# taz.de -- American Football in Hamburg: Fieldgoal-Fest im Regen
       
       > Die Hamburg Sea Devils sind erster Playoff-Teilnehmer der neuen European
       > League of Football. Am Samstag besiegen sie die Barcelona Dragons mit
       > 22:17.
       
 (IMG) Bild: Sebastian Bowen (l) und Alex Gonzalez (r) tackeln den Hamburger Julian Ampaw
       
       Hamburg taz | Julian Ampaw bricht durch die sich gegenseitig blockenden,
       massigen Linienleute durch, das Football-Ei liegt geborgen in seiner
       Armbeuge. Kein Verteidiger hält ihn auf, er sprintet nach rechts davon. Er
       kann über 20 Yards nahe dem Seitenaus entlang rennen, bevor ihn ein Spieler
       von Barcelona ins Aus schubst. Hamburg befindet sich nun nah an der
       gegnerischen Endzone, jenem Bereich, der sechs Punkte verspricht, sollte es
       den Sea Devils gelingen, den Ball dorthin zu bringen. Touchdown nennt sich
       das.
       
       Es regnet sehr viel an jenem Abend im gut besuchten Stadion Hoheluft, der
       Heimspielstätte der Sea Devils in der [1][European League of Football]
       (ELF). Es ist die erste Saison dieser Liga, die sich vor allem aus
       Unzufriedenheit gegenüber der deutschen American-Football-Bundesliga GFL
       gegründet hat. Entsprechend kommen sechs der anfänglich acht Teams aus
       Deutschland. Dazu kommen die Barcelona Dragons und die Wrocław Panthers aus
       Breslau.
       
       [2][Kritik an der Liga] gab es dann auch direkt von der GFL, die der ELF
       vorwarf, ihr Spieler, Trainer und Manager abzuwerben. Offensichtlich jedoch
       nicht genügend von ihnen, denn kurz vor Start der ersten Saison suchten
       manche Mannschaften der ELF noch nach Spielern und Trainern oder hatten
       noch gar nicht zusammen trainiert.
       
       Ebenso holprig wie die Liga starten auch die Sea Devils in ihre Partie. Nur
       ein paar Spielzüge nach Ampaws starkem Lauf wirft Quarterback Jadrian Clark
       den Ball in die Endzone zu Wide Receiver Lukas Rehder. Jedoch rutscht
       diesem der nasse Ball aus den Fingern und direkt in die Arme seines
       Verteidigers Lucas Masero. Der spritzt davon und wird erst 15 Yards weiter
       gefällt. So schnell wird aus einem Beinahe-Touchdown ein Ballverlust.
       
       ## Fehler an Fehler
       
       Bei beiden Teams reihen sich Fehler an Fehler. Hamburgs Clark wirft das Ei,
       15 Yards vor der gegnerischen Endzone, unbedrängt in die Arme von
       Barcelonas Niko Lester, der den Ball 95 Yards weit bis in Hamburgs Endzone
       trägt, während seine Mitspieler ihm den Weg freiblocken: defensiver
       Touchdown.
       
       Ein anderes Mal, kurz vor Ende der ersten Halbzeit, ist der Angriff von
       Barcelona eigentlich schon gestoppt, doch Hamburg foult, wodurch sie 15
       Yards Strafe bekommen. In Folge läuft Barcelonas Quarterback Zach Edwards
       zur Endzone und überschlägt sich in sie hinein, weil ihm die Beine
       abgeräumt werden. 17:10-Pausenrückstand für Hamburg.
       
       Die Sea Devils hatten bislang vier Siege in vier Spielen geholt. Mit einem
       Sieg gegen Barcelona würden sie sich vorzeitig für die Playoffs
       qualifizieren, die im September stattfinden. Architekt des Erfolgsteams,
       das mit seinem Namen an die erfolgreiche Mannschaft der NFL Europe vor 15
       Jahren erinnert, ist Manager Max Paatz, der vorher bei den Elmshorn
       Fighting Pirates war, die in die GFL aufgestiegen waren. Viele der
       Elmshorner Spieler spielen jetzt bei Hamburg.
       
       Die Kritik der GFL sei daher „erwartet“, sagt Paatz. Bei der GFL habe aber
       „Missmanagement stattgefunden“ und die neue Liga sei nun das Ergebnis
       dessen. In den vergangenen Jahren sind die Zuschauerzahlen für die in
       Deutschland zu sehenden amerikanischen NFL-Spiele stetig gewachsen. Das hat
       zu großem Zuwachs in den Vereinen geführt. Dennoch habe der Sport insgesamt
       stagniert, sagt Paatz: „Was ich vermisst habe: Weiterentwicklung der
       Organisation und Strukturen des Verbands, fehlende Vermarktungsstruktur,
       kein übergeordnetes Ligasponsoring, wenig attraktive Sponsorenpakete.“
       
       Die ELF will es besser und anders machen und orientiert sich in Regeln und
       Strukturen dabei an der NFL. Es gibt Gehaltsgrenzen, die für einen
       ausgeglichenen Wettbewerb sorgen sollen und keinen Auf- oder Abstieg.
       Außerdem eine „vernünftige mediale Präsentation“, sagt Paatz.
       
       ## Die Chancen stehen gut
       
       Am Ende muss aber zunächst das sportliche Produkt passen. Das tut es
       zumindest zwischen Hamburg und Barcelona. Die Sea Devils gewinnen
       schließlich knapp mit 22:17, wobei ganze 15 Punkte durch ihren Kicker
       Phillip Andersen kommen, der fünf Field Goals schießt.
       
       Ob das Modell der ELF strukturell und finanziell trägt, muss sich erst
       zeigen. In den kommenden Jahren jedenfalls will sie kräftig wachsen. Dafür
       steht sie laut eigenen Aussagen schon mit verschiedenen europäischen
       Mannschaften in Verhandlung. Für diese Saison stehen die Chancen immerhin
       nicht schlecht, dass Hamburg der erste Champion der Liga wird.
       
       1 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://europeanleague.football/
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