# taz.de -- Ergebnisse des Coronagipfels: Kleinteilig und mutlos
       
       > Die Coronapolitik von Bund und Ländern ist von Mutlosigkeit geprägt. Ihr
       > neuer Stufenplan kommt daher wie die Montageanleitung für eine
       > Schrankwand.
       
 (IMG) Bild: Der Stufenplan: kleinteilig und so einprägsam wie die Montageanleitung für eine Schrankwand
       
       Die Politik hat die Verantwortung für die Bekämpfung der Coronapandemie in
       der Nacht von Mittwoch zu Donnerstag wieder ein Stück weit in die Hände der
       Bürger:innen gelegt. Es war kein stolzer Moment, sondern er war
       begleitet von Zweifeln und einem Gefühl der Ohnmacht. Man sei noch nicht
       da, wo man sein wolle. Man habe sich große Mühe gegeben. Jetzt kommt es auf
       uns alle an, so Merkel, Söder und Müller. Verzagter hätten sie die
       Botschaft weiterer Lockerungen nicht verkaufen können.
       
       Und diese resultieren ja auch nicht aus einer besseren epidemiologischen
       Lage, sondern aus der sinkenden Akzeptanz der Einschränkungen in der
       Bevölkerung. Beispiel Kontakte: Dass sich Menschen nun wieder mit mehreren
       Freunden und Verwandten treffen können, ist vielerorts längst Praxis – man
       denke an überfüllte Parks oder die eigene Familie, in sich mangels
       Alternative ungeimpfte Risikogruppen, die Großeltern, seit Wochen mit um
       die [1][Kinder] kümmern.
       
       Viele Menschen sind coronamüde, und die Politiker:innen haben einiges
       dazu beigetragen. Indem sie falsche Hoffnungen geweckt haben – bis Sommer
       sollte jeder ein Impfangebot bekommen –, die sie wieder zunichtemachen
       mussten. Indem die Länder es versäumten, frühzeitig einheitliche Kriterien
       für [2][Öffnungsschritte] festzulegen. Der jetzt vorgelegte Stufenplan
       kommt zu spät und ist in seiner Kleinteiligkeit so einprägsam wie die
       Montageanleitung für eine Schrankwand.
       
       Vor allem haben die Politiker:innen falsche Rücksichten genommen: auf
       Befindlichkeiten von Ministerpräsident:innen, auf Interessen von
       Unternehmensverbänden und aktuell auf Statusbeharrungskräfte der Ärzte.
       Wieso dürfen geschulte Pfleger:innen nicht eigenverantwortlich
       [3][impfen], wie in anderen Ländern üblich, sondern nur unter ärztlicher
       Aufsicht? Wenn Medikamente im Eilverfahren zugelassen werden können, dann
       hätte man doch hier auch in den Turbo schalten können. Man wünscht den
       Politiker:innen mehr Chuzpe, in der Krise Konventionen zu
       durchbrechen. Doch sie wirken nun vor allem: mutlos.
       
       4 Mar 2021
       
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