# taz.de -- +++ Corona News am 6. Juni +++: Brasilien droht mit WHO-Austritt
       
       > Der Lehrerverband fordert eine Maskenpflicht für Schüler. Im Lockdown
       > sank der Alkoholkonsum. Und eine 108-jährige hat ihre Covid-19-Infektion
       > überstanden.
       
 (IMG) Bild: Friedhofsmitarbeiter in Rio de Janeiro
       
       ## Wieder stärkerer Anstieg der Corona-Toten in den USA
       
       In den USA steigt die Zahl der Virus-Toten wieder etwas stärker um 1035 auf
       108.064. Am Donnerstag hatte das Zentrum für die Kontrolle und Prävention
       von Krankheiten (CDC) 827 neue Todesfälle gemeldet, am Mittwoch 1045, am
       Dienstag 761 und am Montag 696.
       
       Auch die Zahl der Neu-Infizierten legt demnach wieder etwas deutlicher zu –
       um 20.555 auf 1.862.656. Am Donnerstag waren es 14.676, am Mittwoch 24.955,
       am Dienstag 14.790 und am Montag 26.177. (rtr)
       
       ## 394 Neuinfektionen in Deutschland
       
       Das Robert-Koch-Institut meldet für Deutschland 394 bestätigte
       Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Die Gesamtzahl der Fälle steigt damit
       auf 183.271. 26 weitere Menschen seien im Zusammenhang mit dem Virus
       verstorben. Die Zahl der Toten erhöht sich damit auf 8613. (rtr)
       
       ## Nach Gottesdiensten: 350 häusliche Isolationen
       
       Nach den bis Samstag acht bekannten Corona-Infektionen nach Gottesdiensten
       in Vorpommern hat der Landkreis Vorpommern-Rügen rund 350 Personen in
       häusliche Isolation geschickt. Sie hätten am Pfingstsonntag oder –montag an
       insgesamt vier Gottesdiensten in Stralsund und Grimmen teilgenommen,
       begründete Landrat Stefan Kerth (SPD) die sogenannte Allgemeinverfügung.
       
       Ein katholischer Priester war nach seinen Gottesdiensten am Dienstag
       positiv auf Corona getestet worden. Unter Beobachtung der Behörden ist auch
       ein Fest-Gottesdienst zur Verabschiedung eines anderen Priesters am
       Pfingstmontag in Stralsund mit möglicherweise etwa 250 Teilnehmern.
       
       Wie der Landrat mitteilte, sind unter den positiv Getesteten auch Personen,
       die keinen unmittelbaren Kontakt zu dem Priester hatten. Keiner der
       Infizierten müsse derzeit in einem Krankenhaus behandelt werden.
       
       Die unter Quarantäne stehenden Personen dürfen in den kommenden 14 Tagen
       ohne Zustimmung des Gesundheitsamtes ihre Wohnung nicht verlassen und
       keinen Besuch empfangen. Zu den Maßnahmen zähle auch die tägliche Messung
       der Körpertemperatur. Sollten Symptome auftauchen, die auf die Krankheit
       Covid-19 hindeuten, müsse medizinisches Fachpersonal benachrichtigt werden.
       (dpa)
       
       ## Rasche Rückkehr zur Normalität im Schulbetrieb gefordert
       
       Die Kultusministerkonferenz fordert eine rasche Rückkehr zum normalen
       Schulbetrieb. Jugendliche hätten ein Recht auf Bildung, heißt es in einem
       Beschluss des Gremiums. „Deshalb streben die Bildungsministerien der Länder
       im Interesse der Schülerinnen und Schüler so schnell wie möglich eine
       Wiederaufnahme des schulischen Regelbetriebs an, sofern das
       Infektionsgeschehen dies zulässt.“
       
       Bundesfamilienministerin Franziska Giffey stellt reguläre Schulöffnungen
       nach Ende der Sommerferien in Aussicht. „Ich finde es richtig, dass jetzt
       darüber gesprochen wird – immer unter der Maßgabe, dass das
       Infektionsgeschehen so bleibt wie es ist -, dass nach Ende der Sommerferien
       wir wieder zu einem geregelten, normalen Betrieb zurückkehren können“, sagt
       die SPD-Politikerin dem TV-Sender RTL. „Das Infektionsgeschehen, so wie es
       jetzt aussieht, lässt das zu.“
       
       In der Debatte um eine Rückkehr zum Normalbetrieb in den Schulen hat der
       Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, eine
       Maskenpflicht für Schüler im Unterricht gefordert. Wenn wieder alle Schüler
       einer Klasse in einem Raum säßen, sei eine Maskenpflicht „auch während des
       Unterrichts“ sinnvoll, sagte Meidinger der „Bild“-Zeitung vom Samstag.
       „Allerdings erschwert das ordentlichen Unterricht“, räumte er ein.
       (rtr/afp)
       
       ## Trump will neue Schutzstrategie für „Hochrisiko-Gruppen“
       
       US-Präsident Donald Trumps fordert eine Änderung bei der Strategie im Kampf
       gegen die Coronavirus-Pandemie. Diese solle den Schutz von
       „Hochrisiko-Gruppen“ vorsehen, sagt Trump im Weißen Haus. Dazu zählten
       Senioren und Mitarbeiter in Pflegeheimen. Damit könnte die jüngeren und
       gesunden Amerikaner sofort zur Arbeit zurückkehren. Trump will bald die
       Corona-Beschränkungen im gesamten Land komplett beenden. (rtr)
       
       ## Spanien lockert weiter
       
       Spanien lockert seine Restriktionen im Zusammenhang mit der
       Coronavirus-Pandemie in den besonders stark betroffenen Metropolen Madrid
       und Barcelona weiter. Ab Montag müssten sich Besucher von Restaurants und
       Bars nicht mehr nur auf die Außenbereiche beschränken, teilt
       Gesundheitsminister Salvador Illa mit. Zudem dürften Kinder den gesamten
       Tag über draußen spielen und müssten sich nicht mehr an bestimmte Zeiten
       halten. (rtr)
       
       ## WHO: Pandemie ist noch nicht vorbei
       
       Die Coronavirus-Pandemie ist nach Einschätzung der
       Weltgesundheitsorganisation WHO noch lange nicht überstanden. „Es ist nicht
       vorbei. Es ist nicht vorbei, solange es das Virus noch an irgendeinem Ort
       der Welt gibt“, sagt WHO-Sprecherin Margaret Harris. In einigen Ländern, in
       denen Restriktionen zurückgenommen worden seien, steige die Zahl der
       Neuinfektionen wieder. Sie rede dabei aber nicht speziell über Europa.
       (rtr)
       
       ## Warnung vor zweiter Infektionswelle in Großbritannien
       
       Führende Ärzte und Wissenschaftler haben die britische Regierung
       eindringlich dazu aufgerufen, das Land auf eine mögliche zweite
       Infektionswelle im Winter vorzubereiten. Großbritannien gehöre zu den
       Ländern mit den höchsten Todesraten, betonten die Experten in einem im
       Guardian veröffentlichten Schreiben. „Besonders schlimm sind die Armen und
       bestimmte ethnische Minderheiten betroffen.“ Zu den 27 Unterzeichnern
       gehört auch der Mediziner Anthony Costello, der früher Spitzenbeamter der
       Weltgesundheitsorganisation (WHO) war.
       
       Nach Angaben des britischen Gesundheitsministeriums sind bereits mehr als
       40 000 Corona-Infizierte gestorben – kein anderes Land in Europa
       verzeichnet so viele Opfer. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer
       aus. Angesichts der Lage im Land halten viele von ihnen die Lockerung von
       Maßnahmen gegen die Pandemie für verfrüht. So wurde am Samstag wieder die
       Öffnung von Schulen für einige Jahrgangsstufen kritisiert.
       
       Die Regierung in London steht seit Wochen in der Kritik, zu spät und falsch
       auf die Pandemie reagiert zu haben. Der staatliche Gesundheitsdienst NHS
       (National Health Service) ist chronisch unterfinanziert. Es mangelt an
       Ärzten, Pflegepersonal, Schutzausrüstungen und Tests. Jeder Landesteil –
       England, Schottland, Wales und Nordirland – hat eigene Maßnahmen gegen die
       Corona-Krise. (dpa)
       
       ## Edeka und Netto wollen Steuersenkung nicht einsacken
       
       Auch Edeka und Netto wollen die von der großen Koalition beschlossenen
       niedrigeren Mehrwertsteuersätze an die Verbraucher weiterreichen. „Für uns
       ist es selbstverständlich, die steuerlichen Vorteile in Form von
       günstigeren Preisen an unsere Kunden weiterzugeben“, sagt Edeka-Chef Markus
       Mosa. Auch der zur Gruppe gehörende Discounter Netto schließt sich an.
       Zuvor hatten bereits Rewe und Aldi entsprechende Schritte verkündet. Ab 1.
       Juli soll die Mehrwertsteuer befristet bis Jahresende gesenkt werden. (rtr)
       
       ## Russland: knapp unter 450.000 Infizierte
       
       In Russland liegt die Zahl der festgestellten Infektionen inzwischen knapp
       unter 450.000. Behördenangaben zufolge steigt sie um 8726 auf aktuell
       449.834. Die Zahl der Todesfälle legt binnen 24 Stunden um 144 auf 5528 zu.
       (rtr)
       
       ## Blutdruckmedikamenten können präventiv wirken
       
       Gängige Medikamente gegen Bluthochdruck könnten einer neuen Studie zufolge
       zu einem gewissen Maß vor schweren Covid-19-Erkrankungen schützen.
       Eigentlich hätten Patienten mit hohem Blutdruck ein zwei Mal so großes
       Risiko, an Covid-19 zu sterben, berichten die Forscher im European Heart
       Journal. Sie müssten auch häufiger beatmet werden. Bei denjenigen
       Patienten, die irgendeinen Blutdrucksenker nahmen, sei das Sterberisiko
       jedoch deutlich reduziert gewesen. Die Studie umfasste 2900 Kranke, die im
       Februar und März in einem Hospital in Wuhan behandelt wurden. (rtr)
       
       ## Brasilien klettert in Opferstatistik hoch und droht der WHO
       
       Die Zahl der Corona-Toten in Brasilien übersteigt die Zahl der Opfer der
       Epidemie in Italien. Binnen 24 Stunden seien 1437 Menschen im Zusammenhang
       mit der Pandemie gestorben, teilt das brasilianische Gesundheitsministerium
       mit. 30.925 zusätzliche Menschen hätten sich mit dem Virus angesteckt. Die
       Gesamtzahl der Toten liege nun bei 34.021. Das Land hat damit die meisten
       Toten nach den USA und Großbritannien.
       
       Das Coronavirus breitet sich auch immer stärker unter brasilianischen
       Ureinwohnern aus. Die Todesfälle in diesem Teil der Bevölkerung
       verfünffachten sich im vergangenen Monat, wie ein Verband der Urvölker
       mitteilt. Viele Epidemiologen hatten vergebens gehofft, dass die Stämme
       durch ihre sehr abgelegenen Siedlungsgebiete geschützt würden. Die
       Ureinwohner litten bereits in der Vergangenheit massiv unter
       eingeschleppten Krankheiten: Die ersten Europäer brachten bei ihrem
       Vordringen in den Amazonas-Regenwald die Pocken mit, die die Urbevölkerung
       dezimierten.
       
       Unterdessen hat der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro mit einem
       Austritt seines Landes aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gedroht.
       Bolsonaro warf der internationalen Organisation „ideologische
       Voreingenommenheit vor“ und sagte am Freitag vor Journalisten, seine
       Regierung analysiere den WHO-Austritt der USA, den US-Präsident Donald
       Trump vor rund einer Woche verkündet hatte.
       
       „Entweder die WHO arbeitet ohne ideologische Voreingenommenheit oder wir
       gehen auch. Wir brauchen hier keine Außenstehenden, die ihre Meinung zur
       Gesundheitslage abgeben“, verkündete Bolsonaro. Der rechtsradikale
       Präsident kritisierte die WHO unter anderem dafür, dass sie die klinischen
       Studien für das Malaria-Medikament Hydroxychloroquin zur Behandlung von
       Covid-19 ausgesetzt hatte. Bolsonaro hatte – wie Trump – die umstrittene
       Einnahme des Medikaments als Präventivmaßnahme wiederholt angepriesen.
       
       Die WHO hatte die Versuche mit Hydroxychloroquin ausgesetzt, nachdem
       mehrere Studien Bedenken hinsichtlich seiner Verträglichkeit und
       Wirksamkeit aufgeworfen hatten. In einer neuen Studie der Universität
       Oxford hieß es am Freitag, dass Hydroxychloroquin „keine positive Wirkung“
       bei der Behandlung der Lungenkrankheit zeige. (rtr/afp)
       
       ## 108-jährige Italienerin übersteht Corona-Krankheit
       
       Die 108 Jahre alte Fatima Negrini hat eine Coronavirus-Infektion
       überstanden. Die Norditalienerin wohnt seit vielen Jahren in einem
       Pflegeheim in Mailand. „Gott hat mich vergessen“, zitierte die Zeitung
       Corriere della Sera Negrini am Samstag.
       
       Die 108-Jährige ist seit vielen Jahren Bewohnerin des Pflegeheim Anni
       Azzurri San Faustino in Mailand, sagte ein Sprecher der Einrichtung der
       Deutschen Presse-Agentur. Sie habe sich im April mit dem Coronavirus
       infiziert, sei aber asymptomatisch gewesen und Mitte Mai negativ getestet
       worden. In Negrinis Pflegeheim starben laut Corriere della Sera mehrere
       Bewohner. „Fatima hat noch nicht begriffen, wer nicht mehr da ist“, sagte
       eine Pflegerin der Zeitung.
       
       Erst am Mittwoch feierte die Italienerin ihren Geburtstag mit einer
       Schokoladentorte – verziert mit der Aufschrift „108 herzlichen Glückwunsch
       Fatima“. Laut Bericht hat Negrini drei Söhne im Alter von 89, 88 und 78
       Jahren, vier Enkelkinder und zwei Urenkel. (dpa)
       
       ## Alkoholkonsum im Lockdown eingeschränkt
       
       Während der Ausgangssperren haben mehr Menschen ihren Alkoholkonsum
       eingeschränkt als erhöht, wie eine Studie von Bier- und Wein-Produzenten in
       neun Ländern ergibt. 30 Prozent der 11.000 Befragten hätten angegeben, dass
       sie weniger als vorher trinken würden. Elf Prozent hätten dagegen von einem
       Anstieg ihres Alkoholkonsums berichtet, teilt die Internationale Allianz
       für verantwortungsbewusstes Trinken mit. Das Bündnis wird von großen
       Getränkekonzernen wie Anheuser-Busch, Diageo und Pernod Ricard getragen. Zu
       den Ländern, in denen weniger Alkohol getrunken worden sei, zählten
       Frankreich, Deutschland, Japan, Australien, Neuseeland und die USA.
       Großbritannien bilde mit fast ausgeglichenen Zahlen eine Ausnahme: Dort
       hätten 21 Prozent der Befragten angegeben, weniger zu trinken. 19 Prozent
       hätten trotz der vollständigen Schließung der Pubs von einem höheren
       Alkoholkonsum gesprochen. (rtr)
       
       ## Niederlande wollen Tausende Zuchtnerze töten lassen
       
       Nach Corona-Ausbrüchen in mehreren Nerzfarmen wollen die niederländischen
       Behörden mehrere tausend Tiere töten. In einer Zuchteinrichtung in Deurne
       im Süden des Landes habe die Tötung von mehr als 1500 Tieren am Samstag
       begonnen, sagte Frederique Hermie, Sprecherin der Behörde für Lebensmittel-
       und Veterinärsicherheit. Zwei Tierrechtsgruppen waren am Donnerstag vor
       Gericht gegangen, um die Maßnahme zu verhindern, ihre Klage wurde jedoch am
       Freitagabend abgelehnt.
       
       Laut Hermie werden die Nerz-Tötungen in weiteren neun Nerzfarmen in der
       kommenden Woche fortgesetzt. Die Tiere werden ihren Angaben zufolge mit
       Kohlenmonoxid getötet. Das niederländische Landwirtschaftsministerium hatte
       am Mittwoch angekündigt, „mehr als 10.000 Nerze“ in jenen Zuchtfarmen zu
       töten, wo Corona-Fälle aufgetreten waren, um eine weitere Virusausbreitung
       zu verhindern.
       
       Die Behörden hatten im Mai bekannt gegeben, dass zwei an der
       Lungenkrankheit Covid-19 erkrankte Mitarbeiter von Nerzfarmen sich „sehr
       wahrscheinlich“ bei den Tieren angesteckt hatten. Nach Einschätzung der
       Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnte es sich um die „ersten bekannten
       Fälle einer Übertragung“ des neuartigen Coronavirus von Tier zu Mensch
       handeln.
       
       Die Behörden erließen im Anschluss Maßnahmen für Nerzfarmen. Alle Betriebe
       mussten Viren-Tests vornehmen, der Transport der Tiere wurde verboten,
       zudem waren Besuche auf Anlagen mit Infektionsfällen untersagt. (afp)
       
       6 Jun 2020
       
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