# taz.de -- Konflikt zwischen US-Präsident und WHO: Trump droht mit Austritt
       
       > Zur WHO-Versammlung kommt erneut heftige Kritik aus Washington: Ohne
       > baldige Verbesserungen werde Trump Mitgliedschaft und Zahlungen
       > überdenken.
       
 (IMG) Bild: US-Präsident Donald Trump wirft der WHO ein falsches Krisenmanagement vor
       
       Washington dpa/rtr | US-Präsident Donald Trump hat der
       Weltgesundheitsorganisation (WHO) [1][im Streit über den Umgang mit der
       Coronapandemie] mit einem endgültigen Zahlungsstopp und einem Ausstieg
       gedroht. „Wenn sich die WHO nicht innerhalb der nächsten 30 Tage zu
       wesentlichen substanziellen Verbesserungen verpflichtet, werde ich mein
       vorübergehendes Einfrieren der US-Finanzierung für die WHO zu einer
       permanenten Maßnahme machen und unsere Mitgliedschaft überdenken“, schrieb
       Trump in einem auf Twitter veröffentlichten Brief an WHO-Chef Tedros
       Adhanom Ghebreyesus. Die WHO müsse ihre Unabhängigkeit von China
       demonstrieren. Die US-Regierung habe bereits Reformdiskussionen mit dem
       WHO-Chef begonnen.
       
       Trump wirft der WHO ein falsches Krisenmanagement und eine zu große Nähe zu
       China vor, wodurch eine Verschleierungstaktik der Führung in Peking über
       den Virus-Ausbruch unterstützt worden sei. Er hatte deswegen bereits im
       vergangenen Monat die US-Zahlungen ausgesetzt.
       
       Die WHO weist die Vorwürfe zurück, wie auch China, das wiederholt erklärt
       hat, transparent und offen über den Virus-Ausbruch berichtet zu haben. Am
       Montag hatte die WHO erklärt, dass sie [2][eine unabhängige Überprüfung des
       Umgangs mit der Pandemie plant] und dafür auch Unterstützung aus China
       bekommt.
       
       In der Krise, in der in den USA bereits mehr als 90.000 Menschen nach einer
       Corona-Infektion starben, ist der Präsident selbst schwer unter Druck
       geraten. Der Republikaner hatte die Gefahr des Coronavirus öffentlich lange
       heruntergespielt. Ein Vorwurf, den er gegen die WHO erhebt, wird auch gegen
       ihn gerichtet: China Ende Januar noch für die Transparenz im Zusammenhang
       mit dem Ausbruch gelobt zu haben.
       
       ## Trump: „China war alles andere als transparent“
       
       „China war alles andere als transparent“, erklärte Trump nun in seinem
       Brief an Tedros. In einem Tweet vom 24. Januar hatte er allerdings selbst
       geschrieben: „China hat sehr hart daran gearbeitet, das Coronavirus
       einzudämmen. Die Vereinigten Staaten wissen ihre Anstrengungen und
       Transparenz zu schätzen.“
       
       Die WHO ist für Trump ein willkommenes Angriffsziel. In ihr kann er seine
       Kritik an den Vereinten Nationen sowie am wachsenden Gewicht des
       Wirtschaftskonkurrenten Chinas vereinen. Kritiker werfen ihm vor, mit
       seinem Feldzug gegen die WHO von eigenen Versäumnissen abzulenken. „Es ist
       klar, dass die wiederholten Fehltritte, die Sie und Ihre Organisation sich
       bei der Reaktion auf die Pandemie geleistet haben, die Welt extrem teuer zu
       stehen gekommen sind“, heißt es in Trumps Brief.
       
       Was er sich konkret unter den geforderten „wesentlichen Veränderungen“
       vorstellt, bleibt vage. Die WHO müsse Unabhängigkeit von China zeigen,
       forderte Trump. Der Verweis auf die frühere WHO-Chefin Harlem Brundtland
       macht deutlich, dass er „kühne“ Entscheidungen von der WHO und auch mal
       Kritik an China erwartet.
       
       Trotz der Kritik am Vorgehen Trumps gibt es Forderungen nach Reformen der
       WHO längst nicht nur in den USA, wie sich anlässlich der Jahrestagung
       zeigte. Die WHO müsse unabhängiger vom Einfluss einzelner Staaten und in
       ihrer koordinierenden Funktion stärker werden, sagte auch
       Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
       
       ## Trump setzt weiter auf Malaria-Medikament
       
       Am Montag sorgte Trump auch mit einer anderen Nachricht zu seinem
       persönlichen Umgang mit dem Virus für Schlagzeilen: Er nimmt nach eigenen
       Angaben ein Malaria-Medikament als Corona-Prophylaxe. Seit etwa eineinhalb
       Wochen nehme er Hydroxychloroquin ein, sagte der US-Präsident am Montag im
       Weißen Haus. Er habe „sehr gute Dinge“ über das seit Langem zugelassene
       Malaria-Präparat gehört, sagte Trump. Hydroxychloroquin hat Nebenwirkungen
       und kann etwa zu Herzproblemen führen.
       
       Das Weiße Haus veröffentlichte am Abend ein Schreiben von Trumps Leibarzt
       Sean Conley, wonach Trump und er nach zahlreichen Diskussionen zu dem
       Schluss gekommen seien, dass mögliche Vorteile einer Behandlung mit
       Hydroxychloroquin die damit verbundenen Risiken überwiegen. Es gibt bislang
       keine belastbaren wissenschaftlichen Belege für eine Wirksamkeit des
       Medikaments im Zusammenhang mit dem Coronavirus.
       
       19 May 2020
       
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