# taz.de -- Anna Kühne genießt die Stille inder Hasenheide: Neues aus dem Party-Park
       
 (IMG) Bild: Feiern, bis das Virus kommt
       
       Genau 650 Meter – das ist die Entfernung von meiner Wohnung zum Volkspark
       Hasenheide. Ja, dieser berüchtigte Park, der in der Coronazeit mit
       illegalen Raves fragwürdige Berühmtheit in Berlin erlangte. Wenn sich
       gerade irgendwo eine Ahnung des Berliner Nachtlebens abspielt, dann an
       diesem unscheinbaren grünen Fleck nahe dem Tempelhofer Feld. Trotzdem war
       ich noch nie dort – bis Samstag.
       
       Eher zufällig komme ich nach einem Abendessen in Kreuzberg an der
       Hasenheide vorbei. Zwar habe ich weder Lust auf Techno noch auf Tanzen –
       aber ich bin neugierig auf den Stoff des Stadtgesprächs. Schon beim
       Betreten des Parks erlebe ich die erste Überraschung: Statt wummernden
       Bässen höre ich – nichts. Gut, wahrscheinlich bin ich einfach noch nicht
       nah genug am Geschehen. Ich radele also den Hügel hinauf zu der Wiese, wo
       ich die dicht gedrängten Technofans vermute – 3.000 sollen es letztes
       Wochenende gewesen sein.
       
       Oben angekommen jedoch, liegt die dunkle Weite still zu meinen Füßen.
       Nichts zu sehen außer einigen Grüppchen, die mit Lichterketten und Kerzen
       die Nacht erhellen. Fast schon poetisch hier! Wären da nicht die
       Mannschaftswagen der Polizei, die als stummes Zeugnis des vergangenen
       Wochenendes ihre Scheinwerfer immer wieder wachsam über die Wiese streifen
       lassen. Wenn es jemand doch wagt, ein paar zärtliche Bässe, und sei es nur
       aus einer portablen kleinen Bluetooth-Box, erklingen zu lassen, wird er
       sofort zur Räson gerufen.
       
       Das ist zwar anders hier, als ich es mir vorgestellt habe, aber irgendwie
       bin ich darüber eher erleichtert als enttäuscht. Ich finde es richtig, dass
       eine erneute Party wie jene am letzten Wochenende unterbunden wird. Die
       Raves sind Ausdruck von Rücksichtslosigkeit und Egoismus, und im Angesicht
       steigender Infektionszahlen sind sie vor allem gefährlich. Corona hat
       gezeigt: Nur mit gemeinsamer Anstrengung können gesellschaftliche
       Freiheiten zurückgewonnen werden. Wer das auch jetzt noch nicht begriffen
       hat, dem kann nur mit Scheinwerfern und Blaulicht geholfen werden – leider.
       
       4 Aug 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Kühne
       
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