# taz.de -- Gespräche zwischen Nord- und Südkorea: Ein Minimaldialog, immerhin
       
       > Die erneute Kommunikation zwischen Nord- und Südkorea gibt den Menschen
       > eine kleine Hoffnung. Und sie drosselt die Gefahr einer Eskalation.
       
 (IMG) Bild: Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un bei einem Raketentest 2019
       
       Nordkorea mag bei seinem Annäherungsversuch an Südkorea vieles im Sinn
       haben: Vielleicht geht es um kurzfristige Hilfslieferungen für das
       [1][wirtschaftlich desolate Land], das sich durch Isolation, Misswirtschaft
       und Missernten in einem katastrophalen Zustand befindet. Nichtsdestotrotz
       wird Kim Jong Un nicht an dem grundsätzlichen Problem rütteln: seinem
       Atomprogramm.
       
       Dafür hat der Machthaber durchaus Gründe: Denn der US-Regierung kann
       Pjöngjang nicht über den Weg trauen. Das hat Washington in seinem Umgang
       mit Libyen und dem [2][Iran] genügend unter Beweis gestellt. Gleichzeitig
       weiß das Kim-Regime auch, dass in acht Monaten in Südkorea
       Präsidentschaftswahlen anstehen. Jede Annäherung mit einem konservativen
       Staatschef in Seoul wäre ohnehin null und nichtig.
       
       Natürlich ist es dennoch erfreulich, wenn die beiden Staaten wieder direkt
       miteinander kommunizieren. Die letzten militärischen Auseinandersetzungen
       liegen nur wenige Jahre zurück. Die angespannte Situation hätte jederzeit
       kippen können. Die Gefahr einer Eskalation ist deutlich größer, solange
       keine direkte Kommunikation stattfindet.
       
       Der große Leidtragende in diesem Konflikt ist zweifelsohne das koreanische
       Volk, welches – als Spielball der Großmächte – seit Jahrzehnten in Trennung
       leben muss. Doch während Südkorea sich zu einer hochmodernen Wirtschaft mit
       dynamischer Demokratie und kultureller Anziehungskraft entwickelt hat,
       leben die Nordkoreaner in einem diktatorischen Schurkenstaat, in bitterer
       Armut und intellektueller Einöde.
       
       Die Chance, dass sich ihre Situation schon bald verbessern könnte, ist
       überaus gering: Sowohl [3][China] als auch die Vereinigten Staaten und
       [4][Japan] haben durchaus Interesse an diesem tragischen Status quo, der
       immerhin Stabilität verspricht.
       
       Peking kommt der Pufferstaat vor Südkorea gelegen, wo schließlich dort auch
       US-Soldaten stationiert sind. Washington hingegen wird keine Zugeständnisse
       machen, solange Diktator Kim sein Atomarsenal – und damit seine
       Lebensversicherung – nicht aufgibt. Und Tokio hat kein Interesse am
       Wettbewerb mit einem vereinten und wirtschaftlich erstarkenden Korea. Für
       die Menschen ist der neue Gesprächsfaden zwischen Seoul und Pjöngjang
       dennoch ein Hoffnungsschimmer. Mehr ist derzeit nicht machbar.
       
       27 Jul 2021
       
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