mit für gewöhnlich milden Verläufen bei Kindern
       argumentiert, sie also nicht die Intensivstationen überlasten: Es ist
       schlicht respektlos gegenüber den Kindern, die sich eben noch nicht durch
       eine Impfung schützen können. Zumal – auch das passiert jetzt schon rein
       statistisch immer häufiger – die Zahl der Eltern steigt, die sich trotz
       doppelter Impfung bei ihren Kindern anstecken.
       
       Manche arbeiten selbst in der Pflege oder im Krankenhaus. Sie werden gerade
       gebraucht – auch, um den Ungeimpften, die jetzt 90 Prozent der
       Corona-PatientInnen auf den Intensivstationen ausmachen, das Leben zu
       retten.
       
       ## Druck wirkt letztlich doch
       
       Man müsse die „Impflücken schließen“, wiederholt auch Charité-Virologe
       Christian Drosten mit einer erstaunlichen Unermüdlichkeit dieser Tage. Die
       Impfung sei der einzige Weg aus der Pandemie (also auch der einzige Weg weg
       von 2G-Regeln und drohenden Lockdowns). Und es ist interessant, dass der
       Trend bei den Erstimpfungen in Berlin seit Ankündigung von 2G erstmals
       nicht mehr rückläufig ist, wie die Gesundheitsverwaltung am Freitag
       feststellte. Druck wirkt also doch.
       
       Vielleicht muss man anerkennen, dass die Gruppe der harten Impfgegner doch
       größer und widerstandsfähiger ist, als man lange annehmen wollte.
       Vielleicht muss man anerkennen, dass all das Überreden nichts gebracht hat
       und eine dritte Postwurfsendung der Gesundheitsverwaltung die Menschen auch
       nicht mehr überzeugen wird. Es gibt übrigens seit 2020 auch eine
       Masernimpfpflicht für LehrerInnen und medizinisches Personal. Man kann
       solche Dinge beschließen. Wenn man will.
       
       13 Nov 2021
       
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