# taz.de -- Nato und Russland: Offene Konfrontation
       
       > Seemanöver und Truppenaufmärsche folgen auf die Ausweisung der russischen
       > Diplomaten durch die Nato. Gut war das Verhältnis noch nie.
       
 (IMG) Bild: Hat wenig Interesse an verbesserten Beziehungen zur Nato: Russlands Präsident Putin
       
       Als im März 1954, ein Jahr nach dem Tod des sowjetischen Diktators Stalin,
       im damaligen NATO-Hauptquartier in Paris der Vorschlag aus Moskau landete,
       doch über den Beitritt der Sowjetunion zum transatlantischen Bündnis
       nachzudenken, zeigte man sich dort verwundert. Der Wunsch der Sowjets wurde
       nach zwei Monaten Bedenkzeit freilich abgelehnt. Zu groß war die Angst der
       NATO, die Sowjets könnten aus dem Inneren heraus das Bündnis
       kompromittieren.
       
       Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion folgte eine Annäherung, die aber in
       einer großen Enttäuschung mündete, auf beiden Seiten. So zeigt sich die
       Allianz auch jetzt verwundert, weil Russland seine Vertretung am
       NATO-Hauptquartier geschlossen hat, nachdem das Bündnis acht russischen
       Diplomaten die Akkreditierung entzogen hatte, weil es diese für Spione
       hält. Die Verwunderung wirkt allerdings aufgesetzt. Die Partner haben sich
       seit Jahren wenig bis nichts zu sagen.
       
       Die [1][Diplomaten-Ausweisung] und die Schließung der russischen Vertretung
       sind letztlich das Eingeständnis dieser Wortlosigkeit. Damit wird ein Tod
       konstatiert, lange nachdem er eingetreten war. Spätestens seit der
       [2][Ukraine-Krise] sind die Beziehungen zwischen der NATO und Russland am
       Boden. Moskau liegt – trotz seiner halbherzig vorgetragenen
       Verlautbarungen, man sei offen für einen Dialog – wenig daran, etwas an dem
       Bruch ändern zu wollen. Und wenn, dann bitteschön nach russischen
       Bedingungen.
       
       Weil es scheint, dass die NATO nicht sonderlich bereit ist, diese
       Bedingungen auch nur zu prüfen, wendet es sich beleidigt ab. „Wenn ihr
       nicht wollt, wollen wir eben auch nicht. Und was ihr danach von uns denkt,
       ist uns auch egal“, ist die immer stärkere Haltung Russlands, nicht nur
       gegenüber der Allianz, sondern gegenüber dem Westen allgemein.
       
       [3][Moskau hat die NATO] seit jeher als einen verlängerten Arm der USA
       empfunden. Diese Feindseligkeit verkauft es vor allem nach innen. Das
       Narrativ, von der NATO eingekreist zu sein und deshalb wehrhaft dagegen
       zusammenstehen zu müssen, pflegt Moskau durchaus erfolgreich. Die jüngste
       diplomatische Auseinandersetzung ist die Verstärkung der russischen
       Konfrontation mit dem Westen. Eine Krise ist es nicht.
       
       24 Oct 2021
       
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