# taz.de -- heute in hamburg: „Corona hat Punkte und Haare“
       
       Interview Lissy Malethan
       
       taz: Frau Meißner-Jarasch, wie stellen Kinder sich das Coronavirus vor? 
       
       Annetta Meißner-Jarasch: Oft stellen sie es sich sehr konkret vor. Kinder
       sind aber auch durch die medialen Bilder geprägt worden, Corona war
       überall. Manche haben gesagt: „Corona hat Punkte und Haare“, andere sagten:
       „Es ist rund, durchsichtig und mit Noppen“.
       
       Wie reagieren Kinder auf die Pandemie? 
       
       Kinder reagieren auf das, was in ihrem Alltag und ihrem virtuellen Erfahren
       anders ist. Sie spüren, dass sich etwas in ihrem Leben verändert – die Kita
       ist zu, die Eltern sind zu Hause, man darf nicht mehr raus, man darf nicht
       mehr die Großeltern besuchen. Was ihr direktes persönliches Empfinden ist,
       spüren sie als Erstes und das belastet sie auch am ehesten. Aber sie
       reagieren auch sehr darauf, was ihnen die Erwachsenen vermitteln. Sie
       reagieren auf die Angst der Eltern, auf die Sorgen, die bei ihnen
       aufkommen. Auf einmal taucht Arbeitslosigkeit auf, es wird über den Tod
       geredet. Die Kinder merken das.
       
       Verstehen die Kinder, was das Virus ist? 
       
       Ja, die Erzieher und auch die Eltern haben Aufklärung betrieben, auch um
       den Kindern die Hygienekonzepte zu vermitteln. Wenn man es ihnen in
       kindgerechter Sprache und angstfrei erklärt, klappt das. Im Rahmen unseres
       Projektes haben die Kinder auch Dinge gesagt wie: „Corona ist eine
       Krankheit, Kinder können sich auch manchmal anstecken, aber nicht so oft“,
       ein anderes Kind sagte: „Man kann Corona nicht sehen, aber man kann es
       riechen, aber wenn wir es riechen, dann geht es direkt in die Nase“. An
       diesen Aussagen merkt man, dass sie verstehen, was das Virus ist.
       
       Wie sind die Kinder mit dem Lockdown umgegangen? 
       
       Die Kinder haben es zum Teil genossen, mehr Zeit mit ihren Eltern zu
       verbringen. Im Idealfall hat die Zeit auch Regeln ausgehebelt, die für
       Kinder Freiraum geschaffen haben. Viele haben wahrscheinlich öfter vor dem
       Fernseher gesessen. Und ganz viele haben die Kita und ihre Freund*innen
       vermisst. Es ist auch sehr wichtig, dass die Kita wieder geöffnet hat.
       
       Warum? 
       
       Sie erfahren hier Rituale, Struktur und Sicherheit. Die Kita gibt ihnen die
       Möglichkeit, in einem geschützten Raum mit vielen Kontakten zu sein und
       Bildung zu erfahren. Die Kitas haben sehr viel wieder „repariert“ aus der
       Zeit vom Lockdown. Ohne diesen geschützten Raum kann es sein, dass Kinder
       Einsamkeit erfahren und sich nicht gut behütet fühlen.
       
       2 Dec 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lissy Malethan
       
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