# taz.de -- Corona-Impfung, Obama und Caffiers Waffe: Gaulands Einpersonen-Mehrheiten
       
       > Obamas dröhnende Abwesenheit im Wahlkampf beschreibt die Zerrissenheit
       > der USA. Und Lorenz Caffier meinte, er habe nichts zu verbergen gehabt.
       
 (IMG) Bild: Hat nichts zu verbergen, aber verbirgt es dann doch: Wummen-Caffier
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Ewig dies Corona.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Noch fünf Wochen bis zum Brexit.
       
       Die AfD hat [1][eine rechte YouTuberin in den Bundestag geschleust], die
       Peter Altmaier bedrängt hat. Sieht so „direkte Demokratie“ aus? 
       
       Normal braucht man einen Presseausweis der Berufsverbände, darauf basierend
       eine Akkreditierung und darauf basierend eine Einladung von MdB, die einen
       abholen. An einer flughafenwürdigen Eingangskontrolle. Da zerbröselt erst
       mal Gaulands Gesäusel von seinen „unschuldigen Abgeordneten“: Ohne aktive
       Helfer von innen geht’s nicht. Im Juli agitierte Extinction Rebellion in
       der Westlobby, vor zwei Jahren gab es Gästetumult in einer
       Ausschusssitzung. Willkommene Gelegenheit, „gleiches Recht für alle“ zu
       fordern: nämlich gar keins. Selbst ernannte Einpersonenmehrheiten haben da
       nichts zu suchen.
       
       Der Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns, [2][Lorenz Caffier (CDU), ist
       zurückgetreten] – nicht etwa, weil er bei einem Mitglied eines
       rechtsextremen Netzwerks privat eine Waffe gekauft hat, sondern wegen der
       „ungehemmten Berichterstattung“. Ist er ein Opfer der Presse? 
       
       Weder noch. Nach eigener Darstellung hat Caffier die Wumme gekauft, bevor
       der Waffenhändler sich nach rechts eindrehte. Muss ja auch nicht jeder
       alles wieder auskotzen, was er mal bei Hiltmann gegessen hat. Caffier sah
       sich so unschuldig – doch weigerte sich zugleich neun Monate, die Einladung
       der taz anzunehmen, seine Sicht darzulegen. Das passt nicht zusammen:
       Caffiers Logik, er habe nichts zu verbergen, weswegen er es so lange
       verborgen habe. Mal ab von der Frage, ob ein Innenminister eine
       Fangschusswaffe für tödlich verletzte Wildschweine braucht. Und ob das
       vorbildlich ist, für jeden Quatsch eine zu kaufen.
       
       Barack Obama is back. Er hat ein Buch geschrieben und tourt damit nun durch
       die Medien. Wird das Joe Bidens Start beflügeln? 
       
       Obamas Zurückhaltung – und mehr noch seine dröhnende Abwesenheit im
       Wahlkampf – beschreibt unser Missverständnis der Zerrissenheit der USA. Es
       hat was von der Gorbi-Verliebtheit der Deutschen, während er zu Hause
       untendurch ist. Wir haben Trump als massiven Pendelschlag gesehen, ohne
       zuvor den Pendelschlag Obama als solchen zu erkennen.
       
       Pfizer und Biontech beantragen in den USA die Zulassung ihrer Impfstoffe.
       Werden Sie sich impfen lassen? 
       
       Wenn’s mein Hausarzt sagt, ja. Und der ist Schalker. Außerdem enthält das
       Serum nur Bruchstücke, keine vollständigen Erreger – müsste also nach
       meinem laienhaften Verstand zugleich harmloser und wirksamer sein. Ehrlich
       gesagt war ich Jahrzehnte bei keiner Impfung und werde es jetzt mit einem
       gewissen Trotz gegen lärmende Impfgegner tun.
       
       In Berlin haben 1.600 Polizisten mit [3][einer Großrazzia nach den
       gestohlenen Diamanten] aus dem Grünen Gewölbe in Dresden gesucht.
       Verdienstvoller Einsatz? 
       
       Bin gespannt, ob das in 90 Jahren als ARD-/Sky-Serie verfilmt wird.
       
       Polen und Ungarn haben den künftigen EU-Haushalt blockiert. Wie sollte die
       EU mit den Ländern umgehen? 
       
       Merkel fehlt offenbar das physische Hinterzimmer, die störrischen
       Dissidenten durchzutherapieren. Das grüne MdEP Giegold dagegen kennt die
       Hintertür: Eine Koalition der Willigen könnte sich auf eine „verstärkte
       Zusammenarbeit“ einigen. Dann ginge das Paket durch – für die, die
       mitarbeiten. Wäre schade um den Hebel gegen Ungarn, Polen, Slowenien. Ist
       aber eine hübsche Drohung.
       
       Der „Tatort“ wird 50 nächste Woche. Ist er gut gealtert? 
       
       Im Dezember kann man 73 „Tatorte“ über alle deutschsprachigen Sender
       verteilt sehen. Damit thront der Regionalkrimi als Schokoüberzug der
       weniger appetitlichen Wirkstoffe im ARD-Medikamentenmix. Gute Produktionen
       lappen in Kino-Schauwerte hinein. Und notorisch wie im Kindergottesdienst
       gibt es bei aller Spannung auch stets ein wertvolles gesellschaftliches
       Anliegen. Damit ist er schon eine sehr öffentlich-rechtliche, Gebühren
       begründende Besonderheit. CDU Sachsen-Anhalt, bitte noch mal genau
       hingucken! Normal lagerfeuern nur noch Fußball und umstürzende Nachrichten;
       der „Tatort“ ist ein trotziger Gruß aus dem Quotenmuseum – oder der Anfang
       von etwas.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Schlagen Schalke 5:1. Also zweite Mannschaft, vierte Liga. War sonst was?
       
       Fragen: Xenia Balzereit, Anne Fromm
       
       22 Nov 2020
       
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