# taz.de -- Kriminalität in der Ukraine: Geiselnahme in Bus
       
       > In der ukrainischen Stadt Luzk hat ein Mann einen Bus gekapert und
       > mindestens zehn Geiseln genommen. Die Forderungen des Täters sind
       > unkonkret.
       
 (IMG) Bild: Der Bus, in dem mindestens zehn Geiseln um ihr Leben bangen
       
       Mönchengladbach taz | Ein schwer bewaffneter Mann hat am Dienstagmorgen in
       der westukrainischen Stadt Luzk einen Bus in seine Gewalt gebracht und
       droht mit der Tötung aller Geiseln, sollte die Polizei den Bus stürmen.
       Nach Angaben der Polizei befinden sich 20 Personen in dem Bus, der
       Inlandsgeheimdienst SBU spricht hingegen von 10 Geiseln. Mehrfach sei aus
       dem Bus geschossen worden, auch eine Granate sei aus dem Bus geworfen
       worden.
       
       Um 9.25 Uhr ging ein diensthabender Polizist in Luzk ans Telefon. „Ich bin
       Maxim Plochoj“, stellte sich der Mann am anderen Ende der Leitung vor. Er
       sei Autor des 2014 erschienen Buches „Die Philosophie eines Verbrechers“,
       sagte der Anrufer und teilte mit, dass er soeben einen Bus in seine Gewalt
       gebracht habe.
       
       Die Forderungen des Entführers seien bekannt, jedoch wenig konkret, ließ
       der Polizeichef des Gebietes Wolyna, Jurij Kroschko, verlauten. So habe der
       Täter, dessen tatsächlicher Name Maxim Kriwosch ist und der aus dem
       westukrainischen Dubno stammt, gefordert, dass der Präsident des Landes,
       der Generalstaatsanwaltschaft, der Justizminister, der Innenminister, der
       Chef des Inlandsgeheimdienstes sowie andere hohe Beamte im Internet eine
       Videomessage veröffentlichten, auf der sie sich selbst als
       Terroristenanführer bezeichnen. Schließlich, so die Argumentation des
       Entführers, sei der Staat der größte Terrorist.
       
       An Präsident Wolodimir Selenski erging überdies die Aufforderung, im
       Fernsehen den 2005 gedrehten Film „Earthlings“ zeigen zu lassen.
       „Earthlings“ thematisiert die Ausbeutung der Tiere durch den Menschen.
       
       ## Mit Sprengsatz gedroht
       
       Eine Geisel zwang der Entführer, ihren Sohn anzurufen, damit dieser
       Journalisten über das Geschehen informiere. Und er ließ wissen, dass er an
       einem belebten Ort in der Stadt einen Sprengsatz versteckt habe, den er
       jederzeit fernzünden könne. Die Polizei ist in ständigem Kontakt mit dem
       Entführer. Dieser beende aber immer wieder von sich aus die Gespräche, so
       Interfax.
       
       Präsident Selenski hat die Entführung zur Chefsache gemacht und
       angekündigt, dass man alles Mögliche tue, um die Situation ohne Opfer unter
       Kontrolle zu bekommen. Innenminister Arsen Awakow ist inzwischen in Luzk
       eingetroffen, die Polizei hat das Gelände weiträumig abgesperrt und
       gleichzeitig der Bevölkerung geraten, zu Hause oder am Arbeitsplatz zu
       bleiben.
       
       Der Entführer ist offensichtlich ein Psychopath und Einzelgänger. Gerne
       zeigt sich Kriwosch im Internet mit einer Waffe in der Hand. Sein 2014
       erschienenes 500 Seiten starkes Buch strotzt geradezu vor
       Gewaltverherrlichungen. „Was ist Freiheit“, fragt er an einer Stelle. Und
       liefert die Antwort gleich mit: „Das Paradies. Und wie kann man dahin
       gelangen? Indem man Verbrecher wird.“
       
       An anderer Stelle schwelgt Kriwosch, der von sich behauptet, schon mit 17
       Chef einer Bande gewesen zu sein, in einem Gefühl von Überlegenheit, das er
       als einsamer Wolf verspüre. Das Einzige, was er nicht sein könne, sei, kein
       Verbrecher zu sein. Zehn Jahre hatte der 45-jährige Kriwosch hinter Gittern
       gesessen, unter anderem wegen Raubes und illegalen Waffenbesitzes.
       
       Unterdessen wurde bekannt, dass auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew
       eine Bombendrohung im Einkaufszentrum Ocean Plaza an der U-Bahn-Station
       Minska eingegangen ist. Das Gebäude wurde sofort geräumt.
       
       21 Jul 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Clasen
       
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