# taz.de -- Kampagne #zerocovid: Deutschland, mach dicht!
       
       > Die aktuellen Coronamaßnahmen erfüllen das Muster: Arbeiten ja,
       > Privatleben nein. Das funktioniert nicht. Wir brauchen einen
       > solidarischen Lockdown.
       
 (IMG) Bild: Sonnige leere Straßen in Kiel am 12. Januar
       
       Halbe Sachen bringen selten was, meist machen sie nur passiv-aggressiv. In
       Liebesbeziehungen ist es meistens ja so: Wenn eine Person monogam und die
       andere polyamourös ist, ist jede Zwischenlösung eine Option, die eigentlich
       niemand der Beteiligten sich wünscht. Oder zum Beispiel die aktuellen
       Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie: [1][All work, no play und
       keine Aussicht auf ein Ende]. Bisher gibt es keine wissenschaftlichen
       Erkenntnisse über einen Freizeitvirus, [2][der keinen Bock auf Fabriken
       oder Schulen hat]. Im Gegenteil. Wo viele Haushalte aufeinandertreffen,
       verbreitet er sich schneller als ein Hot Take auf Twitter.
       
       Statt systematischer Umstrukturierungen gibt es Schuldzuschreibungen im
       Privaten. Doch für staatliches Versagen gibt es keine individuellen
       Lösungen. Wo Menschen vor Profite gestellt werden, können Menschen nur
       verlieren. Wir vereinsamen – persönlich, kulturell, politisch – und müssen
       uns anhören, dass es nun mal nicht anders ginge und wir „einfach zu Hause
       bleiben“ sollen.
       
       Es erinnert an den kapitalistischen Realismus, über den der
       Kulturwissenschaftler Mark Fischer schrieb. Im Kern zusammengefasst: Für
       viele ist es leichter, sich den Untergang der Welt vorzustellen, als eine
       Welt ohne Kapitalismus. Auch die Pandemie erscheint alternativlos. Entweder
       maus befürwortet die Maßnahmen der Regierung oder maus zählt zu den
       Corona-Verschwörungsideolog_innen, einem antisemitischen Pool aus
       Neonazis, Ökofaschos und Esoteriker_innen.
       
       Dabei gibt es wichtige linke Kritik am Umgang mit der Pandemie. Die
       Alternative liegt nah, sie sieht bloß nicht nach der Wirtschaftsrettung à
       la Sahra Wagenknecht aus. Ein Vorbild nehmen könnte maus sich an Ländern
       wie Taiwan, Vietnam oder Neuseeland mit der „Zero Covid“-Strategie. Deren
       Ziel: keine Neuinfektionen.
       
       Das fordert nun ein deutsch-österreichisch-schweizerisches Bündnis mit der
       [3][#ZeroCovid-Kampagne] für einen solidarischen Shutdown. Der würde
       bedeuten, dass alles dichtmacht, ohne dass Menschen Schaden nehmen: Schulen
       und Kitas werden geschlossen, nicht notwendige Arbeitsbetriebe ebenfalls.
       Das Zuhausebleiben geht nur mit finanzieller Unterstützung – für viele
       fällt schließlich Sorge- statt Lohnarbeit an.
       
       Die hohen Infektionszahlen beweisen, dass nur ein harter Shutdown die
       Verbreitung des Virus stoppen kann. Wir dürfen außer Ackern und Einkaufen
       ohnehin kaum etwas – wollen wir das noch monatelang so durchziehen oder
       lieber eine solidarische Pause, die wirklich etwas bringt? Schließlich geht
       es nicht nur darum, dass das „normale Leben“ schnell wieder weitergeht,
       sondern dass täglich tausend Menschen an und mit Corona sterben. Maus
       könnte das Fazit ziehen, alle Minister_innen seien berufsunfähig, und eine
       halbe Minute darüber lachen. Maus könnte aber auch einsehen, dass der
       Kapitalismus uns zugrunde richtet und nie die Lösung war, sondern das
       Problem. Deswegen: Zero Covid jetzt.
       
       Hinweis der Redaktion: Hengameh Yaghoobifarah gehört zu den
       Erstunterzeichner:innen der Kampagne.
       
       14 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Lohnarbeit-in-Coronazeiten/!5733710
 (DIR) [2] /Alltag-im-Lockdown/!5738906
 (DIR) [3] https://zero-covid.org
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hengameh Yaghoobifarah
       
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