# taz.de -- eingesperrt: Artenschutz zum Zooerhalt
       
       Hagenbecks Tierpark hat eine neue Besucher*innenattraktion: nordchinesische
       Leoparden aus Seoul. Der Zoo feiert sich dafür, dass er die „genetisch
       wertvollen“ Tiere nach Hamburg geholt hat. Im kommenden Jahr soll noch ein
       Weibchen aus dem Safari Park im französischen Thoiry kommen – und dann soll
       die Zucht losgehen. „Es ist sehr wichtig für den gesamten Bestand, dass wir
       nun blutsfremde Tiere bekommen haben, sagt Zootierarzt Michael Flügger.
       
       Doch, wofür eigentlich soll diese Zucht wichtig sein? Für den Arterhalt?
       Ausschließlich im Zoo oder auch in freier Wildbahn? Es ist sehr
       unwahrscheinlich, dass die Nachkommen dieser „wertvollen Gene“ jemals in
       Freiheit leben werden. Die Auswilderung von Raubkatzen ist ein jahrelanger,
       sehr aufwendiger und oftmals erfolgloser Prozess.
       
       Wäre es nicht sinnvoller, das – teils staatliche – Geld, das die Erhaltung
       und der Ausbau von Tierparks verschlingen, darin zu investieren, dass
       Lebensräume frei lebender Tiere gesichert werden? Die guten Absichten der
       Tierparks, die mit einem Artenschutzeuro auf den Eintrittspreis Projekte
       fördern, sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber zumindest nehmen
       sie Besucher*innen die Schuldgefühle.
       
       Dabei ist nicht zu verkennen, dass Zoos tatsächlich manche Tierarten davor
       bewahren, dass sie aussterben. Aber gerade Raubkatzen leiden oft unter dem
       Eingesperrtsein. Zootiere zeigen oft Verhaltensstörungen. Tiger oder
       Leoparden laufen Runde um Runde die immer gleichen Bahnen in ihren Gehegen
       ab. Dabei stellt sich unabhängig davon, dass Tierparks daran arbeiten,
       tiergerechtere Gehege zu bauen, die Frage: Müssen die Zootiere für ein
       höheres Gut, den Arterhalt, leiden? Oder ist dieses Argument nicht
       hinfällig, wenn die Tiere gar nicht für ein Leben in freier Wildbahn
       taugen? Das Abstumpfen der Instinkte und dass weder ein Jagd- noch der
       Paarungsinstinkt entwickelt werden, verhindert eine Auswilderung der Tiere
       in vielen Fällen.
       
       Bleibt das Argument Bildung. Der Zoo als Ort, an dem ausgestorbene oder
       geografisch ferne Tierarten als Botschafter ihrer Art konserviert und
       begafft werden können. Aber jetzt mal ganz ehrlich: Wirklich viel lernen
       tut doch niemand, wenn er zusieht, wie ein Leopard dort stoisch seine
       Kreise dreht. Besser wäre es, Raubtiere im Zoo zu verbieten. Lissy Malethan
       
       14 Nov 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lissy Malethan
       
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