# taz.de -- Coronavirus breitet sich aus: Berlin rät von Reisen nach China ab
       
       > Die WHO erklärt die Ausbreitung des Virus zu einer „gesundheitlichen
       > Notlage“. Viele Airlines, darunter die Lufthansa, haben ihre Flüge nach
       > China ausgesetzt.
       
 (IMG) Bild: Das Virus führt zu einer akuten Atemwegserkrankung, weltweit gibt es über 10.000 PatientInnen
       
       Berlin/Peking dpa | Wegen der rasanten Ausbreitung der Lungenkrankheit rät
       das Auswärtige Amt von Reisen nach China ab. Wie Außenminister Heiko Maas
       [1][auf Twitter] mitteilte, machte sich am Freitagmorgen eine Maschine der
       Luftwaffe auf den Weg nach China, um Ausreisewillige aus Wuhan
       auszufliegen. Die Infektionen und Todesfälle erlebten bis Freitag den
       größten Anstieg innerhalb eines Tages. Die Zahl der Patienten mit dem
       [2][neuartigen Coronavirus] kletterte um 1981 auf 9.692, wie die
       Gesundheitskommission in Peking berichtete. Die Zahl der Toten stieg um 42
       auf 213. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte am Donnerstagabend
       die Ausbreitung des Virus zu einer „gesundheitlichen Notlage von
       internationaler Tragweite“. Die 190 Mitgliedsländer werden damit von der
       WHO empfohlene Krisenmaßnahmen untereinander koordinieren.
       
       Bundesbürger sollten von Reisen nach China absehen. „Verschieben Sie nach
       Möglichkeit nicht notwendige Reisen nach China“, heißt es in neuen
       Reisehinweisen des Auswärtigen Amtes. Vor einem Besuch in der schwer
       betroffenen Provinz Hubei wird ausdrücklich gewarnt. Noch deutlicher rief
       die US-Regierung ihre Staatsbürger dazu auf, nicht mehr nach China zu
       reisen. Auch sollten Amerikaner in China die Ausreise erwägen. Der
       US-Reisehinweis für China wurde auf die höchste von vier Warnstufen
       hochgesetzt: „Nicht reisen.“ Viele Airlines wie auch die Lufthansa haben
       ihre Flüge nach China bereits ausgesetzt. Aus diesem Grund kündigte Peking
       eine Rückholaktion für im Ausland gestrandete Landsleute an, die aus Wuhan
       stammen.
       
       Außerhalb der Volksrepublik sind schon mehr als 120 Infektionen in rund 20
       Ländern festgestellt worden. In Deutschland bestätigte das bayerische
       Gesundheitsministerium am Donnerstagabend einen fünften Fall. Der Patient
       ist ein Mitarbeiter der [3][Firma Webasto] aus dem Landkreis Starnberg, bei
       der auch die vier zuvor bekannten Infizierten beschäftigt sind. Die
       Ansteckung ging von einer Kollegin aus China aus, wo jetzt jede Provinz und
       Region betroffen ist.
       
       Mit fast 10.000 Fällen weltweit zählt der Ausbruch der „akuten
       Atemwegserkrankung“, wie sie offiziell genannt wird, schon deutlich mehr
       Infektionen als vor 17 Jahren die ebenfalls von China ausgegangene
       Sars-Pandemie mit – laut WHO – 8096 Infektionen. Durch das „Schwere Akute
       Atemwegssyndrom“ (Sars) 2002/2003 starben 774 Menschen. Der neue
       „2019-nCoV“-Erreger ist eine Variante des damaligen Sars-Virus. Vermutlich
       stammt er auch von Wildtieren.
       
       ## Spahn streitet bei Illner mit Mediziner
       
       Noch sei die Zahl der Infektionen außerhalb Chinas relativ gering, sagte
       WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus nach der Sitzung eines
       Expertenausschusses in Genf, auf der die Notlage ausgerufen wurde. Aber man
       wisse nicht, welchen Schaden das Virus in einem Land mit einem schwachen
       Gesundheitssystem anrichten würde. „Wir sitzen alle im selben Boot“, sagte
       Tedros. Das Virus könne nur gemeinsam aufgehalten werden. „Das ist die Zeit
       für Fakten, nicht Angst.“
       
       In einer Reaktion zeigte sich Chinas Außenministerium zuversichtlich, die
       Ausbreitung der Lungenkrankheit in den Griff kriegen zu können. „Wir sind
       absolut zuversichtlich und in der Lage, den Kampf gegen diese Epidemie zu
       gewinnen“, sagte Außenamtssprecherin Hua Chunying in Peking. China werde
       auf „transparente und verantwortungsvolle Weise“ die betroffenen Parteien
       stets umgehend informieren.
       
       Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte, das Ausrufen einer Notlage
       durch die WHO werde dazu führen, dass sich alle Länder noch besser
       abstimmten. Dies sei auch ein Signal an Länder in der Nachbarschaft Chinas
       oder in Afrika, die Aufmerksamkeit zu erhöhen, sagte der CDU-Politiker in
       der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. Mit Blick auf Deutschland sagte Spahn,
       die Behörden gingen sehr wachsam, aber angemessen mit der momentanen
       Situation um. Wichtig sei, schnell Infektionsketten zu unterbrechen. „Ein
       Gesundheitswesen wie unseres kann das“, sagte Spahn auch zu der fünften
       Infektion in Bayern.
       
       Er stritt mit dem Fernsehmediziner Johannes Wimmer, der die Lage
       bedrohlicher einstufte. Ein Viertel aller, die wegen des Coronavirus im
       Krankenhaus seien, müssten letztlich auf die Intensivstation, sagte Wimmer.
       „Momentan haben wir einfach wirklich das Glück auf unserer Seite – das kann
       ganz schnell kippen.“ Spahn versuchte zu beruhigen: „Ich verstehe die ganze
       Hektik und Herangehensweise nicht, die Herr Doktor Wimmer hier macht.“
       [4][Deutschland sei vorbereitet] und könne auch mit einer größeren Zahl an
       Patienten umgehen.
       
       ## Zahl der Erkrankten steigt täglich um mehr als Tausend
       
       Für einen geplanten Rückholflug von 90 bis 100 Deutschen aus der Metropole
       Wuhan bemüht sich das Auswärtige Amt, die Voraussetzungen mit den Behörden
       zu klären. Auch die USA, Japan und andere Länder haben Staatsbürger aus
       Wuhan geholt oder planen Rückholaktionen. Konsularbeamte informierten
       Deutsche in Wuhan, dass das Flugzeug voraussichtlich am Samstag nach
       Frankfurt fliegen soll. Die Rückkehrer sollen 14 Tage lang auf dem
       Luftwaffenstützpunkt Germersheim in Rheinland-Pfalz in Quarantäne, wie
       zuerst die Zeitungen des Medienhauses VRM berichteten.
       
       Die Elf-Millionen-Stadt Wuhan und die umliegende Provinz Hubei sind
       besonders schwer von der Epidemie betroffen. Rund 45 Millionen Menschen
       sind dort praktisch von der Außenwelt abgeschottet, indem
       Verkehrsverbindungen gekappt wurden. Südkorea holte am Freitag eine erste
       Gruppe von Landsleuten aus Wuhan heim. In Seoul landete ein
       Charter-Flugzeug mit mehr als 350 Südkoreanern, die unter Quarantäne
       gestellt werden. Weitere 350 Südkoreaner warten noch darauf, auch
       ausgeflogen zu werden. Auch Japan flog weitere 149 Staatsbürger aus.
       
       Die Zahl der nachweislich Erkrankten steigt in China jetzt jeden Tag um
       mehr als Tausend. Vor gut zwei Wochen waren erst 40 Fälle gezählt worden.
       Reisende aus China haben das Virus ins Ausland getragen, wo es jetzt wie in
       Deutschland auch zu Ansteckungen kommt. Betroffen sind auch Thailand,
       Japan, Singapur, Australien, Hongkong, Malaysia, die USA, Finnland, aber
       auch Indien und die Philippinen. Das Virus ist tückisch, weil Infizierte
       schon ansteckend sind, selbst wenn sie keine Symptome zeigen und nicht
       wissen, dass sie erkrankt sind.
       
       31 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/HeikoMaas/status/1223180673072103424
 (DIR) [2] /Coronavirus-in-China/!5657021
 (DIR) [3] /Coronavirus-breitet-sich-aus/!5660757
 (DIR) [4] /Fall-von-Coronavirus-in-Deutschland/!5657076
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) China
 (DIR) Bayern
 (DIR) WHO
 (DIR) Jens Spahn
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Corona-Virus auch in Lateinamerika: Nach dem Dengue-Fieber kam Corona
       
       Argentinien meldet einen ersten Corona-Toten. Mehr Sorgen bereitet in
       Südamerika das Dengue-Fieber, an dem seit Jahresbeginn bereits Dutzende
       starben.
       
 (DIR) Coronavirus breitet sich weltweit aus: Afrika hätte die größten Probleme
       
       Sollte sich der Corona-Virus auch auf dem zweitgrößten Kontinent
       ausbreiten, wäre das katastrophal. Die dortigen Gesundheitssysteme sind
       dafür nicht gewappnet.
       
 (DIR) Rückholaktion wegen Coronavirus: Deutsche aus Wuhan auf Heimflug
       
       Sobald die Passagiere in Deutschland gelandet sind, sollen sie 14 Tage in
       Quarantäne bleiben. In China stieg die Zahl der Erkrankten auf rund 12.000.
       
 (DIR) Coronavirus in China: Pekings Führung unter Druck
       
       Die Zahl der Corona-Infizierten in China steigt weiter auf rund 6.000. Für
       Präsident Xi Jinping entwickelt sich das Virus immer mehr zur Machtprobe.
       
 (DIR) Peta zur Lungenerkrankung aus China: Fleisch schuld an Corona?
       
       Die Tierschutz-Organisation Peta macht den Viehmarkt verantwortlich. Ein
       Infektiologe hält das bisher nicht für erwiesen​.
       
 (DIR) Coronavirus breitet sich aus: Drei weitere Fälle in Bayern
       
       Die Zahl der Patienten mit der Lungenkrankheit steigt, eine bayrische Firma
       schließt wegen des Virus vorerst. Japan beginnt Landsleute aus China
       auszufliegen.