# taz.de -- Versagen der EU in der Flüchtlingspolitik: Erdoğan schmieren für die Realpolitik
       
       > Europa will sich neben Corona nicht auch noch mehr Flüchtlinge leisten.
       > Und so bieten Merkel und Macron dem Autokraten aus Ankara doch wieder
       > Geld.
       
 (IMG) Bild: Erdogan bei einer Telekonferenz mit Merkel, Macron und Johnson
       
       Am Mittwochmorgen versuchten erneut Hunderte jüngerer Männer in einer
       konzertierten Aktion die griechische Grenze von der Türkei aus zu
       überwinden. Es gab ein Handgemenge zwischen Polizisten und Flüchtlingen,
       griechische und türkische Polizei beschoss sich wechselseitig mit
       Tränengas.
       
       Auch wenn angesichts der Coronakrise die meisten Europäer die Situation an
       der griechischen Grenze schon wieder verdrängt haben, ist das Problem dort
       nicht gelöst. Im Gegenteil, die EU-Staaten können sich noch nicht einmal
       darauf einigen, [1][ein paar Hundert bedrohte Flüchtlingskinder] aus den
       unmenschlichen Lagern auf den griechischen Inseln auf andere Länder
       umzuverteilen.
       
       Angesichts dieser Situation und in der Gewissheit, dass sich Europa neben
       Corona keine weitere Großkrise mehr leisten kann, schalteten Merkel und
       Macron am Dienstag gegenüber dem türkischen Präsidenten [2][auf Realpolitik
       à la EU]. Da es ohne Erdoğan offenbar nicht geht, jedenfalls nicht in
       absehbarer Zeit, boten sie zur Befriedung des Autokraten aus Ankara mehr
       Geld. Geld dafür, dass Erdoğan die zahlreichen Flüchtlinge in der Türkei
       wieder gewaltsam davon abhält, die griechische Grenze zu stürmen, statt
       sie, wie im Moment, geradezu zu ermuntern, es zu versuchen. Man kann noch
       so sehr über Erpressung und schamlose Politik auf dem Rücken der
       Schwächsten klagen: Merkel und Macron wissen, dass die EU in Zeiten von
       Corona keine neuerliche große Flüchtlingskrise mehr überstehen würde. Also
       musste Erdoğan geschmiert werden.
       
       Einmal abgesehen davon, dass diese ganze Politik gegenüber Flüchtlingen aus
       Kriegs- und Krisengebieten mit humanem Verhalten schon lange nichts mehr zu
       tun hat, gibt Erdoğan nur den Druck weiter, den Putin und Assad durch ihren
       Terror in Syrien auf ihn ausüben. Eine neue Flüchtlingswelle aus Idlib
       würde auch Erdoğan politisch wohl nicht überleben. Allein mit Geld lässt
       sich die Krise deshalb nicht lösen. Die EU muss auch bereit sein, in Syrien
       Verantwortung zu übernehmen, damit die 3 Millionen Flüchtlinge in Idlib im
       Land bleiben können.
       
       18 Mar 2020
       
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