# taz.de -- „Niemand wird als Gründer geboren“
       
       > Unternehmensberaterin Monika Schuhmacher über männlich dominierte
       > Start-ups und die Chancen und Risiken von Firmengründungen
       
       Frau Schuhmacher, es heißt immer, in Deutschland gebe es keinen richtigen
       Gründergeist. Stimmt das? 
       
       Monika Schuhmacher: Nein, überhaupt nicht. Ich sehe den Gründergeist auch
       in Deutschland. Wir sind hierzulande nur nicht so gut darin, ein
       erfolgreiches Ökosystem für Gründer zu kreieren. Man muss einfach sagen,
       dass in anderen Ländern die Rahmenbedingungen immer noch besser sind. Zum
       Beispiel verlässt in Amerika niemand die Highschool, ohne ein
       Gründungsprojekt entwickelt und einen Businessplan hierfür verfasst zu
       haben. So weit sind wir in Deutschland nicht.
       
       Welche Voraussetzungen sind nötig, damit ein Start-up funktioniert? 
       
       Zunächst muss es am Markt eine Nachfrage und ein Interesse geben. Damit
       Ausgründungen funktionieren, sollten sowohl Unternehmen als auch
       Universitäten diese aktiv unterstützen – da gibt es ein paar positive
       Beispiele in Deutschland, aber leider noch nicht genug.
       
       Die rechtlichen Rahmenbedingungen und die politische Unterstützung sind
       ebenfalls wichtig. Außerdem sollten ehemalige GründerInnen neuen
       GründerInnen zur Seite stehen. Bei diesem Aspekt holen wir in Deutschland
       gerade auf.
       
       Wie sieht es mit Geld aus? Kann man sich ohne Finanzpolster eine solches
       Wagnis überhaupt erlauben? 
       
       Es ist ein Irrglaube, dass man viel Geld haben muss – ein bisschen
       natürlich schon, aber dafür genügen am Anfang oft das eigene Geld, Freunde
       und Familie. Wenn Sie größere Investitionen benötigen, müssen Sie auf die
       Suche nach Kapitalgebern gehen und einen vernünftigen Pitch abliefern. Aber
       auch das kann man lernen. Es gibt unzählige Angebote, die sich mit diesem
       Thema befassen.
       
       Warum sind es vor allem Männer, die Start-ups gründen? 
       
       Nur 13 Prozent aller Gründungen sind mit Frauen – das heißt, dass Frauen
       mit dabei sind. Rein weibliche Gründungsteams sind noch seltener.
       Vielleicht liegt es daran, dass Frauen eher mentale Unterstützung benötigen
       und diese oft nicht bekommen. Beim Pitch werden Frauen aber auch
       nachweislich andere Fragen gestellt, nämlich solche, die sie in die
       Defensive drängen. Außerdem werden technologiegetriebene Fächer immer noch
       vor allem von Männern studiert.
       
       Wie viele Gründungen scheitern? 
       
       90 Prozent. Oder anders gesagt: Von zehn Start-ups schafft es eins. Das ist
       aber gar nicht schlimm. Niemand wird als Gründer geboren. Wir sollten
       Rückschläge als Lernprozess begreifen. Die nächste Gründung wird dann
       besser. Deshalb lautet mein Tipp: Gründen Sie Ihr erstes Start-up schon im
       Studium! Interview: Steve Przybilla
       
       15 Jul 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steve Przybilla
       
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