# taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Coronawelle ohne Tempolimit
       
       > Die 7-Tage-Inzidenz überschreitet in Deutschland den Wert von 130. USA
       > ordern Impfstoff für Kinder. Moskau verschärft Einschränkungen.
       
 (IMG) Bild: Impfen, impfen, impfen
       
       ## USA ordern Impfstoff für Kinder
       
       Die USA haben bei BioNTech und Pfizer weitere 50 Millionen Kinderimpfdosen
       des Covid-19-Impfstoffs der beiden Partner bestellt. Diese Impfdosen sind
       zur Impfung von Kindern, einschließlich Kindern unter fünf Jahren, gedacht,
       wenn das Vakzin für den Einsatz bei diesen die noch nötige Freigabe erhält.
       Die US-Regierung hat sich damit insgesamt seit Beginn der Pandemie 600
       Millionen Impfdosen bei den beiden Unternehmen gesichert, darunter sind
       Dosen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Biontech und Pfizer erwarten,
       die nun bestellten Kinderimpfdosen bis Ende April nächsten Jahres liefern
       zu können. „Diese Liefervereinbarung wird dazu beitragen, allen Kindern
       unter 12 Jahren in den Vereinigten Staaten ein Impfangebot zu machen“,
       sagte BioNTech-Chef Ugur Sahin. (rtr)
       
       ## Moskau verhängt scharfe Beschränkungen
       
       In Moskau haben die Behörden wegen rasch steigender Corona-Zahlen und stark
       belasteter Krankenhäuser die schärfsten Beschränkungen des öffentlichen
       Lebens seit Juni 2020 verhängt. Von diesem Donnerstag an dürfen nur noch
       Geschäfte des täglichen Bedarfs wie Apotheken und Supermärkte öffnen.
       Schulen und staatliche Kindergärten dagegen müssen schließen. Anders als im
       Sommer vor einem Jahr dürfen die Einwohnerinnen und Einwohner der
       Hauptstadt ihre Wohnungen verlassen. Von Samstag an müssen zudem im ganzen
       Land die Betriebe für eine Woche dichtmachen. Wie Moskau haben auch andere
       Städte in Russland beschlossen, schon vorher das öffentliche Leben stark
       einzuschränken.
       
       Das Gesundheitsministerium meldete 1.159 weitere Todesfälle in Zusammenhang
       mit dem Virus – so viele wie nie zuvor binnen 24 Stunden. Zudem wurden
       40.096 Neuinfektionen registriert, am Vortag waren es noch knapp 36.600.
       Erstmals wurde die Schwelle von 40.000 Fällen überschritten.
       
       Bislang ist [1][die Impfquote in Russland] mit lediglich 32 Prozent
       vollständig Geimpften sehr niedrig. Das Land setzt auf Impfstoffe aus
       eigener Produktion wie das Vakzin Sputnik V. (rtr/afp)
       
       ## Ungarn ermöglicht Impfpflicht
       
       Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen ermöglicht es die Regierung
       des EU-Landes Ungarn den Arbeitgebern, von ihren Mitarbeitern eine
       Corona-Schutzimpfung zu verlangen. Dies gab Kanzleramtsminister Gergely
       Gulyas am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Budapest bekannt. Für die
       Beschäftigten in staatlichen Institutionen werde der Staat eine derartige
       Impfpflicht vorschreiben können, fügte er hinzu.
       
       Darüber hinaus werde ab kommendem Montag in allen öffentlichen
       Verkehrsmitteln eine Maskenpflicht gelten, sagte Gulyas. Ungarn hatte vor
       dem Sommer die Corona-Maßnahmen weitgehend aufgehoben. Für die Teilnahme am
       öffentlichen Leben bedarf es derzeit keiner Nachweise über Impfschutz oder
       aktuelle Tests. Ausgenommen sind lediglich Großveranstaltungen. Eine
       Maskenpflicht gilt bislang nur in Krankenhäusern und Altenheimen.
       
       Die Sommermonate hindurch hatte Ungarn nur wenige Corona-Fälle. Doch in den
       vergangenen Monaten stieg die Zahl wieder steil an. Die
       Sieben-Tage-Inzidenz an Neuansteckungen pro 100 000 Einwohner lag zuletzt
       bei 170. Nur knapp 60 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft.
       (dpa)
       
       ## Maskenpflicht für Schüler:innen in NRW wird aufgehoben
       
       In Nordrhein-Westfalen müssen Schülerinnen und Schüler im Unterricht bald
       keinen Mund-Nasen-Schutz mehr tragen. Die Maskenpflicht auf den Sitzplätzen
       im Klassenraum werde zum 2. November abgeschafft. Das teilte das
       NRW-Schulministerium am Donnerstag mit.
       
       Schülerinnen und Schüler müssen die Maske demnach nur weiterhin noch im
       übrigen Gebäude tragen und wenn sie ihren festen Sitzplatz verlassen. Für
       den Außenbereich war die Maskenpflicht vor einiger Zeit bereits abgeschafft
       worden. Für Lehrkräfte entfällt die Maskenpflicht, so lange ein
       Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann.
       
       Angesichts stetig steigender Corona-Fallzahlen bei Kindern und Jugendlichen
       hatte der Deutsche Lehrerverband erst am Mittwoch bundesweit die
       Wiedereinführung der Maskenpflicht an Schulen gefordert. (dpa/afp)
       
       ## Tödliche Wartezeiten in England
       
       Wegen stundenlanger Wartezeiten vor Notaufnahmen sind in England zuletzt
       mindestens zwei Patienten gestorben. Interne Dokumente, aus denen die
       Nachrichtenagentur PA am Donnerstag zitierte, zeichnen ein katastrophales
       Bild der Situation. Eigentlich soll die Übergabe vom Rettungswagen an die
       Notaufnahme nicht mehr als 15 Minuten dauern. Seit April hat sich die Zahl
       der Wartezeiten für Rettungswagen jedoch fast verzehnfacht.
       
       In der Stadt Worcester wurde eine Untersuchung eingeleitet, nachdem ein
       Patient während fünfstündiger Wartezeit in einem Krankenwagen vor der Tür
       des Worcestershire Royal Hospital gestorben war. In Cambridge starb eine
       Frau in einem ähnlichen Fall. Der NHS in der Region West Midlands um
       Birmingham erhöhte die Risikoeinschätzung für Verzögerungen bei der
       Übergabe an Notaufnahmen erstmals in seiner Geschichte auf die höchste
       Stufe. PA zitierte aus Dokumenten, laut denen ein Patient mehr als 13
       Stunden von einer Krankenwagenbesatzung versorgt werden musste. Es habe
       mehrere Fälle gegeben, in denen „schwere Schäden“ bei Patienten auftraten.
       (dpa)
       
       ## Vierte Welle in Deutschland mit neuem Höchststand
       
       Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut deutlich angestiegen. Das
       Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000
       Einwohner und Woche am Donnerstagmorgen mit 130,2 an. Zum Vergleich: Am
       Vortag hatte der Wert bei 118,0 gelegen, vor einer Woche bei 85,6. Die
       Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 28.037
       Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des
       RKI-Dashboards von 04.39 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert
       bei 16.077 Ansteckungen gelegen.
       
       Der Tageswert von 28.037 ist [2][der höchste seit 22. April und einer der
       höchsten überhaupt]. Höhere Werte wurden bisher nur zwei Mal während der 3.
       und sieben Mal während der 2. Welle gemessen. Der 7-Tage-Mittelwert der
       Neuinfektionen steigt auf 16.678. Das sind 55,5 Prozent mehr als vor einer
       Woche, allein gegenüber dem Vortag stieg der Wert um 11,4 Prozent.
       Steigerungen binnen 24 Stunden um mehr als 10 Prozent sind sehr selten.
       
       Auch die Zahl der Coronatoten steigt mit wachsendem Tempo. Deutschlandweit
       wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 126 Todesfälle
       verzeichnet. [3][Der 7-Tage-Mittelwert steigt damit auf 87,1.] Das sind
       10,7 Prozent mehr als am Vortag und 47,3 Prozent mehr als vor einer Woche.
       Und es ist der höchste Wert seit Mitte Juni.
       
       Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.534.452 nachgewiesene Infektionen
       mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen,
       da viele Infektionen nicht erkannt werden.
       
       Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000
       Einwohner innerhalb von sieben Tagen – den für eine mögliche Verschärfung
       der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter – [4][gab das RKI am
       Donnerstag mit 3,31 an], nach 3.03 am Vortag. Bei dem Indikator muss
       berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen zum großen Teil mit Verzug
       gemeldet werden. [5][Die faktische Hospitalisierungsrate] dürfte demnach
       bereits bei annährend 6 liegen. (dpa/taz)
       
       ## Sorge vor Überlastung der Kliniken
       
       Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen wächst abermals die Sorge vor
       einer Überlastung der Krankenhäuser. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft
       sieht eine „kritische Situation der Pandemie“. Nach Einschätzung des
       Weltärztebundes arbeiten das Pflegepersonal der Intensivstationen und die
       Ärzte längst am Anschlag. Kinderärzte hoffen, dass bald auch
       Covid-19-Impfungen für unter Zwölfjährige in Deutschland möglich sind. Die
       europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte am Mittwoch angekündigt,
       möglichst noch vor Weihnachten zu entscheiden, ob sie eine Empfehlung für
       Corona-Impfungen für Kinder zwischen fünf und elf Jahren ausspricht.
       
       Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sagte der
       Augsburger Allgemeinen, wer sich jetzt nicht impfen lasse, obwohl er es
       machen könnte, riskiere sein Leben und das seiner Mitmenschen. „Wir müssen
       alles in unserer Macht Stehende versuchen, um die Impfraten zu erhöhen“,
       mahnte er. „Bei hoher Durchimpfung der Bevölkerung gibt es sehr viel mehr
       milde Verläufe – die müssen nicht ins Krankenhaus, aber viele Ungeimpfte
       erkranken nach wie vor schwer.“ Viele Pflegekräfte und Ärzte hätten die
       Arbeit im Intensivbereich aufgegeben – auch, weil sie es leid seien, sich
       für die Unvernunft von Impfgegnern abzurackern. (dpa)
       
       ## Lauterbach lobt Ampel-Pläne
       
       SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat [6][die Pläne von SPD, Grünen
       und FDP für ein Ende der gesetzlichen Corona-Sonderlage] begrüßt. „Das
       Eckpunktepapier wird der Bekämpfung der Corona-Pandemie gerecht. Es ist ein
       guter Kompromiss aus weiterhin möglichen Maßnahmen für die Länder und einer
       Absage an harte Einschnitte wie Lockdowns oder Ausgangssperren“, sagte
       Lauterbach der Rheinischen Post. „Niemand braucht mehr einen Lockdown oder
       Schulschließungen.“
       
       Die gesetzliche Sonderlage wegen der Corona-Pandemie soll nach Plänen der
       möglichen künftigen Regierungspartner SPD, Grüne und FDP zum 25. November
       enden. Für eine Übergangszeit bis zum 20. März 2022 soll stattdessen aber
       eine neue rechtliche Basis für Corona-Vorgaben geschaffen werden, wie die
       drei Fraktionen am Mittwoch mitteilten. Damit sollen die Länder weiterhin
       „weniger eingriffsintensive“ Maßnahmen anordnen können – unter anderem zu
       Masken oder Zugangsregeln nur für Geimpfte, Genesene und Getestete. (dpa)
       
       ## 117.000 weitere Ansteckungen in den USA
       
       In den USA steigt die Zahl der Neuinfektionen binnen eines Tages um mehr
       als 117.000 auf rund 45,84 Millionen. Das ergibt eine Reuters-Zählung auf
       Basis offizieller Daten der Gesundheitsbehörden. Die Zahl der Todesfälle in
       Zusammenhang mit dem Coronavirus steigt um mindestens 2.018 auf 743.903.
       Die deutlich ansteckendere Deltavariante des Virus hat Ökonomen zufolge das
       Wirtschaftswachstum in den USA im dritten Quartal wahrscheinlich deutlich
       gebremst. Vermutlich wird der auf Donnerstag vorgezogene Bericht des
       Handelsministeriums auch eine hohe Inflation zeigen. (rtr)
       
       ## Singapur meldet Rekordanstieg der Infektionszahlen
       
       Singapur verzeichnet nach Angaben des Gesundheitsministeriums (MOH) mit
       5.324 neuen Fällen binnen Tagesfrist die meisten Neuinfektionen seit Beginn
       der Pandemie. „Die Infektionszahlen sind heute ungewöhnlich hoch, was vor
       allem auf die vielen positiven Fälle zurückzuführen ist, die von den
       Testlabors innerhalb weniger Stunden am Nachmittag festgestellt wurden“,
       erklärt das MOH. Der ungewöhnliche Anstieg innerhalb eines relativ kurzen
       Zeitraums werde derzeit noch untersucht. Etwa 84 Prozent der Bevölkerung
       Singapurs sind geimpft. (rtr)
       
       ## Neuseeland lockert Einreiseregeln
       
       Das Corona-Vorzeigeland Neuseeland lockert ab dem 14. November erstmals
       seit Beginn der Pandemie seine Einreiseregeln. Jedoch dürfen weiterhin nur
       Staatsbürger und Menschen mit Wohnsitz in dem Pazifikstaat ins Land kommen.
       Statt 14 Tagen müssen sie demnächst nur noch sieben Tage in staatliche
       Quarantäne, bevor sie sich in eine dreitägige häusliche Isolation begeben.
       
       Weitere Lockerungen würden in Kraft treten, wenn 90 Prozent der Bevölkerung
       vollen Impfschutz gegen das Virus hätten, sagte der Minister zur Eindämmung
       der Corona-Pandemie, Chris Hipkins, am Donnerstag. Bislang sind 72 Prozent
       der fünf Millionen Einwohner vollständig geimpft.
       
       Wann Touristen wieder in den Inselstaat dürfen, ist aber noch unklar.
       Priorität bekämen weiterhin Menschen, die ein Recht hätten, ins Land zu
       kommen, so Hipkins. „In der Zwischenzeit ist meine Botschaft an alle
       Neuseeländer, egal ob sie hier oder im Ausland sind, sehr einfach: Lassen
       Sie sich impfen.“
       
       Insgesamt hat das Land bislang knapp 6.000 Infektionen verzeichnet. Zum
       Vergleich: In Deutschland wurden gut 4,5 Millionen Ansteckungen gezählt,
       zuzüglich unerkannter Fälle. (dpa)
       
       28 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
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