# taz.de -- DFL-Chef Seifert kündigt Abgang an: Stratege mit Geltungsdrang
       
       > Christian Seifert wird ab Juli 2022 nicht mehr die Geschäfte der
       > Deutschen Fußball Liga leiten. Zuletzt hat er sich als Krisenmanager
       > profiliert.
       
 (IMG) Bild: Rhetorisch gewandt: DFL-Chef Christian Seifert weiß, wie man sich gut präsentiert
       
       Es ist jetzt gut ein halbes Jahr her, dass Christian Seifert über den Mut
       und die Ausdauer sprach, im Profifußball Veränderungen zu denken und über
       eine lange Strecke vorzunehmen. Nunmehr steht fest, dass der
       Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) nicht mehr der Gestalter
       dieses durch die Coronakrise erzwungenen Langzeitwandels sein wird. Der
       vielleicht mächtigste Mann des deutschen Fußballs wird seinen im Juni 2022
       auslaufenden Vertrag nicht verlängern.
       
       Sein Rückzug kommt für den zu umfassenden Reformen gezwungenen deutschen
       Fußball zur Unzeit. Denn der 51-Jährige hinterlässt ein riesiges
       Machtvakuum. „Dies sind anspruchsvolle Zeiten, die danach verlangen,
       Klarheit und Verlässlichkeit zu schaffen. Das gilt für die DFL als Ganzes
       und auch für meine beruflichen Ambitionen. Deshalb habe ich Herrn Peter
       Peters als Aufsichtsratsvorsitzenden darüber informiert, dass ich die DFL
       nach Ablauf meines Vertrages im Juni 2022 verlassen werde“, teilte Seifert
       am Montag mit.
       
       „In zwei Jahren möchte ich ein neues berufliches Kapitel
       aufschlagen.“Seifert versprach, weiterhin „vollen Einsatz“ zu zeigen.
       Anders als der Deutsche Fußball-Bund (DFB) steht die DFL unter seiner
       Regentschaft für skandalfreies Arbeiten. Ihm haftete dabei das [1][Image
       eines glatten Geschäftsmannes] an.
       
       Bei seinem Wechsel vom Vorstand der KastadtQuelle New Media AG zum
       DFL-Geschäftsführer 2005 noch skeptisch beäugt, bekunden heute Vorstände
       wie Karl-Heinz Rummenigge (FC Bayern) oder Hans-Joachim Watzke (Borussia
       Dortmund) ihren Respekt vor dem Strategen Seifert, dem rhetorisch kaum
       jemand das Wasser reichen kann. Seinen Geltungsdrang sollte aber niemand
       unterschätzen. Ein Geschäftsführerkollege wie Andreas Rettig warf
       zwischendrin entnervt das Handtuch.
       
       ## Aufstieg zum Krisenmanager
       
       Als sich im vergangenen Jahr Liga-Präsident Reinhard Rauball zurückzog,
       wurde dessen Amt eingestampft – und Seifert zum Sprecher des Präsidiums
       bestimmt. Mit dieser Allmacht stieg er in der Pandemie zum Krisenmanager
       auf: Seine hohe Auffassungsgabe gepaart mit erstklassigen Verbindungen bis
       in die hohe Politik etwa zum Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) waren für
       die 36 Lizenzvereine in der Coronazwangspause Gold wert.
       
       Die Bundesliga nahm [2][als erste Profiliga weltweit den Spielbetrieb
       wieder auf.] Überall wurde das deutsche Hygienekonzept nachgeahmt. Übrigens
       hatte der DFL-Boss zuvor beim Neujahrsempfang erstaunten Zuhörern
       empfohlen, in Deutschland nicht nur immer alles besser zu wissen, sondern
       es endlich mal wieder besser zu machen. Solch scharfzüngigen Spitzen,
       früher auch gerne in Richtung DFB, Uefa oder Fifa adressiert, konnte er
       sich deshalb leisten, weil er in seiner ureigenen Aufgabe – der Vermarktung
       der Liga – sagenhafte Ergebnisse herausholte. 2018/2019 hatten die
       Bundesligaklubs ihre Erlöse auf mehr als vier Milliarden Euro gesteigert.
       Auf dem Weg dahin betrugen die Steigerungsraten bei den Fernseheinnahmen 50
       und 80 Prozent.
       
       Der Aufsichtsrat drückte „großes Bedauern“ über den Rückzug aus. „Der
       Wechsel an der Spitze der DFL bedeutet einen Einschnitt“, erklärte der
       Aufsichtsratsvorsitzender Peter Peters. Die Neubesetzung werde ohne
       Zeitdruck angegangen, dafür starte ein „umfassender Prozess“.
       
       26 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.dw.com/de/christian-seifert-vom-milliarden-dealer-zum-krisen-manager/a-53414011
 (DIR) [2] /Neustart-der-Fussball-Bundesliga/!5678252
       
       ## AUTOREN
       
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