# taz.de -- Coronavirus in Frankreich: Mit zweiter Welle in den Herbst?
       
       > Coronahotspots in Frankreich versuchen mit strengeren Regeln
       > gegenzusteuern. So wie in Paris, wo mancherorts draußen Masken getragen
       > werden müssen.
       
 (IMG) Bild: Alles unter Kontrolle? Touristen mit Maske auf den Champs-Élysées in Paris
       
       Paris taz | Die Rue Cler unweit des Eiffelturms ist eine auch bei Touristen
       beliebte Fußgängerzone mit Wein- und Früchtehändlern, Delikatessenläden und
       Cafés. An diesem Tag haben sich uniformierte Gemeindepolizisten unter die
       Flanierenden gemischt. Alle ohne Mund-Nasen-Schutz werden von ihnen
       aufgefordert, eine Maske zu tragen. Noch bleibt es bei freundlichen
       Ermahnungen, demnächst aber steht auf die Nichteinhaltung der neuen Regeln
       eine Geldstrafe von 135 Euro.
       
       Seit dieser Woche [1][herrscht in Paris in besonders frequentierten
       Quartieren auch draußen auf der Straße Maskenpflicht]. Bisher war der
       Schutz für Mund und Nase nur in öffentlich zugänglichen Gebäuden und
       Geschäften überall im Land obligatorisch. Gegenwärtig wird noch geprüft, ob
       auch in Büros und anderen Arbeitsplätzen das Tragen einer Schutzmaske
       verpflichtend werden soll.
       
       Zurzeit werden in Frankreich täglich etwa 3.000 neue Corona-Infektionen
       bekannt, die Zahl der PatientInnen in den Krankenhäusern und deren
       Intensivstationen steigt wieder leicht an. Wegen einer Häufung von
       „Hotspots“, lokalisierten Infektionsherden, vor allem in den städtischen
       Zentren von Paris und Marseille hat die Regierung die lokalen Behörden
       angewiesen, geeignete zusätzliche Maßnahmen und Restriktionen anzuordnen.
       In die Angst von einer „zweiten Welle“ der Covidepidemie mischt sich die
       Furcht vor erneuten Ausgangsbeschränkungen wie beim Lockdown von Mitte März
       bis Mitte Mai.
       
       In Paris ist seit dem Wochenende die Ausdehnung der Maskenpflicht auf
       zahlreiche Viertel auf einer von der Polizeipräfektur im Internet
       publizierten Karte eingezeichnet. Viele HauptstadtbewohnerInnen, die sofort
       prüfen wollten, ob sich ihre Wohnadresse oder der Arbeitsort in diesen
       „roten“ Zonen befindet, schimpfen über die Bildqualität dieser Karte, die
       selbst bei Vergrößerung auf dem Bildschirm nur mit großer Mühe zu
       entziffern ist. So wenig Know-how schafft nicht gerade Vertrauen.
       
       ## Kritik an der Statistik
       
       Auch die Coronastatistik, mit der die Notwendigkeit neuer Regeln begründet
       wird, gibt Anlass zu Kritik. Laut der Gesundheitsdirektion liegt die
       Hauptstadt mit 62 bekannten Fällen pro 100.000 Einwohner jenseits der auf
       50 pro 100.000 fixierten Alarmgrenze. Nun wurde aber bekannt, dass diese
       Zahl sehr fragwürdig ist. Denn zu den tatsächlich in Paris festgestellten
       Coronafällen werden auch alle unter den auf den Flughäfen Orly und Roissy
       positiv Getesteten hinzugezählt, die keine französische Anschrift haben,
       sowie außerdem auch eingeschriebene BewohnerInnen der Hauptstadt, die sich
       an der Côte d’Azur oder anderswo in Frankreich testen ließen und wegen
       einer Corona-Infektion registriert wurden.
       
       Solche Einwände nagen an der Zustimmung zu den bisherigen und neuen
       Präventionsmaßnahmen. Diese Maßnahmen dürften allerdings gerade darum nötig
       sein, weil bei [2][Rückkehr der Urlauber] Ende des Monats in der
       Hauptstadtregion mit einer sprunghaften Zunahme der Coronafälle gerechnet
       werden muss, die klar jenseits der statistischen Fehlerquote liegt.
       
       18 Aug 2020
       
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