# taz.de -- Bayern München vor dem Ligastart: Souverän geht anders
       
       > Mit dem üblichen Triple-Anspruch startet der FC Bayern. Aber ohne einen
       > Sieg in der Vorbereitung, ohne Boateng und Alaba und mit neuem Trainer.
       
 (IMG) Bild: Julian Nagelsmann (o.) und sein teures Ensemble
       
       Es ist ein Gefühl der Überlegenheit, das fast jeder neue Trainer beim FC
       Bayern ziemlich schnell kennenlernt. So schlecht kann die Vorbereitung auf
       die neue Saison gar nicht laufen, dass nicht das eine oder andere
       Erfolgserlebnis dabei ist. Zumindest in einem Testspiel gegen eine
       unterklassige Mannschaft geht in der Regel auch ohne noch im Urlaub
       befindliche vielbeschäftigte Nationalspieler nichts schief.
       
       Dieses Mal aber gab es keine Trainingsspielchen in der Provinz, und auch
       die Partie der 1. DFB-Pokalrunde musste wegen mehrerer Coronafälle beim
       Gegner [1][Bremer SV] auf den 25. August verschoben werden. Dieses Mal gab
       es nur Partien gegen Ligakonkurrenten (1. FC Köln und Borussia
       Mönchengladbach) und internationale Spitzenklubs (Ajax Amsterdam, SSC
       Neapel) – und dabei sprang kein einziger Sieg heraus für die Münchner und
       Julian Nagelsmann.
       
       Erklärungen gibt es ein paar, aber die will der neue Trainer gar nicht mehr
       groß thematisieren. Sie liegen ohnehin auf der Hand. Die Vorbereitung
       startete Nagelsmann mit Nachwuchsspielern, Profis aus der zweiten Reihe und
       Neuzugang Dayot Upamecano als vielleicht einzigem Stammelf-Kandidaten.
       Die EM-Fahrer kehrten ab Mitte Juli zurück, die letzten erst vor gut zwei
       Wochen, und womöglich wird deshalb der eine oder andere Leistungsträger der
       vergangenen Jahre beim Auftakt am Freitag gegen Borussia Mönchengladbach
       noch fehlen.
       
       Trotzdem rumort es bereits ein wenig im Umfeld. Mit Siegen am Freitag und
       vier Tage später im Supercup gegen Dortmund wären „uns die Fans auch
       wohlgesonnen“, sagt Nagelsmann. „Dann kann man angreifen.“ Die Ziele sind
       klar – und jedes Jahr die gleichen bei den Münchnern. Meisterschaft, Pokal,
       Champions League – möglichst alle drei Titel gewinnen, aber auf jeden Fall
       die Bundesliga als Erster abschließen. „Die Mannschaft weiß, dass die
       anderen kein großes Interesse daran haben, dass wir zum zehnten Mal in
       Folge oben stehen. Sie werden alles versuchen, uns da wegzukriegen“, sagt
       der neue Vorstandschef Oliver Kahn.
       
       ## Qualität wurde eingebüßt
       
       Aber tatsächlich stehen die Chancen so gut wie schon lange nicht mehr für
       die Konkurrenz, die Münchner Vorherrschaft zu beenden, zumindest für ein
       Jahr. Der Kader ist zwar groß genug, aber ist er auch in der Breite gut
       genug? Mit dem Weggang von [2][David Alaba und Jérôme Boateng] haben die
       Bayern Qualität eingebüßt, aber in Upamecano nur eine aktuelle Verstärkung
       geholt.
       
       Man werde den Markt beobachten, solange das Transferfenster offen ist,
       sagte Nagelsmann. Das müsse man als FC Bayern immer machen. Aber man werde
       „nicht jeden Preis mitgehen und mitgehen wollen“, versicherte er vor ein
       paar Tagen im Interview mit dem Bayerischen Fernsehen. Das gelte sowohl bei
       einer Neuverpflichtung als auch bei der Weiterbeschäftigung etablierter
       Spieler.
       
       Aber da haben die Bayern selbst Begehrlichkeiten geweckt mit ihrem sehr
       großzügigen Vertrag für Leroy Sané vor einem Jahr. Andere Spieler wie
       Joshua Kimmich oder Leon Goretzka erheben nun ebenfalls Anspruch auf dieses
       Gehaltssegment – und da stößt selbst ein finanziell so gut gestellter
       Verein wie der FC Bayern an seine Grenzen. Präsident Herbert Hainer hat
       bereits wissen lassen, dass es womöglich noch Bewegung im Kader gebe, aber
       „keine ganz großen Transfers mehr“. Innenverteidiger Upamecano mit gut 42
       Millionen Euro Ablöse bleibt somit wohl der teuerste Einkauf der Münchner
       in diesem Sommer.
       
       Und dann ist noch der Trainer, von dem man noch nicht genau weiß, ob er
       tatsächlich beim FC Bayern funktioniert. Nagelsmann war der
       Wunschkandidat, und ohne Zweifel ist er hochtalentiert, selbstbewusst, hat
       ein gutes Gespür für Spieler und schaffte es bisher auch, diese
       weiterzuentwickeln – bei Hoffenheim und Leipzig. Aber er hat eben noch nie
       ein Starensemble trainiert – und noch keinen Titel gewonnen als
       Profitrainer. Es wird viel davon abhängen, wie gut er als Moderator ist.
       Den „Zampano“, versprach er bereits, werde er sicher nicht spielen. Er will
       sich nicht verstellen, sonst „wirst du nicht glücklich und wirst auch nie
       die beste Leistung bringen können“. Und das ist das, was am Ende zählt. Vor
       allem beim FC Bayern.
       
       12 Aug 2021
       
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