# taz.de -- Box abgefackelt
       
       > In Wilhelmsburg ist zum zweiten Mal die ehrenamtlich organisierte
       > Tauschbox abgebrannt. Wer dahinter steckt, ist unklar. Aktivist*innen
       > wollen sie wieder aufbauen
       
 (IMG) Bild: Verkohlte Balken: Immer wieder brennen in Hamburg solche Tauschboxen ab
       
       Von Jannis Große
       
       Übrig geblieben sind nur noch die schwarzen, verkohlten Balken. In der
       Sanitasstraße in Wilhelmsburg ist Ende Juni schon zum zweiten Mal eine
       Spendenbox abgebrannt. Bis Ende Juni konnten Anwohner*innen Bücher,
       Kleidung oder andere Alltagsgegenstände in die Regale legen oder mitnehmen.
       So konnten aussortierte Dinge neue Besitzer*innen finden – doch nicht alle
       Menschen im Stadtteil standen dem Projekt wohlwollend gegenüber.
       
       Von Seiten der Behörden war der Abriss des Tauschregals in der
       Sanitasstraße wohl schon beschlossen, wie Aktivist*innen berichten. Nur für
       die Zeit der Coronapandemie war der Abriss ausgesetzt. Erst vor wenigen
       Wochen hatten sich Aktive getroffen, um zu überlegen, wie sie die Freebox
       erhalten können.
       
       Hinter der Initiative stehen Privatpersonen, die sich in einer
       Telegram-Gruppe vernetzt haben. Kleingärtner*innen, freiwillige
       Feuerwehrleute, Parteimitglieder oder Menschen aus dem Umfeld des
       linksautonomen Infoladens in Wilhelmsburg sind darunter. Seit dem Brand in
       der Nacht zum 30. Juni lesen und diskutieren fast 200 Mitglieder über den
       Messengerdienst mit. „Es ist krass, Sachen wegzuwerfen, die funktionieren,
       wenn man gleichzeitig weiß, es gibt Menschen, die nicht so viel haben, die
       das gebrauchen könnten“, sagt ein Unterstützer des Tauschregals.
       
       Entmutigen lassen wollen sie sich nicht und das Regal wieder aufbauen, am
       liebsten gleich zwei in Wilhelmsburg. Dabei ist die Freebox nicht das erste
       Tauschregal in Hamburg, das angezündet wurde. Auch die Tauschkiste in
       Ottensen ist zweimal abgebrannt, bevor dort im September letzten Jahres
       eine feuerfeste Tauschkiste aufgebaut wurde.
       
       In Wilhelmsburg wünschen sich die Aktivist*innen jetzt ebenfalls eine
       langfristige und legale Lösung. In den vergangenen Jahren hatte die Freebox
       in Wilhelmsburg einige Standorte, aber keinen auf Dauer. Das Hauptproblem
       war dabei immer der Müll, der rund um das Regal entstand. Deshalb wurde sie
       von der Stadt vom ersten Standort entfernt. Auch das Deichhaus, in dem die
       Diakonie eine Arbeitslosenberatung anbietet und das der Tauschbox ab 2018
       einen Standort angeboten und das Regal betreut hatte, wollte es wegen des
       Mülls knapp ein Jahr später wieder loswerden.
       
       Daraufhin verlegten unbekannte Aktivist*innen die Freebox in einer
       Nacht-und-Nebel-Aktion in die Sanitasstraße, wo das Regal im November 2019
       das erste Mal abbrannte. Mitte Januar 2020 betonierten unbekannte
       Aktivist*innen dann ein neues Tauschregal an der gleichen Stelle in den
       Boden. Die Polizei wertet beide Brände als Sachbeschädigung, konnte aber
       keine Täter*innen ermitteln.
       
       Das Regal wurde von vielen genutzt. Auch jetzt, da es abgebrannt ist,
       bleiben Menschen stehen und lesen die Zettel, die Aktive an die verbrannten
       Holzbalken gehängt haben. Viele äußern sich enttäuscht darüber, dass die
       Tauschbox nicht mehr da ist.
       
       Es gibt aber auch Menschen, die Kritik an dem Tauschregal haben. So erzählt
       ein älterer Mann, dass es ihn gestört habe, dass sich einige Personen alles
       genommen hätten, was zur Box gebracht wurde. Immer wieder wurde wohl auch
       Sperrmüll am Tauschregal abgelegt und die Kosten der Stadtreinigung
       teilweise auf die Nebenkosten von Anwohner*innen umgelegt, erzählen die
       Aktiven.
       
       Sie haben schon zwei mögliche Standorte auf Privatgrundstücken von Vereinen
       gefunden. Mit einer Spendenkampagne wollen sie Geld für den Wiederaufbau
       und anfallende Kosten für die Müllbeseitigung sammeln und vielleicht einen
       Verein für die Unterhaltung gründen, heißt es in der Telegram-Gruppe. Ob
       bis dahin andere Unterstützer*innen, die nicht so viel von geregelten
       Abläufen halten, wieder irgendwo ein Tauschregal in den Boden betonieren,
       weiß niemand so genau.
       
       17 Jul 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Große
       
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