# taz.de -- Polizeigewalt in Nigeria: Brutale Polizeieinheit aufgelöst
       
       > Gegen die Brutalität der Polizeieinheit SARS hatte sich massiver Protest
       > geregt. Jetzt löst die Regierung sie auf – behält aber die Polizisten.
       
 (IMG) Bild: Lebhafte Diskussion auf Protest gegen SARS-Polizeigewalt, Lagos 12. Oktober
       
       Cotonou taz | Es ist ein erster Erfolg für alle Nigerianer*innen, die in
       den vergangenen Tagen demonstriert und ihre Wut unter [1][#EndSARS] in
       sozialen Medien zum Ausdruck gebracht hatten. Nigerias Regierung hat am
       Sonntag per Twitter angekündigt, die Sondereinheit der Polizei für
       Raubüberfälle (SARS – Special Anti-Robbry Squad) aufzulösen. Die Einheit
       ist weniger bekannt für ihre Erfolge bei der Verbrechensaufklärung als für
       ihre brutale Vorgehensweise.
       
       Großes Vertrauen aber haben zahlreiche SARS-Gegner*innen nicht in die
       Ankündigung der Regierung. Der Onlinedienst Sahara Reporters schreibt am
       Montagmittag, dass Demonstrant*innen in der Wirtschaftsmetropole Lagos die
       Mautstation nach Lekki blockiert haben. Weitere Proteste gibt es in der
       Hauptstadt Abuja und im Bundesstaat Kwara im Südwesten des Landes.
       
       Es sei schließlich nicht die erste Ankündigung dieser Art, sagt Anietie
       Ewang, Nigeria-Analystin von Human Rights Watch (HRW), in einem Interview.
       Tatsächlich gibt es seit Jahren Berichte über brutale Praktiken der
       Polizei, besonders bei SARS. Erst Ende Juni berichteten Opfer im Rahmen
       einer Untersuchung, dass sie ohne Haftbefehle festgehalten und erpresst
       wurden sowie Morddrohungen erhielten.
       
       Trotz des Einlenkens der Regierung findet es Anietie Ewang bedenklich, dass
       die Beamt*innen weiterhin in anderen Einheiten eingesetzt werden können.
       Die könnten sich künftig ähnlich verhalten wie SARS.
       
       ## Eine Ausnahme in Nigeria
       
       Skeptisch ist auch die Büroleiterin von Amnesty International (AI) in
       Nigeria, Osai Ojigho. „Die Ankündigung entspricht nicht den Forderungen
       nach Rechenschaftspflicht und Gerechtigkeit für Missbräuche, die von der
       Einheit und der Polizei generell begangen wurden“, twittert sie.
       
       Die Demonstrant*innen hatten fünf Forderungen: Freilassung aller
       inhaftierten SARS-Gegner*innen, Gerechtigkeit für alle Opfer von
       Polizeigewalt sowie Entschädigungen für deren Familien, Einsetzung einer
       unabhängigen Untersuchungskommission innerhalb von zehn Tagen und
       schließlich polizeiliche und psychologische Schulungen für SARS-Beamte
       sowie höhere Gehälter.
       
       Von all dem ist aktuell nicht die Rede, weshalb weiter protestiert wird.
       Begonnen hatten die Demonstrationen Anfang vergangener Woche. Den
       Aktivist*innen war es gelungen, landesweit Menschen zu mobilisieren, trotz
       Festnahmen und Tränengas. So eine Mobilisierung ist in Nigeria eine
       Ausnahme.
       
       12 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/search?q=%23EndSARS
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katrin Gänsler
       
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