# taz.de -- Jordaniens Ex-Kronprinz: Bruch im Königshaus
       
       > Hamsa bin Hussein erhebt schwere Vorwürfe gegen seinen Halbbruder König
       > Abdullah II. Er befinde sich wegen einer angeblichen Verschwörung im
       > Hausarrest.
       
 (IMG) Bild: Unter Arrest? Jordaniens Ex-Kronprinz Hamsa bin Hussein
       
       Amman dpa/ap | Im jordanischen Königshaus rumort es. Der ehemalige
       Kronprinz Hamsa bin Hussein steht nach eigenen Angaben unter Hausarrest.
       Gegen ihn soll es eine Untersuchung wegen einer angeblichen Verschwörung
       gegen seinen Halbbruder – König Abdullah II. – geben, wie mehrere US-Medien
       berichteten.
       
       Die britische [1][BBC veröffentlichte am späten Samstagabend ein Video],
       das der 41 Jahre alte Prinz aus seinem Arrest aufgenommen und dem Sender
       mit Hilfe seines Anwalts zugespielt haben soll. Darin erhebt er schwere
       Vorwürfe gegen König Abdullah II.
       
       Prinz Hamsa sagt in dem Video, der Generalstabschef habe ihn am
       Samstagmorgen besucht und darüber informiert, dass er das Haus nicht
       verlassen und keinen Kontakt zur Außenwelt haben dürfe. Seine Telefon- und
       Internetverbindung sei gekappt worden.
       
       Die Maßnahmen gegen ihn seien damit begründet worden, dass er an Treffen
       teilgenommen habe, auf denen der König kritisiert worden sei. Er sei aber
       deswegen nicht direkt beschuldigt worden. Der ehemalige Prinz habe dem
       Militärchef gesagt: „Ich bin nicht die Person, die für den Zusammenbruch
       der Staatsführung verantwortlich ist, für Korruption und Unfähigkeit, die
       in unserer Regierungsstruktur seit 15 bis 20 Jahren vorherrscht und jedes
       Jahr schlimmer wird. Ich bin nicht verantwortlich für den Mangel an
       Vertrauen, den die Leute in ihre (Regierungs-) Institutionen haben. Die
       sind verantwortlich.“
       
       ## Hamsa versichert nicht Teil einer „Verschwörung“ zu sein
       
       Hamsa übte in dem Video Kritik am „herrschenden System“, ohne den König
       direkt zu erwähnen. Dieses System habe entschieden, „dass seine
       persönlichen Interessen, seine finanziellen Interessen, dass seine
       Korruption wichtiger sind als das Leben, die Würde und Zukunft der zehn
       Millionen Menschen, die hier leben.“
       
       Er versicherte, nicht Mitglied einer „Verschwörung oder ruchlosen
       Organisation oder vom Ausland unterstützten Gruppe zu sein, wie immer
       gesagt wird, wenn jemand seine Meinung sagt“. Es gebe noch „Mitglieder in
       dieser Familie, die noch immer dieses Land leben, die sich um seine
       Menschen kümmern und sie über alles andere stellen.“ Das sei offenbar ein
       Verbrechen, das Isolation und Drohungen rechtfertige.
       
       Auch Prinz Hamsas Mutter schaltete sich inzwischen ein. Die Anschuldigungen
       seien eine „böse Verleumdung“, teilte sie am Sonntag auf Twitter mit.
       Königin Nur bete für die unschuldigen Opfer. Sie ist eine Witwe des
       früheren Königs Hussein.
       
       ## Festnahmen aus Umfeld der Königsfamilie
       
       Fast zeitgleich zur Wortmeldung des Prinzen hatte die „Washington Post“
       über die Festnahme von fast 20 Menschen in Zusammenhang mit einem
       angeblichen Komplott gegen König Abdullah II. berichtet. Eine offizielle
       Bestätigung gab es dafür nicht.
       
       Die Staatsagentur Petra meldete, dass zwei hochrangige Männer und weitere
       Verdächtige „aus Sicherheitsgründen“ festgenommen worden seien: Bassim
       Auadalla, ehemaliger Vorsitzender des Königlichen Gerichts, und Hassan bin
       Said, Mitglied der Königsfamilie. Prinz Hamsa sei dagegen weder
       festgenommen noch unter Hausarrest gestellt worden.
       
       Auch Generalstabschef Jussif al-Hunaiti dementierte, dass der Prinz unter
       Hausarrest gestellt worden sei. Er forderte ihn in einer Mitteilung jedoch
       auf, Handlungen zu unterlassen, die die Stabilität und Sicherheit des
       Königreichs gefährden könnten.
       
       ## Jordanien gilt als weitgehend stabil
       
       Zwischen den Brüdern sei ein Streit offen ausgebrochen, berichtete das
       „Wall Street Journal“. 2004 setzte König Abdullah II. Prinz Hamsa als
       Thronfolger ab – und ernannte später seinen eigenen Sohn zum neuen
       Kronprinzen. In einem Dekret hieß es damals, König Abdullah II. wolle
       seinen 24-jährigen Halbbruder von den „Zwängen“ seiner Position befreien,
       um ihm andere Möglichkeiten zu geben. Der König hatte Prinz Hamsa wenige
       Jahre zuvor zunächst für das Amt bestimmt.
       
       Von plötzlichen Wechseln in der Thronfolge hatte der seit 1999 regierende
       König Abdullah II. einst selbst profitiert. Sein Vater, König Hussein,
       hatte ihn kurz vor dessen Tod überraschend zum Thronfolger ernannt. Zuvor
       war jahrezehntelang Husseins Bruder Hassan als Kronprinz für das Amt
       vorgesehen gewesen.
       
       Saudi-Arabien, Ägypten und andere arabische Länder drückten ihre
       Unterstützung für König Abdullah II. aus. US-Außenamtssprecher Ned Price
       bezeichnete den Monarchen als „Schlüsselpartner“ der USA, der die „volle
       Unterstützung“ der Vereinigten Staaten habe. Jordanien gilt im Vergleich zu
       einigen seiner regionalen Nachbarn als weitgehend stabil und sicher.
       
       Der Fall des Prinzen erinnert an Berichte über Festnahmen mehrerer
       hochrangiger Mitglieder der Königsfamilie in Saudi-Arabien vor gut einem
       Jahr. Die „New York Times“ und das „Wall Street Journal“ berichteten damals
       unter Berufung auf Eingeweihte, dass ihnen eine Verschwörung vorgeworfen
       werde.
       
       4 Apr 2021
       
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