# taz.de -- das portrait: Frank Böttchersieht einen Rekord
       
 (IMG) Bild: Entschied sich mit elf Jahren, Meteorologe zu werden: Frank BöttcherFoto: dpa
       
       Auch der Meteorologe Frank Böttcher findet es schön, bei 30 Grad an der
       Hamburger Binnenalster zu liegen und sich von der Sonne bräunen zu lassen.
       „Veränderungen, die bei uns noch als erträglich oder sogar erfreulich
       empfunden werden, haben eine globale Dimension“, sagt Böttcher. Ein
       Frühling in Deutschland mit 20 statt 16 Grad im Durchschnitt würde
       bedeuten, dass Menschen in heißeren Gebieten nicht mehr leben könnten. Dass
       die globale Erwärmung kein Jonglieren mit Zahlen sei, „sondern vor der
       Haustür sichtbar“ – das begriffen leider nicht alle.
       
       Hamburger*innen würden die momentan anhaltende Hitze gar nicht als etwas
       Besonderes empfinden, da sie die Zunahme an Hitzewellen seit Jahren
       spürten. Allerdings hätten wir in diesem Jahr einen Rekord geknackt: Seit
       acht Tagen zeigt das Thermometer schon mehr als 30 Grad – ohne kühlere Tage
       dazwischen. „Das gab es seit Beginn der Wetteraufzeichnung in Hamburg noch
       nie“, sagt Böttcher.
       
       Wenn er im gleichen Atemzug davon spricht, der Klimawandel sei schon da,
       dann ist das für ihn keine Schlagzeile sondern eine sachliche Beschreibung:
       „Der Klimawandel ist als Hintergrundrauschen jeder Wetterlage immanent.“
       Und noch viel mehr, denn der Klimawandel lasse sich nicht an einer
       steigenden Zahl von Umweltkatastrophen ablesen, sondern an deren
       Intensität.
       
       „Ohne den Menschen würde sich die Erde schnell wieder erholen“, sagt
       Böttcher. Dennoch will er aber mit all dem, was er im Klimarat oder als
       Initiator der Extremwetterkonferenz tut, seinen drei Kindern diese Welt
       erhalten. Dafür müsse man schneller handeln – mit „man“ meint er die
       Politiker*innen. Selbst hat sich der freiberuflicher Wettermoderator nie in
       der Verantwortung gesehen, Politik zu machen. Er kommuniziert lediglich
       wissenschaftliche Erkenntnisse.
       
       Wenn Politiker*innen seinen Rat suchen, malt er ihnen verschiedene
       Szenarien aus. Dabei enthält er ihnen nicht vor, dass Wetterlagen zur
       Wiederholung neigen. So war es auch damals, 1978/79, als Böttcher sich mit
       elf Jahren entschied, Meteorologe zu werden, und der Jahrhundertschnee die
       Hansestadt gleich zweimal lahmlegte. Laura Strübbe
       
       14 Aug 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ella Strübbe
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA