# taz.de -- Warnstreik Schlösserstiftung: Streik mit Dreispitz
       
       > Niedriglöhne in der Hochkultur: Warum die Beschäftigten der
       > Schlösserstiftung an Weihnachten die Arbeit niederlegen.
       
 (IMG) Bild: Warnstreik vor dem Schloss Charlottenburg
       
       Rot-weiß wie die Mütze vom Weihnachtsmann ist auch das Logo von Verdi. Und
       so hat die Dienstleistungsgewerkschaft ihre Streikenden am Donnerstag vor
       dem Schloss Charlottenburg passend zu den rot-weißen Fahnen mit
       Weihnachtsmannmützen ausstaffiert. Nur ein Streikender im Rokokokostüm
       nebst Dreispitz auf dem Kopf, angelehnt an Friedrich den Großen, fällt aus
       der Rolle.
       
       Mit dem Warnstreik, der zeitgleich auch vor dem Neuen Palais im Potsdamer
       Park Sanssouci stattfindet, demonstrieren Mitarbeiter der Schlösserstiftung
       für die Aufnahme von Tarifverhandlungen. Genauer gesagt handelt es sich um
       einen Streik der Beschäftigten des Besucherservices: die Kassierer,
       Schlossführer und das Personal, das Audi-Guides ausgibt.
       
       Die Mitarbeiter des Besucherservices seien im Tarifvertrag des Wach- und
       Sicherheitsdienstes eingruppiert, sagt Verdi-Verhandlungsführerin Andrea
       Germanus am Donnerstag auf taz-Nachfrage. Damit verdiene der
       Besucherservice 20 Prozent weniger als die in den Tarifvertrag des
       öffentlichen Dienstes der Länder (TVL) Eingruppierten. Zudem sei eine
       Vielzahl der Beschäftigten nur geringfügig mit Stundenverträgen angestellt.
       Verdi bemühe sich seit einem halben Jahr vergeblich, Tarifverhandlungen mit
       der Geschäftsführung der Fridericus Service Gesellschaft (FSG) der
       Schlösserstiftung aufzunehmen.
       
       Alexander Hundt gehört an diesem zweiten Weihnachtsfeiertag zu den
       Streikenden. Der 53-Jährige ist der Verdi-Gruppe zugeteilt, die vor dem
       Ostflügel des Schlosses Charlottenburg Flugblätter verteilt. Seit drei
       Jahren arbeitet er als Kassierer, erzählt Hundt. Er würde gern mehr
       arbeiten, komme aber nicht über 15- bis 20-Stunden-Vertrag hinaus. Auf rund
       12 Euro beziffert Hundt seinen Stundenlohn. Rund 14 Euro plus Urlaubsgeld
       und Weihnachtsgeld lautet die Forderung von Verdi. Das Wachpersonal der
       Schlösser ist noch schlechter dran, sagt Hundt. Keine 11 Euro verdiene ein
       Aufseher.
       
       ## Die Warteschlange reicht bis ins Freie
       
       Eine Kasse im Schloss Charlottenburg ist trotz des Warnstreiks geöffnet.
       Sie befindet sich im Museumsshop im Ostflügel. Die Angestellte, die dort
       Tickets verkauft, habe einen anderen Vertrag, erfährt die taz von
       Streikenden. Normalerweise hätten zwei weitere Kassen geöffnet sein müssen.
       Die Warteschlange vor dem Shop zieht sich durch das Foyer bis ins Freie.
       
       Die meisten der Wartenden sind Touristen. Warum nur eine Kasse offen sei?
       „No idea“, antwortet eine Amerikanerin, die ein Ticket erstanden hat. Rund
       20 Minuten habe sie angestanden. Zwei Chinesen, die in Hongkong zu Hause
       sind, zeigen sich dagegen über den Streik informiert. „We respect“, sagt
       die Frau. Die Wartezeit sei „acceptable long“, ergänzt ihr Begleiter.
       
       Er arbeitete als Schlossführer, erzählt der Streikende mit dem Dreispitz.
       Dabei kostümiere man sich aber nie. Es sei ihm wichtig gewesen, dass der
       Streik auffällt. Das Neue Palais, das Potsdamer Jagdschloss Glienicke und
       das Schloss Königs Wusterhausen bleiben wegen des Warnstreiks geschlossen.
       
       26 Dec 2019
       
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