# taz.de -- Nach Präsidentenmord in Haiti: Vier „Söldner“ erschossen
       
       > Nach der Ermordung des haitianischen Präsidenten Moïse kommt der
       > UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Vier
       > Verdächtige wurden inzwischen getötet.
       
 (IMG) Bild: Vor der Residenz des Ex-Präsidenten am Mittwoch in Port-au-Prince
       
       Port-au-Prince afp | Nach der Ermordung des haitianischen Präsidenten
       Jovenel Moïse sind mehrere Verdächtige getötet worden. Vier „Söldner“ seien
       am Mittwoch erschossen und zwei weitere festgenommen worden, teilte die
       Polizei mit. Das [1][Attentat auf Moïse] löste international Bestürzung aus
       und dürfte die Krise in dem von Instabilität und großer Armut geprägten
       Karibikstaat noch verschärfen. Am Donnerstag befasst sich der
       UN-Sicherheitsrat mit der Lage in dem Land.
       
       Die Beamten hätten direkt nach dem Anschlag die Verfolgung der mutmaßlichen
       Täter aufgenommen, sagte der Chef der Nationalpolizei, Leon Charles. Drei
       Polizisten, die als Geiseln genommen worden seien, seien befreit worden.
       Der Einsatz in der Hauptstadt Port-au-Prince dauere an. Die Polizei machte
       keine Angaben zur Identität der mutmaßlichen Angreifer oder zu möglichen
       Tatmotiven.
       
       Moïse war in der Nacht zum Mittwoch in seinem Haus in Port-au-Prince
       erschossen worden. Seine Frau Martine, die bei dem Attentat verletzt wurde,
       wurde zur Behandlung nach Miami ausgeflogen. Sie sei außer Lebensgefahr,
       sagte Regierungschef Claude Joseph am Mittwochabend im Fernsehen. Ihr
       Zustand sei „stabil“.
       
       Joseph hatte nach dem Attentat eine Sondersitzung des Kabinetts einberufen.
       „Wir haben entschieden, im ganzen Land den Belagerungszustand auszurufen“,
       verkündete er anschließend. Die Regierung bekommt damit für zwei Wochen
       zusätzliche Befugnisse.
       
       ## Zweiwöchige Staatstrauer ab Donnerstag
       
       Die Ermordung Moïses werde nicht „straffrei“ bleiben, betonte Joseph, der
       zudem eine zweiwöchige Staatstrauer ab Donnerstag ankündigte und die
       Bevölkerung zur Ruhe aufrief. Polizei und Armee würden für Ordnung sorgen,
       versicherte er. Der Flughafen in Port-au-Prince wurde geschlossen.
       
       Der Regierungschef hatte kurz nach der Ermordung des Präsidenten gesagt,
       bei den Angreifern handele es sich um Englisch und Spanisch sprechende
       „Ausländer“. Haitis Botschafter in den USA, Bocchit Edmond, sprach von
       „professionellen“ Söldnern, die sich als Mitarbeiter der
       US-Drogenvollzugsbehörde ausgegeben hätten.
       
       International löste der Anschlag auf Moïse Entsetzen aus. Das Auswärtige
       Amt in Berlin äußerte sich „bestürzt“. US-Präsident Joe Biden sprach von
       einem „verabscheuungswürdigen Akt“.
       
       Der UN-Sicherheitsrat rief die Politik in dem Karibikstaat zu Mäßigung auf.
       Es gelte alles zu vermeiden, was die Lage weiter destabilisiere, erklärte
       der Sicherheitsrat. Alle politischen Kräfte müssten sich in Zurückhaltung
       üben. Der Sicherheitsrat verurteilte das Attentat auf Moïse und forderte
       die strafrechtliche Verfolgung der Angreifer.
       
       Diplomaten zufolge befasst sich der UN-Sicherheitsrat am Donnerstag in
       einer Dringlichkeitssitzung mit dem Präsidentenmord. Das von den USA und
       Mexiko beantragte Treffen findet demnach hinter verschlossenen Türen statt.
       
       Die Dominikanische Republik, die wie Haiti auf der Insel Hispaniola in der
       Karibik liegt, gab nach dem Attentat eine sofortige Schließung der Grenze
       bekannt.
       
       Moïses Ermordung fällt in eine politisch heikle Zeit in Haiti. Der
       53-Jährige hatte das Land zuletzt per Dekret regiert, nachdem eine für 2018
       geplante Parlamentswahl unter anderem wegen Protesten gegen ihn verschoben
       worden war. In den vergangenen vier Jahren wechselte Moïse vier Mal den
       Regierungschef aus. Erst am Montag hatte er die Ernennung des neuen
       Regierungschefs Ariel Henry bekannt gegeben, der Joseph nach nur drei
       Monaten im Amt ablösen sollte.
       
       Die USA riefen am Mittwoch dazu auf, die für September vorgesehen
       Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Haiti wie geplant abzuhalten.
       Dadurch könne wieder ein funktionierendes Parlament eingesetzt und eine
       friedliche Machtübergabe an einen neuen Präsidenten ermöglicht werden,
       sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price.
       
       ## Streit um Mandat
       
       Die Opposition warf dem Präsidenten vor, unrechtmäßig an seinem Mandat
       festzuhalten. Moïse, der sein Amt im Februar 2017 angetreten hatte, hatte
       stets argumentiert, seine Amtszeit ende regulär im Februar 2022. Aus Sicht
       seiner politischen Gegner lief Moïses Mandat dagegen bereits im Februar
       dieses Jahres ab. Der Grund für den Streit ist die Annullierung des
       Ergebnisses von Moïses erster Wahl im Jahr 2015 aufgrund von
       Betrugsvorwürfen. Ein Jahr später wurde er dann erneut gewählt.
       
       Zu der politischen Krise hinzu kommt die weit verbreitete Gewalt in Haiti.
       In den vergangenen Monaten mehrten sich in dem ärmsten Land auf dem
       amerikanischen Kontinent Entführungen und Lösegeldforderungen.
       
       Moïse, der sich vor seinem Eintritt in die Politik einen Namen als
       erfolgreicher Unternehmer gemacht hatte, war mit dem Versprechen
       angetreten, die Armut zu bekämpfen und das auch von Naturkatastrophen
       heimgesuchte Land wieder aufzubauen. Kritiker warfen ihm jedoch bis zuletzt
       vor, die zahlreichen Krisen im Land nicht anzugehen.
       
       8 Jul 2021
       
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