# taz.de -- Donald Trump und das Coronavirus: Stümperhaft durch die Pandemie
       
       > Die USA beklagen über 200.000 Coronatote – doch Donald Trump streitet
       > lieber mit seiner Gesundheitsbehörde und verbreitet weiter Gerüchte.
       
 (IMG) Bild: Trumps Unfähigkeit in der Corona-Krise kostet Menschenleben
       
       Berlin taz | Gerade haben die USA die Marke von 200.000 Toten im
       Zusammenhang mit Covid-19-Erkrankungen überschritten, da bricht Präsident
       Donald Trump einen neuen Streit mit seiner eigenen
       Seuchenbekämpfungsbehörde vom Zaun.
       
       Deren Chef, Robert Redfield, hatte am Mittwoch erklärt, es werde vermutlich
       noch bis Mitte kommenden Jahres dauern, bis tatsächlich ein Impfstoff zur
       Verfügung stehe. Das stand im direkten Widerspruch zu den jüngsten
       Behauptungen Trumps. Der hatte mehrfach seine Erwartung geäußert, schon in
       wenigen Wochen [1][die Bevölkerung mit einem Impfstoff versorgen] zu
       können.
       
       Redfield sagte darüber hinaus, wenn denn ein Impfstoff zugelassen sei,
       würde der zunächst den verwundbarsten Teilen der Bevölkerung zugutekommen,
       also den sogenannten Risikogruppen – auch das erzürnte Trump. Redfield habe
       „einen Fehler gemacht, als er das gesagt hat. Wir sind bereit, sofort einen
       Großteil der Landes zu versorgen“, sagte Trump, und zwar „viel schneller“.
       
       Und während seine eigene Gesundheitsbehörde immer wieder die Notwendigkeit
       eines Mund-Nasen-Schutzes zur Eindämmung der Neuinfektionen betont,
       erklärte Trump am Mittwoch bei einer Bürger*innenversammlung in
       Pennsylvania, es gebe viele Leute, die keine Maske tragen wollten, und auch
       das Maskentragen sei nicht immer wirklich gut. Gefragt, warum er immer
       wieder behauptet habe, dass das Virus einfach verschwinden würde, sagte
       Trump, das sei ja auch so, auch ohne Impfstoff.
       
       ## Trump versteht die Herdenmentalität
       
       Auf die erstaunte Nachfrage des Moderators, was er denn damit meine, wollte
       Trump offenbar von „Herdenimmunität“ sprechen, also jener Theorie, dass ein
       Virus kaum noch eine Chance habe, wenn 60 bis 80 Prozent einer Bevölkerung
       eine Infektion hinter sich und Antikörper entwickelt haben. Allerdings fiel
       Trump das richtige Wort nicht ein: Stattdessen sprach er von einer
       möglichen „Herdenmentalität“, und als er seinen Fehler bemerkte, sagte er,
       das sei „herdenentwickelt“.
       
       Abgesehen vom sprachlichen Unvermögen des Präsidenten: Bei einer
       Bevölkerung von 328 Millionen Menschen müssten zur Erreichung der
       theoretischen Herdenimmunität mindestens 200 Millionen US-Amerikaner*innen
       eine Infektion durchlaufen haben – das würde nach Rechnungen der Washington
       Post mindestens drei Millionen Todesfälle bedeuten. Und die Frage, wie
       lange eine Immunität nach überstandener Infektion überhaupt anhält, ist
       unter Expert*innen ebenfalls umstritten.
       
       Damit setzt Trump seinen erratischen Umgang mit der Pandemie fort. Dem
       Starautoren Bob Woodward hatte er laut einem in dieser Woche erschienen
       Buch zu Beginn der Pandemie in mehreren Interviews erklärt, er [2][spiele
       die Gefahr absichtlich herunter], um keine Panik zu erzeugen. Jetzt
       allerdings behauptet er öffentlich, er habe das nie getan, sondern von
       Beginn an energisch gewarnt.
       
       18 Sep 2020
       
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