# taz.de -- Wiedereröffnung der Gastronomie: Für Wirte wird's unwirtlich
       
       > Wegen ihres meist prekären Hintergrunds merken viele Gastwirte: Die
       > Wiedereröffnung muss sitzen. Ein zweiter Lockdown wäre fatal für sie.
       
 (IMG) Bild: Bald ist wieder Betrieb: Am Hopfensee bei Füssen im Allgäu
       
       Machen wir eine Stammtischwette: Zu Pfingsten sitzen wir alle wieder
       zusammen beim Bier in der Kneipe – oder davor. [1][In allen Bundesländern
       außer im Saarland] wird die Gastronomie in den nächsten Tagen wieder
       geöffnet.
       
       Und das ist keine schöne Aussicht – für die Gäste weniger, aber für die
       Gastronomen. Für viele von ihnen könnte die nun beginnende Phase sogar erst
       recht das Ende bedeuten. Denn ja, sie können wieder ein Geschäft machen,
       aber was für eines? Noch immer gilt die Auflage, für Ungeselligkeit zu
       sorgen, für jeden echten Gastronomen ist das ein Unding. Und jeder Tag
       beginnt mit der bangen Frage, ob die Behörden den Laden nicht wieder
       zusperren, weil eine zweite Infektionswelle durchs Land rollt – ausgelöst
       vielleicht sogar am eigenen Tresen.
       
       Man will gerade eines nicht sein in diesem Land, und das ist Wirt. Der
       steckt gerade zwischen Pest und Cholera: Die Politik hat das Problem auf
       ihn abgewälzt. Es gibt da ein Missverständnis. Niemand in der Gastronomie
       dringt auf eine schnelle Öffnung. Es war auch nicht das Motiv der Aktion
       „leere Stühle“. Aber die vielen Hinweise auf die prekäre Situation sind so
       gedeutet worden. Die Gastronomie ist eine Branche aus Kleinbetrieben; nur
       die wenigsten haben hier Rücklagen, um lange Miete oder andere laufende
       Kosten vorzustrecken. Das Bild vom Wirt, dem am Ende des Monats weniger
       bleibt als den Angestellten, ist keine Legende. Gastronomie ist ein
       Leidenschaftsberuf.
       
       Bei ihrem finanziellen Hintergrund spüren viele Wirte: Die Wiedereröffnung
       muss sitzen. Ein zweiter Lockdown wäre fatal. Doch ohne den geforderten
       Rettungsschirm können es sich viele gar nicht leisten, weiter geschlossen
       zu bleiben. Auch der [2][verringerte Mehrwertsteuersatz] hilft nicht. Er
       wirkt erst so richtig, wenn das Geschäft wieder brummt, was kurzfristig
       kaum jemand erwartet. Gastronomen schließen deshalb gerade sarkastisch
       Wetten untereinander. Wer nach Pfingsten am schnellsten dicht macht.
       
       7 May 2020
       
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