# taz.de -- taz🐾sachen: Lüften gegen das Innengrau
       
       Gestern wachte ich von einem Albtraum auf: Um mich herum waren sämtliche
       Glasflächen verdunkelt. Ich war schockiert, weil ich während meiner
       intensiven Arbeit – vermutlich als Korrektorin, denn das ist meine Aufgabe
       in der taz – nicht bemerkt hatte, wie sich dieser düstere Schleier vor den
       Fenstern des Bürogebäudes herabgesenkt hatte – im Innenhof, an den Seiten,
       an der Front. Verzweifelt suchte ich im Traum einen Schalter, um Licht
       einzulassen.
       
       Diese Schleier sind real, sie sollen zu einem freundlichen Klima beitragen,
       sie senken sich bei dem schmalsten Sonnenstrahl. Das Dunkel der Jalousien
       verschmilzt mit dem Innengrau aus Beton und Metallwänden. Ist es draußen
       längst wieder sonnenlos, beweisen sie Beharrungsvermögen. Ich hatte mich
       neulich mit der Kollegin vom Layout darüber ausgetauscht – und das albhafte
       Grau dann in meinen Schlaf transportiert.
       
       Still ist es. Kaum jemand im Treppenhaus, in den Etagen. Das erleichtert
       das Arbeiten. Die Kollegin von der Dokumentation hat sich nach Wochen
       Heimbüro wieder hergetraut. „Vor Corona“ war ruhiges Arbeiten für sie hier
       kaum möglich.
       
       Am Aufzug finde ich Aufmunterndes an der Wand: „Covid-19 ist wie die AfD –
       mit beiden möchte man nicht im selben Raum sein.“ Und weiter in starkem
       Rot: „Deshalb gilt: LÜFTEN! LÜFTEN! LÜFTEN!“ Ob sich das mimosenhafte
       adiabatische System, die experimentelle Klimaanlage, damit abfinden wird?
       Für ihr Funktionieren heißt es nämlich im Normalbetrieb: Fenster zu. Dem
       widersetze ich mich gerne: Gegen das Virus und die AfD!
       
       Rosemarie Nünning
       
       2 Sep 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rosemarie Nünning
       
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