# taz.de -- petition der woche: Preiswürdig?Fragwürdig!
       
       Alex Döring lebt in Bayern und ist Kleinkünstler. Im vergangenen Jahr
       gewann er den dritten Platz des Kleinkunstpreises der Universität Freiburg.
       Doch bei der Verleihung hat er ein bestimmtes Lied seines Repertoires nicht
       gespielt, weil es im Vorfeld Proteste gab, vor allem online. In dem Text
       des Liedes spricht das lyrische Ich seine Freundin an. Sie hat ihn
       betrogen, daraufhin ermordet er sie kurzentschlossen, indem er sie in
       seiner Tiefkühltruhe einsperrt. Am Ende des Liedes soll auch noch die
       Schwiegermutter eingefroren werden.
       
       2018 erreichte Florian Wagner den ersten Platz. In einem seiner Texte heißt
       es: „Bist ’ne super süße Maus und jetzt zieh dich endlich aus. / Und lässt
       du mich nicht ran, dann singe ich so lang, dass du heute nicht mehr
       schläfst und mir endlich einen … Tanz beibringst.“
       
       Jorinde Wiese ist Studentin der Uni Freiburg und war 2018 ebenfalls
       Zweitplatzierte des Kleinkunstpreises. Außerdem ist sie die Initiatorin
       [1][der Petition #KeineBühneFürGewalt]. Sie fordert, die Preise für Alex
       Döring und Florian Wagner abzuerkennen. „Die Universität soll mit der
       Aberkennung ein klares Zeichen gegen Sexismus und Gewalt an Frauen setzen.“
       Die Petition wurde bereits mehr als 30.000-mal unterzeichnet.
       
       Außerdem fordert sie die Organisator*innen des Kleinkunstpreises auf,
       Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich Menschen mit einem
       vielfältigeren Hintergrund bewerben und tatsächlichen Newcomer*innen eine
       Bühne geboten wird. Sowohl Döring als auch Wagner seien bühnenerfahren.
       „Ich verstehe nicht, warum sie überhaupt eingeladen wurden“, sagt Jorinde
       Wiese.
       
       Eine Anfrage der taz erwidert die Universität mit einer Stellungnahme, die
       schon im Dezember auf der Internetseite des Kleinkunstpreises erschienen
       ist. Darin heißt es: „Kunst fordert jede und jeden dazu auf, sich zu ihr zu
       positionieren und einen eigenen Standpunkt zu entwickeln. Um diese Funktion
       zu erfüllen, darf sie provozieren, streitbar sein, Grenzen überschreiten.“
       Und weiter: „Die Zeit, in der Meinungsfreiheit mit Zensur und Verboten
       eingeschränkt wurde, war das dunkelste Kapitel der Freiburger
       Universitätsgeschichte.“ Eine Enttäuschung für Jorinde Wiese, die sich von
       der Universität „mehr Reflexionsvermögen“ erhofft hätte.
       
       Das Satire-Argument könne sie nicht nachvollziehen: „Döring besingt in
       seinem Lied den Femizid aus der Täterperspektive und macht darüber Witze.
       Machtperspektiven werden nicht in Frage gestellt. Besonders der Vorwurf der
       NS-Zensur durch die Universität hat mich schockiert, das ist eigentlich ein
       Argument der Rechten.“
       
       In einem Schreiben an die taz reagiert Alex Döring auf die Kritik: „Dass
       der Song ‚Tiefkühltruhe‘ vor dem Hintergrund Femizid als problematisch
       betrachtet werden kann, obwohl er zu keinem Zeitpunkt des Entstehens oder
       der Aufführung, darauf ausgerichtet war, ist mir erst im Anschluss an die
       Freiburger Veranstaltung klar geworden. (…) Ich spiele den Song seit über
       einem Jahr ohnehin nur noch im Kontext einer Moderation, inwieweit man sich
       über den Tod lustig machen darf und warum wir über einen solchen Text
       lachen.“
       
       Döring nimmt mit dem Song weiterhin an Wettbewerben teil. Am 4. Januar
       gewann er beim Klagenfurter Kleinkunstpreis Herkules den Jury- und
       Publikumspreis. Hellen Vogel
       
       18 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.change.org/p/keineb%C3%BChnef%C3%BCrgewalt-vergewaltigungen-und-femizide-verdienen-keine-b%C3%BChne
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hellen Vogel
       
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