# taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: WHO-Zulassung für Vakzin aus China
       
       > Behörde erteilt Notfallzulassung für Impfstoff Sinopharm. Zweite
       > AstraZeneca-Dosis schon nach vier Wochen möglich. Lockerungen für
       > Geimpfte ab Sonntag.
       
 (IMG) Bild: Hat jetzt auch 'ne Zulassung: Sinopharm
       
       ## WHO-Notfallzulassung für chinesischen Corona-Impfstoff von Sinopharm
       
       Als erste chinesische Firma erhält [1][Sinopharm] eine Notfallzulassung der
       Weltgesundheitsorganisation (WHO) für ihren Corona-Impfstoff. Die
       Entscheidung teilte die WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag in
       Genf mit. Damit können UN-Organisationen das Mittel kaufen und verteilen.
       China hat dem internationalen UN-Impfprogramm Covax, auf das sich viele
       ärmere Länder verlassen, im Februar bereits zehn Millionen Dosen
       versprochen.
       
       Der unabhängige Beraterstab SAGE habe den Impfstoff für Menschen über 18
       Jahre freigegeben, sagte Tedros. Es seien zwei Dosen für den vollen
       Impfschutz nötig. Die Wirksamkeit gibt SAGE mit 79 Prozent an.
       
       Eine WHO-Notfallzulassung (EUL – Emergency Use Listing) gibt es bereits für
       die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Astrazeneca, Janssen/Johnson &
       Johnson und Moderna. Ein zweiter chinesischer Impfstoff, von Sinovac, wird
       von der WHO noch geprüft, ähnlich wie andere Impfstoffe, darunter der
       russische Stoff Sputnik V und das Mittel des US-Konzerns Novavax.
       
       Für die EU, die USA und andere Länder mit Regulierungsbehörden hat die
       Notfallzulassung der WHO keine Bedeutung. Sie prüfen Wirkstoffe selbst und
       entscheiden über eine Zulassung. Aber Länder, die keine Kapazitäten für
       eigene wissenschaftlichen Prüfungen haben, nutzen die WHO-Qualitätsprüfung
       als Grundlage für ihre eigene Zulassung.
       
       Für die Notfallzulassung prüfen WHO-Experten Sicherheit und Wirksamkeit
       unter anderem mithilfe der eingereichten Phase II und Phase III-Studien.
       Sie inspizieren auch den Herstellungsprozess und die Risikovorkehrungen.
       Die Firmen verpflichten sich, weiterhin alle relevanten Daten an die WHO zu
       liefern.
       
       China hat nach offiziellen Angaben bereits mehr als 200 Millionen Dosen
       Impfstoffe im eigenen Land verabreicht, darunter von Sinopharm, Sinovac und
       andere heimischen Herstellern. Mehr als 100 Millionen Dosen seien ins
       Ausland geliefert worden. Genannt werden rund 80 Länder und drei
       internationale Organisationen. Peking machte keine Angaben darüber, ob der
       Impfstoff gratis oder zu reduzierten Preisen abgegeben wurde.
       
       Wie die meisten Hersteller nennt auch Sinopharm selbst keine Preise. Die
       werden je nach Mengenabnahme und Empfänger individuell ausgehandelt. Das
       Gesundheitsportal der renommierten Genfer Universität Graduate Institute
       nennt in einer Tabelle mit Schätzungen, die auf abgeschlossenen Verträgen
       basieren, zwischen 18,55 und fast 35,72 Dollar pro Dosis des Impfstoffs von
       Sinopharm. Damit wäre er teurer als der von Biontech/Pfizer, der in der
       Tabelle mit 6,75 und 23,50 Dollar (19,50 Euro) angegeben ist.
       
       Wie bei den anderen Impfstoffen können auch bei einer Impfung mit dem
       Mittel von Sinopharm leichte Nebenwirkungen auftreten, etwa, dass Geimpfte
       sich schlapp fühlen. „Ich habe keinerlei Nebenwirkungen gespürt“, sagte ein
       62-Jähriger Deutscher, der in Peking arbeitet und mit Sinopharm geimpft
       wurde. Er fühle sich sicherer, sollte es zu einer erneuten Häufung von
       Fällen in China kommen. „Vor allem hoffen wir, dass es für Geimpfte bald
       Reiseerleichterungen geben wird, so dass wir wieder nach Deutschland reisen
       können.“ Je nach Beruf ist die Ausreise und Rückkehr nach China zurzeit
       schwierig bis unmöglich. In jedem Fall müssen Rückkehrer zwei Wochen in ein
       Quarantänehotel. (dpa)
       
       ## AstraZeneca-Zweitimpfung schneller
       
       In der kommenden Woche sollen eine Million AstraZeneca-Dosen an die
       Arztpraxen in Deutschland geliefert werden, die dann ohne Priorisierung
       vergeben werden. Das kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am
       Freitag in Berlin an. Am Vortag hatten Bund und Länder die Priorisierung
       mit einer festen Vorrangliste für diesen Impfstoff aufgehoben. Künftig ist
       es dem Arzt in Absprache mit dem Impfling auch freigestellt, den Abstand
       für eine AstraZeneca-Zweitimpfung von zwölf auf bis zu vier Wochen zu
       verkürzen.
       
       Spahn betonte: „Die Wirksamkeit ist umso höher, desto länger der Abstand
       zwischen Erst- und Zweitimpfung ist.“ Die Wirksamkeit einer zweimaligen
       Impfung im Abstand von vier bis acht Wochen liegt laut Studien bei 50,4
       Prozent, bei zwölf und mehr Wochen bei bis zu 82,4 Prozent.
       
       Wer allerdings in einem Impfzentrum bereits eine Erstimpfung mit
       AstraZeneca hinter sich hat und einen Zweittermin zwölf Wochen später fest
       gebucht hat, kann etwa in Berlin den Zweittermin im Impfzentrum in der
       Regel nicht vorverlegen lassen. (mit dpa)
       
       ## Mehr Freiheiten für Geimpfte und Genesene ab Sonntag
       
       Vollständig Geimpfte und von einer Corona-Erkrankung Genesene genießen ab
       Sonntag wieder mehr Freiheiten. „Die Verordnung kann jetzt am Sonntag in
       Kraft treten“, sagte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) am
       Freitag, nachdem auch der Bundesrat der entsprechenden Regelung der
       Bundesregierung zugestimmt hat. „Geimpfte und Genesene brauchen dann keinen
       negativen Test mehr, wenn sie zum Beispiel einkaufen oder zum Friseur gehen
       oder einen botanischen Garten besuchen“, erklärt Lambrecht. „Wer geimpft
       oder genesen ist, kann sich im privaten Rahmen ohne Einschränkungen
       treffen.“
       
       Für Geimpfte gelten auch nicht mehr die Ausgangsbeschränkungen, die laut
       Bundesnotbremse in Regionen mit einer Ansteckungsrate von über 100 Fällen
       pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen greift. Auch eine Quarantäne
       könne für sie nur noch in Ausnahmefällen angeordnet werden. (rtr)
       
       ## Impfungen auch für Kinder
       
       Kanzlerin Angela Merkel erwartet eine zeitnahe Zulassung für den Einsatz
       des Biontech-Impfstoffes auch für über Zwölfjährige. Das sagte sie am
       Freitag bei den Jugend-Politiktagen. Sie erklärte, dass man sich noch
       jahrelang mit den Folgen der Coronapandemie auf junge Menschen beschäftigen
       muss. Es habe erhebliche Einschränkungen gerade für Schüler und
       Schülerinnen in der Krise gegeben, so die Kanzlerin.
       
       Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist zuversichtlich, dass es
       wahrscheinlich im Juni eine Zulassung für den Biontech-Impfstoff auch für
       über Zwölfjährige geben wird. Deswegen müsse die Umsetzung jetzt schon mit
       den Ländern geplant werden. Denkbar seien Massenimpfungen in Impfzentren
       oder Schulen bis Ende August. (rtr)
       
       ## RKI-Chef Wieler weist auf weltweite Pandemie hin
       
       „Das Virus wird nicht verschwinden“, sagt RKI-Chef Lothar Wieler am
       Freitag. „Die Pandemie ist noch in vollem Gange.“ Weltweit stiegen
       Infektions- und Todeszahlen noch. Deswegen müsse man wachsam bleiben und
       eine vierte Welle verhindern. Die dritte Welle sei mittlerweile gedämpft,
       unter anderem weil die Mobilität der Menschen zu Ostern deutlich geringer
       gewesen sei als erwartet. „Ganz offensichtlich haben ganz viele nicht
       Urlaub gemacht.“
       
       Wieler sagte, vor umfangreichen Lockerungen der Corona-Einschränkungen
       müssten deutlich über 80 Prozent der Bürger gegen das Virus immunisiert
       sein. Dann werde es zwar noch Infektionen geben, aber keine neuen Wellen
       mehr.
       
       „Die dritte Welle scheint gebrochen“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens
       Spahn. Trotzdem seien die Infektionszahlen in Deutschland weiterhin auf zu
       hohem Niveau und müssten runter. „Diesen Trend gilt es jetzt zu
       verstetigen“, sagt der CDU-Politiker in Berlin. (rtr)
       
       ## Verband gegen Aufhebung des Patentschutzes
       
       Der Chemieverband VCI spricht sich klar gegen eine Aufhebung des
       Patentschutzes bei Impfstoffen aus. „Wir warnen eindringlich davor, einen
       Präzedenzfall zu schaffen, der den Schutz geistigen Eigentums für
       Innovationen aufweicht. Ein solcher politischer Dammbruch würde eine Woge
       verheerender wirtschaftlicher und psychologischer Effekte für innovative
       Forschung und Produktentwicklung in unserem Land freisetzen, und zwar nicht
       nur im Bereich Pharma“, sagt VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große
       Entrup. „Sie würden das Vertrauen von Wissenschaft und Wirtschaft
       erschüttern, dass die Arbeit an innovativen Projekten in einem sicheren
       Rahmen planbar ist und sich auszahlt.“
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einem Medienbericht zufolge mit Biontech
       -Gründer Ugur Sahin über die Frage von Impfstoff-Patenten gesprochen. Bei
       dem Telefonat am Donnerstag soll es darum gegangen sein, was das Mainzer
       Unternehmen und die Regierung für die Corona-Impfstoff-Versorgung ärmerer
       Länder tun könnten, berichtet der Spiegel. Die Bundesregierung hatte am
       Donnerstag die von US-Präsident Joe Biden angeregte Freigabe der
       Impfstoff-Patente abgelehnt. Das eigentliche Problem liege in der
       Ausweitung der Produktion.(rtr)
       
       7 May 2021
       
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