# taz.de -- Corona-Schnelltests: Die neue Freiheit
       
       > Nach Monaten der Disziplin geht unser Autor zu einer Geburstagsfeier mit
       > mehr als zwei Haushalten. Dank Schnelltests hat er kein schlechtes
       > Gewissen.
       
 (IMG) Bild: Tut gar nicht weh: Schnelltestzentrum in München
       
       Am Samstag, 14.05 Uhr, hole ich mir ein kleines Stück Freiheit zurück. Bei
       einem Testzentrum in Berlin mache ich einen kostenlosen Corona-Schnelltest.
       Ein negatives Ergebnis ist Einlassbedingung für die kleine
       Geburtstagsfeier, zu der ich am Abend gehen will. Ja, es werden dort mehr
       als die derzeit zwei erlaubten Haushalte anwesend sein, ja, das ist noch
       verboten, aber [1][was Brandenburg kann] – die Notbremse aufweichen –, das
       kann ich auch. Ein bisschen ziviler Ungehorsam muss sein nach diesen
       Monaten der Disziplin und Einsamkeit.
       
       Schon in der Woche zuvor wollte ich sichergehen, dass ich beim abendlichen
       Sit-in mit zwei Freunden niemanden anstecke. Die Suche nach Schnelltests in
       Drogerien und bei Discountern blieb noch erfolglos, also ging ich spontan
       in ein Testzentrum.
       
       Dort stand ich fünf Minuten in einer Schulturnhalle rum, erinnerte mich an
       Demütigungen und stinkende Jungs – kam dran, ertrug tapfer das Stäbchen im
       Hirn und hatte nach 20 Minuten eine Mail mit negativem Ergebnis.
       
       Läuft doch nicht alles schief in Corona-Deutschland, dachte ich, als ich
       mir später den Sekt schmecken ließ.
       
       ## Die neue Bückware
       
       Noch sind die Testzentren nicht flächendeckend für alle erreichbar, in
       ländlichen Regionen sind sie teils Dutzende Kilometer entfernt. Und auch
       die Schnelltests für den Hausgebrauch sind noch nicht in allen Drogerien
       und bei allen Discountern erhältlich. Bei Aldi startete zuletzt gar der
       „stille Verkauf“, man muss an der Kasse aktiv nach Schnelltests fragen. Die
       Mangelwirtschaft lässt das Konzept der Bückware wieder aufblühen.
       
       Aber das wird sich bessern. Und während uns das Corona-Management in
       Deutschland Woche für Woche [2][verzweifeln lässt], werden wir nach einem
       Jahr Pandemie immer sehnsüchtiger. Wünschen uns Normalität, menschlichen
       Kontakt, Freiheit. Dabei können uns Schnelltests helfen, auch wenn sie
       keine vollständige Sicherheit bieten, nur für wenige Stunden gültig sind
       und längst nicht alle Infizierten erfassen. Aber: Ein bisschen Restrisiko
       ist immer.
       
       19 Mar 2021
       
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