# taz.de -- Aktuelle Entwicklungen in der Coronakrise: „Harter“ Lockdown in Sachsen
       
       > Sachsen verschärft die Coronaregeln. Expert:innen empfehlen bundesweit
       > ähnliche Maßnahmen. In Großbritannien beginnen die ersten Impfungen.
       
 (IMG) Bild: Im Freistaat Sachsen werden ab dem 14. Dezember die Coronaregeln verschärft
       
       ## Sachsen verschärft Coronaregeln
       
       Sachsen fährt wegen massenhafter Corona-Infektionen das öffentliche Leben
       weiter herunter. Wie die Regierung am Dienstag in Dresden mitteilte, wird
       der bisher geltende Teillockdown ab kommenden Montag verschärft. Schulen,
       Kitas, Horte und viele Geschäfte sollen geschlossen werden. Geöffnet
       bleiben sollen Lebensmittelläden und Geschäfte für den Grundbedarf. Das
       Virus habe eine viel stärkere Kraft als im Frühjahr, die Menschen würden
       die Lage aber bei Weitem nicht so ernst nehmen, sagte Ministerpräsident
       Michael Kretschmer (CDU). Die Infektionen seien hier sprunghaft
       angestiegen.
       
       Sachsen hatte sich in den vergangenen Tagen zum bundesweit größten Hotspot
       der Pandemie entwickelt. Inzwischen sind 1.298 Todesfälle zu beklagen. Die
       Landkreise Bautzen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge übersprangen nach
       Angaben des Robert-Koch-Instituts wieder die Marke von 500 Neuinfektionen
       auf 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen.
       
       2.492 Menschen befinden sich derzeit in Sachsen mit einer Covid-19-Diagnose
       im Krankenhaus, davon 458 auf der Intensivstation. Manche Krankenhäuser
       sind bereits an der Belastungsgrenze angelangt. „Die Situation in den
       Krankenhäusern ist nicht nur angespannt, sondern extrem gefährlich“,
       erläuterte Kretschmer. Mancherorts gebe es keine Intensivbetten mehr. Daher
       habe das Kabinett entschieden, „dass wir dieses Land zur Ruhe bringen
       müssen. Es ist die einzige Möglichkeit, um das Infektionsgeschehen zu
       stoppen.“
       
       Kretschmer hatte die Sachsen bereits in den vergangenen Tagen auf neue
       Einschränkungen eingestimmt. Allerdings wollte das Kabinett mit neuen
       Entscheidungen noch ein paar Tage warten, um die Entwicklung weiter zu
       beobachten. Offenkundig war [1][der Druck der Zahlen] am Ende zu groß.
       Kretschmer hatte am Montag zugesagt, zunächst ein Einvernehmen mit dem
       Landtag, der kommunalen Ebene sowie der Wirtschaft und gesellschaftlichen
       Gruppen herzustellen. Den Katastrophenfall – [2][so wie in Bayern
       inzwischen verkündet] – sah Kretschmer indes für Sachsen nicht. (dpa)
       
       ## US-Behörde: Biontech-Pfizer-Impfung ist sicher
       
       Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat den Corona-Impfstoff der
       Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer als sicher eingestuft. In einem am
       Dienstag vorgelegten Bericht schreibt die Behörde, aus den Daten von 38.000
       Teilnehmern an klinischen Studien hätten sich „keine besonderen
       Sicherheitsbedenken“ ergeben, die einer Notfallzulassung entgegenstehen
       würden.
       
       Biontech und Pfizer haben bei der FDA einen Antrag auf eine
       Notfallzulassung ihres Impfstoffes eingereicht. Am Donnerstag tagt der
       beratende Ausschuss der FDA, um über eine Notfallzulassung zu entscheiden.
       
       Die Erklärung legt nun nahe, dass die Aufsichtsbehörde dazu neigt, grünes
       Licht für den Biontech-Pfizer-Impfstoffkandidaten zu geben. Dieser wird
       bereits seit Dienstag in Großbritannien flächendeckend eingesetzt.
       
       ## Wissenschaftler:innen für bundesweite Regelverschärfung
       
       Angesichts anhaltend hoher Neuinfektionen fordert die Nationale Akademie
       der Wissenschaften Leopoldina, die Coronamaßnahmen drastisch zu
       verschärfen. Die Schulpflicht sollte bereits ab nächster Woche bis zu den
       Weihnachtsferien aufgehoben und Kontakte „auf das absolute Mindestmaß
       reduziert“ werden, heißt es in einer Pressemitteilung vom Dienstag.
       
       „Ab dem 24. Dezember 2020 bis mindestens zum 10. Januar 2021 sollte in ganz
       Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen und ein harter Lockdown
       gelten.“ Hierfür sollten alle Geschäfte bis auf die des täglichen Bedarfs
       geschlossen, die Weihnachtsferien in den Bildungseinrichtungen verlängert
       und die BürgerInnen, wenn möglich, zum Arbeiten im Homeoffice angehalten
       werden.
       
       Außerdem empfehlen die Wissenschaftler:innen für den Wiederbeginn des
       Unterrichts ab dem 10. Januar ländereinheitliche Regeln für
       Wechselunterricht in den weiterführenden Schulen, die ab einem bestimmten
       Infektionswert greifen sollen. Für alle Jahrgangsstufen sollte ein
       Mund-Nasen-Schutz im Unterricht verpflichtend sein.
       
       „Erforderlich ist zudem eine langfristige politische Einigung auf ein
       klares, mehrstufiges und bundesweit einheitliches System von Regeln, die ab
       einer bestimmten Anzahl von Fällen pro 100.000 Einwohner greifen. Durch ein
       einheitliches und nachvollziehbares Vorgehen werden die Maßnahmen für
       Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen transparent, verständlich und
       planbar“, heißt es weiter.
       
       Die Leopoldina begründet ihre Forderungen mit der hohen Zahl an täglichen
       Todesfällen und der derzeit enormen Belastung des medizinischen Personals
       in Krankenhäusern.
       
       Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Montag in einer Videositzung der
       Unionsfraktion nach Angaben von Teilnehmern ebenfalls betont, dass man mit
       den bisherigen Maßnahmen nicht von den hohen Infektionszahlen
       herunterkomme. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte härtere
       Regeln nicht ausgeschlossen.
       
       Ob sich Bundesregierung und Ministerpräsident:innen vor Weihnachten dazu
       noch einmal zusammenschalten, ist noch unklar. Nicht alle
       Länder-Regierungschef:innen halten das für notwendig. Bislang sind neue
       Beratungen in dem Rahmen für den 4. Januar geplant. (dpa)
       
       ## Söder befürwortet Empfehlungen der Leopoldina
       
       Bayerns Ministerpräsident Markus Söder unterstützt den von der Nationalen
       Wissenschaftsakademie Leopoldina geforderten „harten Lockdown“ mit
       Geschäftsschließungen ab Weihnachten. Wenn sich die
       Ministerpräsidentenkonferenz auf diesen Weg einige, werde Bayern ihn
       mittragen, auch wenn dies nicht leicht falle, sagte der CSU-Chef am
       Dienstag in seiner Regierungserklärung im bayerischen Landtag. Er habe sich
       mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) lange darüber
       ausgetauscht und beide seien zu diesem Schritt bereit.
       
       „Wir müssen Kontakte reduzieren und die Kontakte, die wir reduzieren, sind
       auch bei den Geschäften“, betonte Söder. Er sagte aber auch, für einen
       „harten Lockdown“ brauche es einheitliche Regelungen für ganz Deutschland.
       Und Söder sieht dabei den Bund in der Pflicht, weitere Finanzhilfen bereit
       zu stellen: „Allerdings brauchen wir Unterstützung für den Handel,
       begleitende Maßnahmen.“
       
       ## Großbritannien beginnt zu impfen
       
       Eine Woche nach der Zulassung eines Corona-Impfstoffs werden in
       Großbritannien die ersten Impfungen verabreicht. Als erster Mensch der Welt
       seit der Zulassung des Impfstoffs sei die 90-jährige Britin Margaret Keenan
       geimpft worden, berichtete die BBC am Dienstag.
       
       In der ersten Phase sollen 800.000 Dosen des Impfstoffs verabreicht werden.
       Diese ersten Dosen sollen für Impfungen von besonders gefährdeten Gruppen
       eingesetzt werden: Menschen über 80, die sich in Krankenhäusern befinden
       oder bereits Termine für Behandlungen haben – außerdem Mitarbeiter:innen
       von Pflegeheimen.
       
       In Anlehnung an den „D-Day“ – als die Alliierten im Kampf gegen
       Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg am 6. Juni 1944 in der Normandie an
       Land gingen – war in Erwartung der ersten Impfungen ab Dienstag immer
       wieder vom „V-Day“ die Rede gewesen. Das „V“ steht für „vaccination“
       (Impfung).
       
       Nur wer vom nationalen Gesundheitsdienst NHS kontaktiert wird, um einen
       Impftermin auszumachen, ist für die erste Impf-Offensive vorgesehen. Die
       Mehrheit der Brit:innen muss warten, bis im kommenden Jahr genügend Dosen
       vorhanden sind, um das Programm auszuweiten. „Ich glaube nicht, dass die
       Menschen in den kommenden Tagen irgendwas erwarten sollten“, sagte
       NHS-Providers-Geschäftsführer Chris Hopson. Die Realität sei, dass die
       überwältigende Mehrheit erst später geimpft werden könne – etwa „im Januar,
       Februar, März“, sagte er.
       
       Am Mittwoch hatten der US-Pharmakonzern Pfizer und sein deutscher Partner
       Biontech die Notfallzulassung für ihren gemeinsam entwickelten
       Corona-Impfstoff in Großbritannien erhalten. Damit wurde das Vereinigte
       Königreich zum ersten Land der Welt, das den Impfstoff genehmigte. Die USA
       und die EU prüfen den Impfstoff ebenfalls – zusammen mit konkurrierenden
       Produkten des US-Konzerns Moderna sowie aus einer Kollaboration der
       Universität Oxford mit dem Pharmakonzern AstraZeneca.
       
       Die Einführung des Impfstoffs im Vereinigten Königreich wird weltweit mit
       großem Interesse verfolgt. Auch andere Staaten bereiten sich auf die
       globale Aufgabe vor, für die bislang historische Vorbilder fehlen:
       Milliarden Menschen im Kampf gegen eine Pandemie zu impfen, die weltweit
       mehr als 1,5 Millionen Todesopfer gefordert hat.
       
       Am Samstag hatte Russland begonnen, tausende Ärzt:innen, Lehrer:innen und
       andere Personen mit dem russischen Corona-Impfstoff Sputnik-V zu impfen.
       (afp)
       
       ## Spahn für verschärfte Regeln
       
       Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spricht sich für eine deutliche
       Verschärfung der Maßnahmen zur Kontaktverminderung aus, [3][sollte die Zahl
       der neuen Corona-Infektionen in den nächsten Tagen nicht sinken]. „Der
       Ansatz ‚kurz und umfassender‘, um wirklich einen Unterschied zu machen, ist
       wahrscheinlich der erfolgreichere. Wenn wir nicht hinkommen mit der
       Entwicklung der nächsten ein, zwei Wochen bis Weihnachten, dann müssen wir
       das diskutieren“, sagte der Gesundheitsminister dem Fernsehsender phoenix
       am Montagabend.
       
       Nicht ausschließen wollte Spahn eine erneute Schließung des Einzelhandels
       wie im Frühjahr. „Wir müssen das abhängig machen von den nächsten Tagen, ob
       es uns gelingt, die Zahlen runterzubringen“, sagte der CDU-Politiker.
       
       Auch künftig würden die Bundesländer individuelle Konzepte verfolgen, was
       er aufgrund unterschiedlicher Inzidenzzahlen auch für richtig halte. „Wir
       müssen in Sachsen andere Maßnahmen ergreifen als in Schleswig-Holstein,
       wenn das ganze Akzeptanz behalten soll“, sagte Spahn. (epd)
       
       ## Weiter zu viele Neuinfektionen
       
       Die Zahl der Neuinfektionen mit dem [4][Coronaviru]s bleibt in Deutschland
       auf hohem Niveau. Die Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI)
       14.054 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet, wie aus Zahlen
       des RKI vom Dienstagmorgen hervorgeht. In der Vorwoche waren es am Dienstag
       13.604 neue Fälle. Der bisherige Höchststand war am 20. November mit 23.648
       gemeldeten Fällen erreicht worden. Binnen eines Tages sind außerdem 423
       neue Todesfälle gemeldet worden. In der Vorwoche lag dieser Wert noch bei
       388.
       
       In der Tendenz war die Zahl der täglichen Todesfälle zuletzt nach oben
       gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen erwartet
       wurde. Der bisherige Höchststand von 487 gemeldeten Todesfällen binnen
       eines Tages wurde am vergangenen Mittwoch erreicht. Die Gesamtzahl der
       Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit
       Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 19.342.
       
       Der sogenannte Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Montag bei
       1,06 (Vortag: 1,10). Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch 106 weitere
       Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8
       bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das
       Infektionsgeschehen ab. (dpa)
       
       8 Dec 2020
       
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