# taz.de -- Spitzenspiel in der Fußball-Bundesliga: Nuancenplus
       
       > Borussia Dortmund rückt beim 2:3 gegen München dem Meister bedrohlich auf
       > die Pelle. Aber die Bayern sind schlicht effizienter – wieder einmal.
       
 (IMG) Bild: Duell der Dampframmen: Jerome Boateng (Bayern) verteidigt Erling Haaland
       
       Tief betrübt war nur einer der Protagonisten, nachdem das Spiel zwischen
       Borussia Dortmund und dem FC Bayern zu Ende gegangen war. Die Münchner
       feierten ihren kostbaren 3:2-Sieg, nur Joshua Kimmich war längst in der
       Kabine verschwunden, das Knie schmerzte, der Blick in die nähere Zukunft
       auch.
       
       Als der Nationalspieler nach gut einer halben Stunde infolge eines
       Zusammenpralls mit Erling Haaland auf den Rasen lag, ließen sich allerlei
       Gedanken in seine offenkundige Verzweiflung hineininterpretieren: die
       [1][Furcht vor einer OP], vor Monaten ohne Fußball, sogar vor einem
       Verpassen der EM, die im Sommer 2021 nachgeholt werden soll. Die ganze
       Münchner Mannschaft war für einige Minuten geschockt, „man hat gemerkt,
       dass wir uns erstmal wieder finden mussten nach der
       Verletzungsunterbrechung“, sagte Manuel Neuer.
       
       Zu diesem Zeitpunkt war die Laune des Torhüters aber wieder ziemlich gut.
       Neuer war Teil eines prächtigen Bundesligaspektakels gewesen und wie fast
       immer, wenn die beiden Rivalen in diesen Jahren aufeinandertreffen, gehörte
       er zu den Siegern. „Das Spiel war sensationell gut, und wir waren
       [2][einfach etwas effizienter]“, fasste der Münchner Trainer Hansi Flick
       den Verlauf des Abends präzise zusammen, Lucien Favre hatte das ähnlich
       gesehen.
       
       Aber der Trainer des BVB haderte auch, er schien kaum glauben zu können,
       was sich auf dem Platz ereignet hatte. „Wir haben so viele Torchancen
       gehabt“, sagte er in einer Mischung aus staunender Bewunderung für die
       Offensivkraft seiner Mannschaft und Kummer über den Mangel an finaler
       Effizienz.
       
       ## Das Problem der linken und rechten Füße
       
       An diesem Punkt unterschied sich dieses Topspiel deutlich von den Duellen
       aus der jüngeren Vergangenheit: Der FC Bayern ist derzeit defensiv
       verwundbar. Immer wieder rollten Angriffe auf das Tor der Münchner zu,
       Marco Reus traf zum 1:0 (45,), in vielen anderen Momenten fehlten nur
       Nuancen für weitere Treffer. „Man sieht, ein paar Spieler sind gut mit
       ihrem rechten Fuß und nicht so gut mit dem linken Fuß“, sagte Favre und
       dachte wohl zuallererst an die wunderbare Torchance des Rechtsfußes Marco
       Reus, der in der Nachspielzeit einen Volleyschuss aus fünf Metern mit links
       über die Latte drosch.
       
       Und an die Möglichkeit des Linksfußes Erling Haaland, der kurz nach der
       Pause einen Querpass mit rechts auf den frei vor dem leeren Tor wartenden
       Giovanni Reyna spielte, jedoch zu ungenau. Auf der anderen Seite war Robert
       Lewandowski unterwegs, der mit beiden Füßen fast gleich gut ist. Der
       Topstürmer hatte per Kopf zum 1:2 getroffen und sogar noch zwei weitere
       Tore geschossen, die allerdings vom Videoschiedsrichter aufgrund von
       Abseitsstellungen annulliert worden waren.
       
       Es war ein Spiel, das hin und her wogte, und dabei hätten die Bayern
       einfach etwas mehr Glück gehabt, lautete die Kernthese von Mats Hummels.
       „Alle drei gegnerischen Tore sind abgefälscht gewesen“, sagte der
       Verteidiger, nachdem David Alabas Schuss zum 1:1 (45.) von Thomas Meuniers
       Oberkörper ins Tor geprallt war, Lewandowskis 1:2 fiel nach einer Berührung
       des Balles mit Hummels' Schulter (48.), und der Abschluss von Leroy Sané
       wurde durch einem Kontakt mit den Beinen Manuel Akajnis unhaltbar (80.).
       Grundsätzlich sei es an der Zeit, sich etwas stärker bewusst zu machen,
       „dass Glück und Pech in den großen Spielen oft ausschlaggebend sind“, sagte
       Hummels.
       
       Aber in diesem Fall stellte das Ergebnis jenseits aller Zufälle ziemlich
       perfekt dar, was auf dem Rasen passiert war. Die Münchner machten zwar
       ähnlich viele Fehler in der Defensive, aber offensiv waren sie „in den
       richtigen Situationen einfach ein Stück schneller und vielleicht auch ein
       Stück abgekochter“, sagte Leon Goretzka. Den Dortmundern bleibt nur die
       Erkenntnis, näher zu kommen. Haaland, der noch auf 2:3 verkürzte (83.), ist
       immer besser integriert, die Abwehr wird stabiler, und der Reifeprozess
       vieler Talente schreitet voran.
       
       8 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.kicker.de/verdacht-auf-meniskuseinriss-kimmich-vor-operation-789221/artikel
 (DIR) [2] https://www.youtube.com/watch?v=pIwHIzbwXsc
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Theweleit
       
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