# taz.de -- Corona-Rede der Queen: „We'll meet again“
       
       > Die britische Königin hält die eines Staatsoberhauptes würdige Rede – und
       > weckt Erinnerungen an Vera Lynns Lied zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges.
       
 (IMG) Bild: Die Rede der Queen an die Nation wurde in Windsor Castle aufgenommen
       
       BERLIN taz | Anders als ihr rüpeliger Premierminister Boris Johnson hält
       sich die britische Monarchin [1][auch in Zeiten von Corona] verlässlich so
       würdevoll, dass es beinahe schwer fällt, den antiroyalistischen Reflex zu
       wahren. [2][In einer Videobotschaft am Sonntagabend] macht die Königin Mut
       und endet auf einen Satz, der weite Assoziationsspielräume eröffnet: „Wir
       werden uns wiedersehen.“ Auch wenn Elizabeth sich nicht zur informellen
       Kontraktion hinreißen lässt und gewohnt stocksteif „We will meet again“
       sagt, ist das Echo der legendären Liedzeile „We’ll meet again“ doch sicher
       gewollt.
       
       Jener grandiose Erfolg der Sängerin Vera Lynn aus dem Jahr 1939 begleitete
       die Soldaten Großbritanniens und des Commonwealth durch den Zweiten
       Weltkrieg. [3][Das Lied und die Touren entlang der Kriegsschauplätze] mit
       weiteren Schmachtfetzen brachten Lynn den Beinamen „the Forces’
       Sweetheart“. Noch Jahrzehnte später füllte sie Stadien und ließ ihr Land in
       den Erinnerungen an eine große Zeit schwelgen. Der Bezug auf
       entbehrungsreiche Zeiten, in denen gemeinsam Großes geleistet wurde, passt
       zur Arbeitsplatzbeschreibung der Queen: die Moral anheben, Halt und
       Stabilität vermitteln.
       
       Die Sängerin selbst, inzwischen 103 Jahre alt, meldete sich ebenfalls zu
       Wort. Mit einem knappen [4][Voiceover über ein Video zur Musik von „We’ll
       meet again“] selbstverständlich. „Keep smiling and keep singing“, gibt Vera
       Lynn ihren Fans mit auf den Weg. Dass der noch recht lang und schmerzhaft
       werden kann, ist wohl zu befürchten. Der [5][chronisch unterausgestatteten
       öffentlichen Gesundheitsfürsorge] steht der Höhepunkt der Krankheitswelle
       schließlich noch bevor. Und so bleiben vielleicht nur Durchhalteparolen
       gegen den „unsichtbaren Feind“. Wie überall im Paradox gefangen, gemeinsam
       isoliert zu bleiben, bis die Gefahr vorüber ist. Die einen auf ihren
       Schlössern, die anderen in Sozialwohnungen.
       
       Bleibt der britischen Bevölkerung wie uns allen nur zu wünschen, dass wir
       am Ende nicht der zynischsten Interpretation des Liedes beiwohnen müssen.
       Das Finale der bitteren Filmsatire „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die
       Bombe zu lieben“ von Stanley Kubrick untermalt den tragenden Gesang Lynns
       mit einem [6][in der Kinogeschichte einzigartigen atomaren Exzess], der die
       Idee einer wiederkehrenden Normalität völlig ad absurdum führt.
       
       6 Apr 2020
       
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