# taz.de -- Rückkehr zum Schulbetrieb: NRW führt Maskenpause ein
       
       > Neben Corona macht auch die Hitze den Schüler:innen zu schaffen.
       > Nordrhein-Westfalen hat dafür eine Idee – und wälzt Details auf die
       > Schulen ab.
       
 (IMG) Bild: Trinken muss trotz Maskenpflicht sein: Schule in NRW
       
       Zum Schulstart in NRW wurden gemessen: 33 Grad in Dortmund; in Düsseldorf,
       Köln, Bochum: 34 Grad. Man kann sich also leicht ausmalen, wie viel Spaß es
       bereitet, bei solchen Temperaturen in einem vollen und schlecht
       durchlüfteten Klassenzimmer zu sitzen und, sagen wir, Algebra zu üben.
       
       Was man sich aber bestimmt nicht mehr vorstellen mag: Bei solchen
       Temperaturen in einem vollen und [1][schlecht durchlüfteten Klassenzimmer]
       zu sitzen, Algebra zu üben und dabei einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.
       Doch genau das haben am Mittwoch Hunderttausende Jugendliche an
       weiterführenden Schulen getan. Vielleicht nicht überall in einem schlecht
       durchlüfteten Klassenzimmer, aber überall mit Masken über Mund und Nase.
       Den ganzen lieben langen Schultag. Und so soll es auf Wunsch der
       nordrhein-westfälischen Schulministerin Yvonne Gebauer von der FDP
       wenigstens noch bis Ende des Monats bleiben.
       
       Man mag die – bisher nur in NRW geltende – [2][Maskenpflicht im Unterricht]
       aufgrund der steigenden Infektionszahlen für geboten halten – für die
       Schulen wirft sie bemerkenswerte Fragen auf: Sollen Schüler:innen bei jeder
       Wortmeldung in die Maske nuscheln? Oder besser kurz abnehmen, damit man
       auch versteht, was sie zu sagen haben? Sind Referate und mündliches
       Ausfragen überhaupt noch zumutbar? Wie sieht es – auch nicht die
       schlechteste Idee bei über 30 Grad – jetzt mit Trinkpausen während des
       Unterrichts aus? Und: Wie geht man mit Jugendlichen um, die es irgendwann
       nicht mehr aushalten und sich den Mund-Nasen-Schutz vom Gesicht reißen?
       
       Auf alle diese Fragen hat das Schulministerium in Düsseldorf eine so genial
       einfache Antwort, das sie mit nur einem einzigen Wort auskommt:
       Maskenpause. Ist ja auch logisch: Weil es ein Ding der Unmöglichkeit ist,
       so ein Ding acht Stunden am Stück zu tragen, sollen die Träger:innen die
       Maske zeitweise abnehmen dürfen. Die konkrete Umsetzung sollen dann bitte
       doch die Schulen selbst ausknobeln. O-Ton des zuständigen Staatssekretärs
       (einen Tag vor Unterrichtsbeginn): „Wie den Schülern ermöglicht wird, den
       Mund-Nasen-Schutz zeitweise abzunehmen, hängt von den Bedingungen und der
       Kreativität der jeweiligen Schule ab.“ Ah, besten Dank auch.
       
       ## Schwer umsetzbar
       
       Gut möglich, dass viele Schulleiter:innen in Nordrhein-Westfalen über die
       Maskenpflicht im Unterricht genauso stöhnen wie die Schüler:innen, denen
       sie auferlegt worden ist. Jedenfalls ist sie für die Schulen eine weitere
       lästige Sorge.
       
       Wie beispielsweise die Vorgabe, für Räume, die nicht ausreichend belüftet
       werden können, „Alternativen“ zu finden, was laut dem Spiegel auf die
       Hälfte der Schulräume im Bundesland zutrifft (Schulministerin Gebauer
       empfiehlt, Räume bei den Kommunen anzumieten). Oder die Vorgabe,
       Regeluntericht in allen Fächern anzubieten, obwohl die Lehrkräfte etwa
       jeden sechsten Kollegen ersetzen müssen. (Der Krankenstand zum neuen
       Schuljahr beträgt 15 Prozent.) Oder die Erwartung, jederzeit zwischen
       analogen und digitalen Unterricht switchen zu können. (Das Ministerium hat
       eine entsprechende Handreichung verschickt).
       
       So gesehen passt die delegierte Maskenpause ganz gut zum generellen Umgang
       der Länder mit den Schulstart-Konzepten: Durchaus sinnvoll, aber für die
       Schulen vor Ort schwer bis unmöglich umzusetzen.
       
       12 Aug 2020
       
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 (DIR) Ralf Pauli
       
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