# taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Testpflicht vor Ausreise aus Tirol
       
       > Die österreiche Regierung versucht weiter, die in Tirol grassierende
       > Mutante einzudämmen. Auf dem Rettungsschiff Oceanviking gibt es
       > zahlreiche Infizierte.
       
 (IMG) Bild: Aus dem Bundesland Tirol ist ab Freitag eine Ausreise nur noch mit negativem Coronatest möglich
       
       ## Testpflicht vor Ausreise aus Tirol
       
       Österreich verhängt im Kampf gegen eine Ausbreitung der Coronamutationen
       nun doch schärfere Maßnahmen in Tirol. Aus dem Bundesland sei – von
       Osttirol abgesehen – vom kommenden Freitag an für zehn Tage eine Ausreise
       nur noch mit negativem Coronatest möglich, sagte Kanzler Sebastian Kurz am
       Dienstag in Wien. Der Ausbruch der südafrikanischen Variante sei derzeit
       der größte bekannte derartige Fall in der EU. Wenn sich so eine Mutation
       schnell und stark ausbreite, werde das erneut viele Menschenleben kosten,
       so Kurz. „Und der Weg zur Normalität wird sich noch einmal um Monate
       verzögern.“
       
       Das Bundesland hatte sich in den vergangenen Tagen teils vehement gegen
       eine Sonderbehandlung in Österreich gewehrt. Am Montag sprach die
       Bundesregierung in Wien eine Reisewarnung für das bei Deutschen beliebte
       Bundesland aus. Diese hat jedoch nur einen Appell-Charakter.
       
       Die südafrikanische Mutation, die als ansteckender gilt, ist nach Angaben
       des Wiener Gesundheitsministeriums in Tirol bisher in rund 300 Fällen
       nachgewiesen worden. Die Zahl der aktiven Fälle betrage 129. Das Land ging
       bisher von geringeren Zahlen aus.
       
       Das Vorgehen in Tirol hat sich in den vergangenen Tagen zu einer Machtprobe
       zwischen dem Bund und dem Land entwickelt. In dem Bundesland hatte sich
       eine Allianz aus Politik und Wirtschaft gegen zusätzliche Schritte
       ausgesprochen. Vielmehr sei das vom Land aufgelegte Maßnahmen-Paket
       ausreichend, hatte Landeschef Günther Platter (ÖVP) argumentiert. Dazu
       gehören der Aufruf zu Massentests, ein noch stärkerer Schutz von Alten- und
       Pflegeheimen und eine Coronatestpflicht für Skifahrer, die Seilbahnen
       benutzen wollen. (dpa)
       
       ## Coronafälle auf Rettungsschiff „Ocean Viking“
       
       Auf dem Rettungsschiff „Ocean Viking“ sind zahlreiche Corona-Infektionen
       unter den rund 420 geretteten Flüchtenden festgestellt worden. 49 der
       Tests, die am Montag von der italienischen Gesundheitsbehörde auf dem
       Schiff durchgeführt wurden, seien positiv ausgefallen, teilte die
       Betreiberorganisation SOS Mediterranee am Dienstag mit. Am Montagabend
       hatte mit 344 Geretteten ein Großteil die „Ocean Viking“ vor der
       italienischen Insel Sizilien verlassen und die Quarantäne angetreten. Am
       Dienstag folgte der Rest.
       
       Am Wochenende hatte die Crew bei Tests an Bord zunächst zehn positive
       Coronafälle entdeckt. Unklar ist, ob sich die Menschen in der Zwischenzeit
       ansteckten oder es mehr unentdeckte Fälle an Bord gab, wie die Organisation
       auf Nachfrage mitteilte.
       
       Das private Hilfsschiff hatte am Wochenende vor der Stadt Augusta nördlich
       von Syrakus auf Sizilien vor Anker gehen können. Die „Ocean Viking“ hatte
       die Menschen in der vergangenen Woche an zwei Tagen bei mehreren Einsätzen
       aus Booten vor Libyen aufgenommen. Ein Teil der Flüchtenden kommt den
       Angaben zufolge aus der Elfenbeinküste, aus Mali und dem Sudan. (dpa)
       
       ## Studie: Coronademos trugen zur Verbreitung von Virus bei
       
       Demonstrationen von Gegnern der Maßnahmen gegen die Pandemie haben nach
       einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW und der
       Humboldt-Universität Berlin im November zu einer starken Verbreitung des
       Virus beigetragen. Die Untersuchung stützt sich auf das Infektionsgeschehen
       in den Landkreisen, in denen auf die Kundgebungen spezialisierte
       Busunternehmen Fahrten zu den großen Demonstrationsorten Berlin und Leipzig
       angeboten hatten. Den Angaben nach stieg in diesen Kreisen die
       Sieben-Tages-Inzidenz stärker an als in Kreisen, in denen die
       Busunternehmen keine Reisen anboten. (rts)
       
       ## WHO-Experte: Virus kam wahrscheinlich nicht aus Labor
       
       Ein Experte der Weltgesundheitsorganisation hat Vorwürfe gegen China zum
       Ursprung des Coronavirus entkräftet. Es sei unwahrscheinlich, dass das
       Virus aus einem chinesischen Labor entwichen sei, sagte der Experte für
       Lebensmittelsicherheit und Tierkrankheiten, Peter Ben Embarek, am Dienstag
       zum Ende eines Besuchs in der chinesischen Stadt Wuhan. Es sei
       wahrscheinlicher, dass das Coronavirus von einem Tier auf Menschen
       übergegangen ist.
       
       Ein Team von Wissenschaftlern hat in Wuhan zu den möglichen Ursprüngen des
       Virus ermittelt. In Wuhan wurden im Dezember 2019 die ersten Fälle mit dem
       Coronavirus festgestellt.
       
       Weil das Wuhan-Institut der Virologie Virusproben gesammelt hat, gab es
       Vorwürfe, dass die Einrichtung den ursprünglichen Coronavirus-Ausbruch
       verursacht haben könnte. China hat das bestritten. Die Volksrepublik
       wiederum legt nahe, dass das Virus von einem anderen Ort nach China gelangt
       sein könnte.
       
       „Unsere ersten Erkenntnisse legen nahe, dass die Einführung durch eine
       Zwischenwirtspezies der wahrscheinlichste Pfad ist und einer, der weitere
       Studien und spezifischere, gezielte Forschung brauchen wird“, sagte
       Embarek. Es sei möglich, dass das Coronavirus über den Handel mit
       gefrorenen Produkten übertragen wurde. (dpa)
       
       ## RKI meldet 3.379 Neuinfektionen
       
       Erstmals seit mehr als drei Monaten liegt die sogenannte
       Sieben-Tage-Inzidenz laut Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) unter der
       Schwelle von 75. So wurden binnen einer Woche 72,8 Neuinfektionen mit dem
       [1][Coronavirus] pro 100.000 Einwohner:innen an die Gesundheitsämter
       übermittelt, wie das RKI am Dienstagmorgen meldete. Die Zahl sinkt seit
       mehreren Wochen. Ihren Höchstwert hatte die Sieben-Tage-Inzidenz am 22.
       Dezember mit 197,6 Fällen pro 100.000 Einwohner:innen. Unter die Schwelle
       von 100 war sie vor zwölf Tagen gerutscht. Das politische Ziel ist eine
       Sieben-Tage-Inzidenz von langfristig unter 50.
       
       Binnen eines Tages meldeten die deutschen Gesundheitsämter dem RKI 3.379
       Neuinfektionen. Außerdem wurden 481 neue Todesfälle innerhalb von 24
       Stunden verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das RKI 6.114
       Neuinfektionen und 861 neue Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet.
       
       Der Höchststand von 1.244 neuen gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar
       erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war
       mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert gemeldet worden – darin waren
       jedoch 3.500 Nachmeldungen enthalten.
       
       Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2.291.924 nachgewiesene Infektionen
       mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 09.02., 00.00 Uhr). Die tatsächliche
       Gesamtzahl dürfte noch deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht
       erkannt werden. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung
       einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg um 481
       auf 62.156.
       
       Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom
       Sonntagabend bei 0,94 (Vortag 0,95). Das bedeutet, dass 100 Infizierte
       rechnerisch 94 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das
       Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter
       1, flaut das Infektionsgeschehen ab.
       
       ## EU-Kommission ordert weitere Biontech-Dosen
       
       Die EU-Kommission hat bei Biontech/Pfizer eine Bestellung über bis zu 300
       Millionen zusätzliche Dosen Corona-Impfstoff aufgegeben. Die Brüsseler
       Behörde habe am Montag eine entsprechende zweite Abmachung mit den beiden
       Unternehmen abschließend angenommen, sagte ein Kommissionssprecher. 200
       Millionen sind demnach fest bestellt, auf weitere 100 Millionen hält
       Brüssel eine Option. Die Kommission hatte dies bereits Anfang Januar
       vorgeschlagen.
       
       Das Mittel des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer
       war der erste Impfstoff gegen das Coronavirus, der in der EU eine Zulassung
       erhielt. Ursprünglich hatte die Kommission 300 Millionen Dosen reserviert.
       Nach Kritik an der unzureichenden Verfügbarkeit von Impfstoff schlug die
       Behörde eine Verdopplung der Bestellung auf 600 Millionen Dosen vor.
       
       Wegen Produktionsengpässen laufen die Impf-Kampagnen der EU-Mitgliedstaaten
       weiterhin nur schleppend an. Obwohl auch die Mittel des US-Konzerns Moderna
       sowie des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca mittlerweile eine
       EU-Zulassung haben, wurden nach Angaben der Krankheitsbekämpfungsbehörde
       ECDC bislang nur knapp 14 Millionen Impfstoffdosen an die Mitgliedstaaten
       ausgeliefert.
       
       Nach Angaben der EU-Kommission vom Januar sollen die ersten 75 Millionen
       Dosen der zweiten Bestellung im zweiten Quartal 2021 geliefert werden, der
       restliche Impfstoff dann bis Ende des Jahres. (afp)
       
       ## WHO warnt davor, Astrazeneca-Impfstoff abzuschreiben
       
       Trotz mehrerer Rückschläge für den Corona-Impfstoff des
       britisch-schwedischen Unternehmens Astrazeneca haben die
       Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Covax-Initiative davor gewarnt,
       das Vakzin vorzeitig abzuschreiben. Es sei „viel zu früh“, den Impfstoff
       von Astrazeneca als zu wenig wirksam abzutun, sagte der Leiter der
       Forschungsallianz Cepi am Montag vor Journalist:innen. Im Kampf gegen das
       Coronavirus sei es „absolut entscheidend“, alle verfügbaren Mittel „so
       effektiv wie möglich zu nutzen“.
       
       Cepi, die Impf-Allianz Gavi und die WHO leiten gemeinsam die sogenannte
       Covax-Initiative, die sich der fairen Verteilung von Corona-Impfstoffen
       verschrieben hat. Ziel ist es, beispielsweise auch medizinisches und
       Pflege-Personal in Entwicklungsländern prioritär gegen das Coronavirus zu
       impfen.
       
       In der ersten Hälfte dieses Jahres plant Covax die Verteilung von mehr als
       337 Millionen Corona-Impfstoffdosen in insgesamt rund 145 Ländern. Fast
       alle der Dosen sollen von Astrazeneca kommen. Studien hatten zuletzt jedoch
       Zweifel an der Wirksamkeit des Präparats aufkommen lassen. Mehrere
       europäische Länder – darunter auch Deutschland – haben den Impfstoff bisher
       nur für die Unter-65-Jährigen zugelassen, weil belastbare Daten für die
       Wirksamkeit des Impfstoffs bei älteren Menschen fehlen.
       
       Südafrika verkündete am Sonntag sogar, [2][den Start seiner
       Corona-Impfkampagne zu verschieben]. Hintergrund ist eine Studie, der
       zufolge der Impfstoff von Astrazeneca nicht umfassend gegen die zuerst in
       Südafrika entdeckte Coronamutante wirksam ist.
       
       WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus bezeichnete die Studienergebnisse am
       Montag als „eindeutig besorgniserregend“. Zugleich verwies er auf einige
       „wichtige Vorbehalte“ gegenüber der Studie. So sei diese mit nur 2000
       Teilnehmer:innen klein gewesen.
       
       Die Leiterin des Bereichs Impfstoffe der WHO, Kate O'Brien, wies auch auf
       andere Studien hin, die gezeigt hätten, dass der Astrazeneca-Impfstoff
       gegen schwere Verläufe von Covid-19 schützen könne – auch bei Infektionen
       mit der zuerst in Südafrika entdeckten Mutante B.1.351.
       
       Der WHO-Notfalldirektor Michael Ryan betonte, dass es in der aktuellen
       Situation wichtig sei, alle zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um
       die Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Wichtigstes Ziel der Impfungen sei
       es derzeit, die Zahl der Patient:innen in Krankenhäusern sowie die
       Todesfälle zu reduzieren. „Wir brauchen möglicherweise bessere Impfstoffe,
       um mehr zu tun als nur die Todesfälle und Krankenhausaufenthalte zu
       stoppen“, sagte Ryan. Im „Katastrophenmanagement“ müsse jedoch „getan
       werden, was getan werden kann“. (afp)
       
       9 Feb 2021
       
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