# taz.de -- neuigkeiten aus dem linken medienhaus: Linkes Gewächs für kleine Mangroven
       
       > Unser taz-Klimaabo hilft, wo die Klimakrise schon jetzt besonders hart
       > zuschlägt. Etwa an der Küste Mosambiks. Ein Besuch vor Ort
       
 (IMG) Bild: Kleiner Setzling, große Wirkung
       
       Von Theresa Leisgang und Raphael Thelen
       
       Knorrig ragen die alten Mangroven in die Höhe, ihre Wurzeln tauchen tief
       ein in den schlammigen Boden hinterm Strand von Ndajalane, einem kleinen
       Küstenort im südostafrikanischen Mosambik. Eine dichte, feste Wand, die
       Blätter rascheln im Wind. Samen, lang und dünn wie Stricknadeln, hängen
       senkrecht von den Ästen.
       
       Silva Ferrao betrachtet die Fläche davor. Hunderte Baumstümpfe stehen da,
       kurz über dem Boden abgeschlagen. Er bleibt ein paar Momente still stehen.
       „Der Zyklon hat im Dorf viele Häuser zerstört“, sagt Ferrao. „Eigentlich
       ist es verboten, die Mangroven zu fällen, aber nach dem Sturm gab es für
       viele keine andere Möglichkeit, ihr Zuhause wieder aufzubauen.“
       
       Er läuft ein Stück weiter. Mehr Stümpfe, die aus dem Schlamm ragen. Aber
       dazwischen strebt noch etwas anderes in die Höhe: Samen, feinsäuberlich in
       den Boden gesteckt, an ihrer Spitze feine Triebe, manchmal schon ein Blatt
       oder zwei, die aussehen wie ein kleines grünes Herz.
       
       Silva Ferrao erinnert sich genau an jenen Tag im März 2019, der sein Leben
       bis heute bestimmt. Morgens war er mit seinem Boot noch aufs Meer
       hinausgerudert, niemand hatte die Unwetterwarnungen im Radio sonderlich
       ernst genommen. Stürme gehörten zu seinem Leben als Fischer in Mosambik.
       Doch Zyklon „Idai“ war anders, er sprengte alle Rekorde seit Beginn der
       Wetteraufzeichnungen und krachte mit Sturmböen von 200 km/h auf die Küste.
       Hunderttausende Häuser wurden zerstört, Ernten vernichtet und unzählige
       Menschen verletzt oder getötet. Auch in Ndajalane.Schutz boten jedoch
       Mangrovenwälder, die entlang der Küste wachsen. Sie verlangsamen
       Sturmwinde, brechen anrollende Wellen.
       
       Und nicht nur das: Mangroven speichern auch große Mengen Kohlendioxid, also
       jenen Stoff, der die globale Erwärmung und damit Unwetter wie Zyklon „Idai“
       verstärkt. Mangroven bekämpfen Ursache und Auswirkung der Klimakrise.
       
       Keine technische Erfindung schützt Küstenregionen so effektiv vor Erosion
       wie die Wurzeln der Mangroven. Das lässt sich als Dienstleistung der Natur
       am Menschen verstehen, schreibt die Wissenschaftlerin Maja Göpel in ihrem
       Buch „Unsere Welt neu denken“. Würde man diese Ökosystemdienstleistung in
       Geld umrechnen, schätzen Studien den Wert von Mangroven auf bis zu 1,5
       Milliarden Euro – jährlich. Und trotzdem werden sie überall auf der Welt
       abgeholzt. Neben Häusern und Feldern zerstörte der Zyklon in Mosambik auch
       Fischerboote und vertrieb die großen Fischschwärme vor der Küste. Viele
       Menschen sind seitdem in ihrer Existenz bedroht.
       
       Mit 33 anderen Dorfbewohner:innen wie etwa der Bäuerin Mamma Quitaría
       trifft sich Silva Ferrao deshalb im „Comité dos Mangais“. Drei Mal die
       Woche sammeln sie ehrenamtlich Samen und ziehen Setzlinge, damit neue
       Mangrovenwälder wachsen können.
       
       ## Bienen im Mangrovenwald
       
       Der Vorsitzende des Komitees, Vengai Rufu Chikono, hat sich etwas
       ausgedacht, um mehr Menschen zu motivieren, die Mangroven aufzuforsten.
       Bereits vor dem Zyklon hatte er Bienenstöcke auf seinem Land stehen. Jetzt
       hat er angefangen, auch in den Mangroven Bienen zu halten. „Sie helfen bei
       der Bestäubung und produzieren gleichzeitig Honig, den wir verkaufen
       können“, sagt er. Wenn er erst einmal 100 Bienenvölker in die Mangroven
       gebracht hat, will er mit dem Komitee den Honig in kleine Flaschen abfüllen
       und auf dem Markt in der Küstenstadt Beira verkaufen. „Alle vier Monate
       1.200 Liter – ein gutes Extra-Einkommen für die Frauen.“ Chikono weiß, dass
       die Zeit drängt. Klimawissenschaftler:innen prognostizieren, dass es immer
       öfter zu tödlichen Zyklonen wie „Idai“ kommen wird.
       
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       dafür an das Mangroven-&-Bienen-Projekt in Mosambik:
       [1][taz.de/klima-aktiv]
       
       15 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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