# taz.de -- Streiken gefährdet die Gesundheit
Der dritte Warnstreik der Beschäftigten des Charité Facility Management
(CFM), der eigentlich noch bis zur Nachtschicht am Mittwoch am
Virchow-Klinikum in Wedding hätte weitergehen sollen, wurde am Dienstag auf
Anweisung des Verdi-Bundesvorstands eingestellt. Verhandlungsführer Marco
Pavlik nannte als Grund dafür, dass man „in den Krankenhausbereichen keine
unkontrollierbaren Verbreitungsherde“ durch das Coronavirus riskieren
wolle.
Laut Pressemitteilung der Verdi-Betriebsgruppe der CFM werden bundesweit
alle laufenden Arbeitskämpfe „zum Schutze des menschlichen Lebens“ mit
sofortiger Wirkung unterbrochen. Neben dem Streik bei der CFM wurde bisher
auch der ab Montag geplante Streik der Beschäftigten in den Laboren an den
Lahn-Dill-Kliniken in Wetzlar, Dillenburg und Braunfels (alle Hessen) für
eine Woche ausgesetzt.
Ein von der „Kampagne gegen Outsourcing und Befristung“ geplantes
Protestzelt vor dem Virchow-Klinikum wurde Dienstag trotzdem aufgebaut.
Neben Mitglieder*Innen der Kampagne waren politische Studierendengruppen,
Aktivist*Innen vom Frauen*Streik, aber auch von der Kiezinitiative
„Hände weg vom Wedding“ vor Ort. In Redebeiträgen und persönlichen
Gesprächen wurde dabei klar, dass es keine geteilte Zufriedenheit mit der
Entscheidung gibt, den Streik zu unterbrechen.
## Status quo ist nicht gesund
„Auf keinen Fall gefährdet der Streik Menschenleben, sondern im Gegenteil,
der Normalzustand ist gesundheitsgefährdend“, meint zum Beispiel Stefan
Schneider von der Kampagne gegen Outsourcing und Befristung und spielt
damit auf die Arbeits- und Ausstattungsbedingungen an, die bundesweit
regelmäßig zu Arbeitskämpfen in Krankenhäusern führen.
Häufiger fällt die Aussage, dass die Entscheidung über die Fortführung des
Streiks bei den Beschäftigten hätte liegen sollen. Und tatsächlich wurden
am Montag spontan fast 200 Unterschriften gegen den Abbruch gesammelt.
Wie genau es in Zukunft mit den Anliegen der CFM-Belegschaft weitergehen
wird, ist unklar. „Wir müssen den Streik wieder aufbauen“, heißt es in
einem weiteren Redebeitrag. Auch aus der Pressemitteilung der Verdi-Gruppe
geht hervor, dass die Verhandlungen wieder aufgenommen werden sollen. Die
nächste Tarifrunde ist für den 16. März angesetzt. Mit allen Kräften
gekämpft werden könne allerdings erst, sobald „Licht ins dunkle Coronathema
kommt“. Bleibt nur abzuwarten, wann das sein wird.
Roberto Sanchino Martinez
4 Mar 2020
## AUTOREN
(DIR) Roberto Sanchino Martinez
## ARTIKEL ZUM THEMA