# taz.de -- Fallzahlen steigen, Impftempo sinkt: Corona-Sorgen wachsen wieder
       
       > De Infektionszahlen steigen exponentiell, die Zahl der Impfungen geht
       > deutlich zurück. Das RKI warnt vor erneut vollen Intensivstationen im
       > Winter.
       
 (IMG) Bild: Erfolgreich da, wo die Menschen sind: Corona-Impfung bei einem Musikfestival in Bayern am 17. Juli
       
       Angesichts schnell steigender Corona-Infektionen und deutlich sinkender
       Impfzahlen wächst in der Politik die Sorge, dass eine neue Coronawelle im
       Herbst erneut schlimme Folgen haben könnte. „Die Infektionszahlen steigen
       seit einigen Tagen wieder, und zwar mit einer deutlichen und, wie ich
       finde, auch besorgniserregenden Dynamik“, hatte Bundeskanzlerin Angela
       Merkel am Donnerstag [1][bei ihrer traditionellen Sommer-Pressekonferenz]
       erklärt. Und hinzugefügt: „Die Überlastung des Gesundheitssystems zu
       verhindern, ist und bleibt Richtschnur unseres Handelns.“
       
       Derzeit liegt die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen im
       7-Tage-Mittel mit gut 1.500 zwar noch auf einem niedrigen Niveau, doch seit
       dem Tiefstand vor drei Wochen hat sich der Wert fast verdreifacht. Zuletzt
       betrug die wöchentliche Wachstumsrate etwa 50 Prozent, was einer
       Verdopplung der Werte innerhalb von zwölf Tagen entspricht. Wenn es bei
       diesem Wachstumstempo bliebe, würde die 7-Tage-Inzidenz, die derzeit bei 13
       liegt, in fünf Wochen wieder den Wert von 100 übersteigen und in neun
       Wochen bei 500 liegen.
       
       Gleichzeitig ändert sich aber die Aussagekraft der Inzidenz, weil die
       Gruppen mit dem höchsten Risiko – Menschen, die älter als 60 sind oder
       Vorerkrankungen haben – bereits zu einem Großteil vollständig geimpft sind.
       Dadurch [2][sinkt sowohl das Risiko], sich mit Corona zu infizieren, als
       auch die Gefahr schwerer oder tödlicher Verläufe, falls es dennoch zu einer
       Infektion kommt. Doch die Hoffnung, durch eine hohe Impfquote einen Anstieg
       bei der Zahl der Intensivpatienten und Toten komplett zu verhindern, wird
       sich voraussichtlich nicht erfüllen.
       
       Das zeigen Zahlen aus Großbritannien, wo der Anstieg der Infektionszahlen
       schon deutlich früher begann. Nachdem sich diese im Juni innerhalb eines
       Monats versechsfacht hatten, steigen trotz hoher Impfquote dort nun auch
       die anderen Werte – auf niedrigem Niveau, aber ebenfalls schnell: Die Zahl
       der Coronapatient*innen in Krankenhäusern hat sich innerhalb eines
       Monats verdreifacht, die der Coronatoten vervierfacht.
       
       In Deutschland, wo die Infektionszahlen erst seit zwei Wochen steigen, ist
       bei den Corona-Intensivpatient*innen und -Toten noch kein Anstieg zu sehen,
       aber eine deutliche Verlangsamung des bisherigen Rückgangs hin zu einer
       Stagnation. Dabei dürfte es aber nicht bleiben, wie neue Berechnungen des
       Robert Koch-Instituts [3][(hier als pdf)] zeigen: Falls die Kontaktzahl
       nicht verringert wird und bei den 12- bis 59-Jährigen nur eine Impfquote
       von 75 Prozent erreicht wird, könnte die Zahl der gleichzeitig behandelten
       Corona-Intensivpatient*innen im Dezember wieder auf 6.000 steigen, was etwa
       dem Höchststand bei der dritten Welle entspräche, berichtete das RKI am
       Donnerstag. Bei reduzierten Kontakten und einer Impfquote von 95 Prozent
       könnte sie dagegen unter 1.000 bleiben.
       
       Dass eine solche Impfquote erreicht wird, scheint aber praktisch
       ausgeschlossen; selbst die 75 Prozent, die lange als Untergrenze galten,
       sind derzeit fraglich. Denn bisher sind von den Menschen zwischen 18 und 59
       erst 61 Prozent mindestens einmal geimpft, bei den 12- bis 17-Jährigen sind
       es knapp 18 Prozent. Zugleich lässt das Impftempo stark nach: In der
       vergangenen Woche fanden in Deutschland nur noch 3,4 Millionen Impfungen
       gegen Corona statt, obwohl allein von Biontech und Moderna über 4,6
       Millionen Dosen geliefert wurden und es zudem größere Reserven aus den
       Vorwochen gibt.
       
       ## Eindringlicher Appell fürs Impfen
       
       Vielerorts sind Impfungen darum inzwischen ohne Termin möglich.
       Niedrigschwellige Angebote an öffentlichen Plätzen sollen in den nächsten
       Wochen deutlich ausgeweitet werden. Merkel warb bei ihrer
       Sommer-Pressekonferenz noch einmal eindringlich fürs Impfen. „Je mehr
       geimpft sind, umso freier werden wir wieder sein“, sagte die Kanzlerin. An
       alle, die bereits geimpft sind, appellierte sie, Freunde, Verwandte und
       Kolleg*innen davon zu überzeugen.
       
       Doch Impfen allein wird nicht reichen, resümiert das Robert Koch-Institut
       in seinem jüngsten Szenariopapier. Masken, Abstand und Lüften blieben
       aufgrund der steigenden Zahlen wichtig; Schüler*innen sollten künftig
       zudem mit den zuverlässigeren PCR-Tests getestet werden. Ein erneuter
       Lockdown kommt in den Überlegungen dagegen bisher nicht vor.
       
       23 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Merkels-letzte-Sommerpressekonferenz/!5785105
 (DIR) [2] /Impfdurchbrueche-bei-Covid-19/!5785107
 (DIR) [3] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Downloads/Vorbereitung-Herbst-Winter.pdf?__blob=publicationFile
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
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