# taz.de -- Rassismus gegen Minderheit in Schweden: Deckmantel Coronaschutz
       
       > Ein früherer norwegischer Justizminister fordert, das Militär zum
       > Grenzschutz einzusetzen. Die Bedrohung? Ein paar Dutzend Samen und ihre
       > Rentiere.
       
 (IMG) Bild: Rentiere kennen keine Grenzen – und die Samen folgen bis heute dem Zug ihrer Rentiere
       
       Tälläng taz | „Bizarr“, mehr könne man zu diesem Vorstoß wohl nicht sagen,
       sagt Björn Nilsson, Landrat der nördlichsten schwedischen Provinz
       Norrbotten. Den Einsatz von Militär zum Grenzschutz hat Per-Willy Amundsen,
       justizpolitischer Sprecher der norwegischen Fortschrittspartei jetzt
       vorgeschlagen. Um Norwegen wovor zu schützen? Vor [1][schwedischen Samen]
       und ihren [2][Rentieren].
       
       Norwegen, Finnland und Dänemark halten wegen der deutlich höheren
       Covid-19-Infektionszahlen in Schweden ihre Grenzen gegenüber den
       SchwedInnen nach wie vor geschlossen. Grenzverkehr gibt es trotzdem, etwa
       für Arbeitspendler oder andere „dringende“ Gründe. Eine lückenlose
       Überwachung ist sowieso unmöglich. Mehr als 200 Straßen verbinden Schweden
       und Norwegen, Tausende Feld- und Waldwege nicht eingerechnet.
       
       Und weil die Samen dem Zug ihrer Rentiere folgen, die nun mal keine Grenzen
       kennen, gelten diese Grenzen für sie sowieso nicht. Das war 1751, als in
       Lappland erst mal überhaupt nationale Grenzen gezogen wurden, im
       „Lappkodicillen“, einer Art Magna Charta der Samen, festgelegt worden. Die
       gilt bis heute. Auch die im März erlassenen norwegischen
       Coronagrenzvorschriften enthalten deshalb eine spezielle Ausnahme.
       
       Wie kann man also auf die Idee kommen, ausgerechnet einige Dutzend Samen
       als gefährlichste Infektionsverbreiter einzustufen, gegen die man Militär
       einsetzen solle, „weil die ja beim Einkaufen unsere Lokalbevölkerung
       treffen könnten“ (Amundsen)? Wer das vorschlage, wolle ganz einfach nur
       Stimmung gegen die Samen machen, meint Per-Olof Nutti, Präsident des
       schwedischen Samenparlaments: „Auch Rentiersamen nehmen die Situation, in
       der wir uns befinden, sehr ernst. Die überqueren die Grenze ja nicht zum
       Spaß, oder um norwegische Bürger und Politiker zu ärgern, sondern folgen
       wie seit ewigen Zeiten der Wanderung ihrer Tiere.“
       
       ## Bloße Unkenntnis? Amundsen ist für Rassismen bekannt
       
       Es könnte bloße Unkenntnis sein, wenn man die Samen zur Infektionsgefahr
       hochstilisiert. Aber von Per-Willy Amundsen ist eine lange Liste
       rassistischer Ergüsse bekannt. Im Juni verteidigte er Oslos Polizei gegen
       den Vorwurf von Racial Profiling. Das sei geradezu Pflicht der Polizei:
       „Denn wer ist es denn, der Banden- und Jugendkriminalität organisiert?“
       
       Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg hatte Amundsen zwischen 2016 und
       2018 als Justizminister an ihrem Kabinettstisch sitzen. Bizarr.
       
       9 Jul 2020
       
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