# taz.de -- US-Präsident positiv auf Corona getestet: Biden betet jetzt für Trump
       
       > Der US-Präsident hat sich nicht an die Empfehlungen seiner
       > Epidemiolog:innen gehalten. Jetzt ist er möglicherweise zum
       > „Superspreader“ des Virus geworden.
       
 (IMG) Bild: US-Präsident Trump, hier noch Maskenskeptiker, beim TV-Duell am Dienstag
       
       New York taz | Die „Positiv-Nachricht“ aus dem Weißen Haus schlug ein wie
       eine Bombe. Nachdem Donald Trump in der Nacht zu Freitag auf Twitter
       mitgeteilt hatte, [1][er und seine Frau seien positiv auf das Coronavirus
       getestet worden], wurden Tausende in der US-Hauptstadt Washington und an
       den anderen Orten, die der US-Präsident in den vorangegangenen Tagen – wie
       üblich maskenlos – besucht hatte, zu potenziell Infizierten.
       
       Unter ihnen sind Trump-Mitarbeiter:innen, Journalist:innen,
       Geldgeber:innen, Fans und auch der demokratische Präsidentschaftskandidat
       Joe Biden. Der hatte am Dienstag in zehn Fuß Abstand von Trump gestanden,
       während dieser bei der ersten – und nun voraussichtlich letzten –
       Präsidentschaftsdebatte der beiden eineinhalb Stunden lang [2][feixte,
       schrie und hetzte].
       
       Am Freitagfrüh, nachdem die Trumps sich im Weißen Haus isoliert hatten,
       wünschte Biden seinem Widersacher gute Besserung und twitterte, dass er für
       ihn bete.
       
       Bevor Trumps Infizierung bekannt wurde, hatte der US-Präsident die
       Empfehlungen seiner eigenen Epidemiolog:innen verletzt und ist so
       möglicherweise zu einem „Superspreader“ (Super-Verbreiter) des Virus
       geworden. Laut Angaben seines Stabschefs soll Trump „leichte Symptome“
       haben.
       
       ## Symptome waren bei Trumps Mitarbeiterin schon bekannt
       
       Das Weiße Haus wusste schon am Mittwoch, dass Trumps enge Mitarbeiterin
       Hope Hicks die Symptome des Virus hatte. Auf dem Rückflug von einem
       Kampagnenmeeting isolierte sie sich in dem voll gepackten
       Präsidentenflugzeug. Am Donnerstagfrüh kam Hicks positives Testergebnis.
       
       Doch Trump ging nicht in Quarantäne, sondern setzte unbeirrt seinen
       Wahlkampf fort. Unter anderem flog er am Donnerstag in einem Flugzeug
       voller Journalist:innen zu einem Treffen in einem geschlossenen Raum mit
       Geldgeber:innen in New Jersey.
       
       Das Weiße Haus versuchte die Erkrankung von Hicks, die auch bei der
       Präsidentendebatte am Mittwoch dabei war, geheim zu halten. Erst Jennifer
       Jacob von Bloomberg News brachte die Nachricht an die Öffentlichkeit. Und
       sorgte so dafür, dass die vielen potenziell dem Virus ausgesetzten Personen
       Vorsichtsmaßnahmen treffen konnten, um das Virus nicht noch weiter zu
       verbreiten.
       
       Es ist unklar, wer zuerst mit dem Virus infiziert war – Trump oder Hicks.
       Aber klar ist, dass Trump in der zurückliegenden Woche kreuz und quer
       durchs Land geflogen ist. Auch im Weißen Haus könnte er alle möglichen
       Leute angesteckt haben, darunter solche, die das Virus anschließend in den
       Kongress getragen haben könnten.
       
       ## Alter, Gewicht, Blutdruck: Trump gehört zur Risikogruppe
       
       Der US-Präsident gehört in vielfacher Hinsicht zur Risikogruppe von
       Covid-Infizierten: Er ist 74, er ist übergewichtig und er hat
       Bluthochdruck. Er war auch monatelang – wider besseres Wissen – ein
       Virusleugner. Er erklärte das Virus immer wieder zu einer Sache, die den
       USA nichts anhaben könnten, behauptete im Frühling, dass es zu Ostern „wie
       ein Wunder“ verschwinden würde.
       
       Trump behinderte das koordinierte medizinische Vorgehen in den USA und auf
       internationaler Ebene gegen die Pandemie. Und machte sich konsequent über
       Maskenträger:innen lustig. Noch am Dienstag zog er bei der
       Präsidentendebatte über Biden her, der eine „riesige Maske“ trage, selbst
       wenn er in weitem Abstand sei. Im Weißen Haus trug kaum jemand eine Maske.
       
       Auch bei Trumps Kampagnen-Meetings war das Maskentragen unerwünscht,
       darunter auch bei solchen in geschlossenen Räumen, wie dem, wo sich der
       republikanische Ex-Präsidentschaftskandidat Herman Cain vermutlich mit dem
       Virus ansteckte, an dem er am 30. Juli starb.
       
       Am Freitag, dem Tag, als die USA die Zahl von 208.000 Corona-Toten
       überschritten, sagte das Weiße Haus Trumps kommende Wahlkampfmeetings ab.
       Es erschien unwahrscheinlich, dass die beiden Debatten mit Biden in den
       verbleibenden vier Wochen bis zu den Wahlen noch stattfinden würden.
       
       Und Trumps Anhänger:innen in evangelikalen Gruppen begannen, für ihren
       Messias Trump zu beten. Dessen [3][potenzieller Nachfolger], Vizepräsident
       Vice Pence wurde negativ getestet. Doch, vorerst zumindest, will Trump die
       Geschäfte weiterhin selbst führen.
       
       2 Oct 2020
       
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 (DIR) Dorothea Hahn
       
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