# taz.de -- Verkürzte Ausbildung zur ErzieherIn: Schnell, schnell in die Kita
       
       > Durch eine verkürzte Ausbildung will Senatorin Scheeres (SPD) schnell
       > mehr Fachkräfte in die Kitas bringen. Rund 2.000 werden jährlich
       > gebraucht.
       
 (IMG) Bild: Hat den Fachkräftemangel im Blick, aber kriegt sie ihn in den Griff? Senatorin Scheeres (SPD)
       
       Berlin taz | Mit einer Art Speedversion der ErzieherInnenausbildung will
       Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) dem wachsenden Fachkräftebedarf in
       Kitas und Schulhorten gerecht werden: Wer die Berufsbildungsreife hat (neun
       Schuljahre), kann an acht Fachschulen eine zweijährige Ausbildung in
       Sozialpädagogischer Assistenz machen – und dann gleich in eine ebenfalls
       nur zwei- statt dreijährige Ausbildung zur staatlich geprüften ErzieherIn
       wechseln.
       
       „2+2“-Modell nannte Scheeres den seit August 2019 laufenden Schulversuch
       bei einer ersten Bilanz am Mittwoch an der Marie-Elisabeth-Lüders
       -Oberschule in Schöneberg. 650 SchülerInnen hätten sich in der ersten Runde
       eingeschrieben.
       
       „Wir befinden uns seit Jahren [1][in einem Wettlauf mit steigenden
       Kinderzahlen]“, sagte Scheeres. Und weil man gleichzeitig auch „qualitativ
       ausgebaut“ und etwa den Betreuungsschlüssel verbessert habe, müsse man eben
       „unterschiedliche Wege entwickeln, um das Ziel zu erreichen.“ Das Ziel:
       1.500 bis 2.000 ErzieherInnen mehr pro Jahr, Minimum. Im vergangenen Jahr
       habe man das auch geschafft.
       
       Allerdings sei auch klar: Die herkömmliche dreijährige
       ErzieherInnenausbildung an den Fachschulen, für die der Mittlere
       Schulabschluss (MSA, 10 Schuljahre) Voraussetzung ist, bringe nicht genug
       AbsolventInnen. Deshalb jetzt die Idee, schon BewerberInnen mit dem
       niedrigstmöglichen Schulabschluss zuzulassen – allerdings unter der
       Bedingung, dass sie nach zwei Jahren den MSA schaffen und die Ausbildung in
       Sozialpädagogischer Assistenz mit einem guten Notenschnitt bestehen.
       
       ## Gewerkschaft: „Dequalifizierung“
       
       Scheeres konterte denn auch Kritik der Gewerkschaft GEW, sie lasse eine
       „nachhaltige Dequalifizierung“ der ErzieherInnenausbildung zu. Wer den MSA
       nach den zwei Jahren nicht schaffe oder zu schlechte Noten habe, müsse ein
       Jahr länger weiterlernen, bis er oder sie sich staatlich geprüfte
       ErzieherIn nennen darf. Oder könne eben als AssistentIn – bei geringerem
       Gehalt – in den Kitas arbeiten.
       
       Sozialpädagogische AssistentInnen sind nicht zu verwechseln mit
       Sozialassistentinnen: Letztere machen eine Ausbildung, die auch Altenpflege
       und Hauswirtschaft umfasst und arbeiten schon länger als
       [2][QuereinsteigerInnen in den Kitas]. Erstere sollen sich laut Scheeres
       ganz auf die frühkindliche Bildung konzentrieren. Dafür können sie dann
       nach zwei Jahren auch quasi als Fachkraft eingestellt werden – ohne die
       Auflage, nach spätestens zwei Jahren noch eine ordentliche
       ErzieherInnenausbildung machen zu müssen, wie bei den SozialassistentInnen
       der Fall.
       
       Im Klartext: In den Kitas werden in Zukunft mehr Menschen als ErzieherInnen
       arbeiten, die eigentlich nur eine AssistentInnen-Ausbildung haben. Scheeres
       betonte am Mittwoch den hohen Praxisanteil in der Ausbildung, mindestens
       600 Stunden Kita-Einsatz seien Pflicht.
       
       Gabriela Funk-Horn, Schulleiterin an der Lüders-Oberschule, rechnet damit,
       dass rund die Hälfte der 135 „2+2“-SchülerInnen an ihrer Schule nach den
       ersten zwei Jahren Ausbildung zur Assistenz weitermacht mit der
       ErzieherInnenausbildung. 57 SchülerInnen hätten zu Ausbildungsbeginn auch
       bereits den MSA gehabt.
       
       4 Mar 2020
       
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