# taz.de -- Grün-Schwarz wieder gescheitert: Eimsbüttels Spitze bleibt rot
       
       > Grün-Schwarz hat es in Hamburg-Eimsbüttel erneut nicht geschafft, den
       > SPD-Bezirksschef abzusägen. Drei Abweichler schossen quer.
       
 (IMG) Bild: Erfreut darüber, bleiben zu dürfen: Grün-Schwarz gelang es nicht, Kay Gätgens abzuwählen
       
       Hamburg taz | „Das gibt's nicht“, ruft Bezirkschef Kay Gätgens (SPD)
       spontan aus, als das Ergebnis am Donnerstagabend um 19.34 Uhr
       bekanntgegeben wird. Das Misstrauensvotum gegen den Verwaltungschef von
       Eimsbüttel ist gescheitert – zum zweiten Mal. Erneut haben drei Abgeordnete
       der schwarz-grünen Koalition nicht für die Absetzung Gätgens gestimmt,
       erneut fehlte eine einzige Stimme zur Mehrheit.
       
       Während bei vielen Grünen und Christdemokraten noch die Münder offenstehen
       und Köpfe geschüttelt werden und Gätgens in einer sozialdemokratischen
       Jubeltraube verschwindet, verlässt Katja Husen (Grüne) mit steif gefrorener
       Miene wortlos den Plenarsaal.
       
       Die 43-jährige Husen war die Wunschkandidatin von Schwarz-Grün für die
       Gätgens-Nachfolge. Nun ist sie nicht mehr als eine gescheiterte und
       brüskierte Ex-Kandidatin. Minuten später geben die Kreischefs von Grünen
       und CDU, Till Steffen und Rüdiger Kruse, bekannt, dass sie nicht erneut
       versuchen werden, Gätgens zu stürzen und Husen zur neuen Bezirkschefin zu
       küren. Was da gerade schiefgelaufen ist, können die beiden Politiker den
       versammelten JournalistInnen nicht erklären – auch sie wirken fassungslos
       und angezählt.
       
       Zwei Abgeordnete haben sich bei der Abstimmung enthalten, einer oder eine
       hat den Wahlzettel ungültig gemacht. Probeabstimmungen bei den
       Koalitionspartnern, Einzelgespräche, intensives Ins-Gebet-Nehmen, all das
       hat nichts am Ergebnis des ersten gescheiterten Misstrauensvotums im
       November geändert. Wieder 25 von 51 Stimmen, wieder eine zu wenig, wieder
       drei HeckenschützInnen.
       
       ## Erinnerung an den „Heide-Mord“
       
       Nicht wenige Abgeordnete fühlen sich an den Kieler „Heide-Mord“ erinnert,
       als 2005 ein Abweichler aus den eigenen Reihen die politische Karriere der
       damaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD)
       beendete – vier Mal hatte ihr eine einzige Stimme gefehlt, um wieder
       Regierungschefin zu werden.
       
       Nun versuchen Steffen und Kruse zu erklären, warum natürlich auch mit
       Gätgens ein politischer Neuanfang in Eimsbüttel zu gestalten ist.
       Monatelang hatten sie argumentiert, dass nur mit einem Wechsel an der
       Bezirksamtsspitze die schwarz-grüne Wende im Bezirk Eimsbüttel
       durchzusetzen sei. „Am Koalitionsvertrag wird nicht gerüttelt“, betont
       Kruse nun pflichtschuldig.
       
       ## CDU statt SPD
       
       Nach der [1][Bezirkswahl im Mai], bei der die Grünen mit 37 Prozent
       stärkste Kraft in Eimsbüttel geworden sind, hatte Till Steffen, Kreischef
       und Hamburger Justizsenator, überraschend mit der CDU und nicht wie zuvor
       mit der SPD eine Bezirkskoalition geschmiedet. Für diese Koalition hatte
       die CDU – vor allem in der Verkehrspolitik – so ziemlich ihr gesamtes
       Bezirksprogramm über den Haufen geschmissen.
       
       Die Grünen bestanden darauf, nun – wie in Altona und in Nord – die
       Bezirksspitze mit grünem Personal zu besetzen, obwohl sie Gätgens vor drei
       Jahren zusammen mit der SPD selbst ins Amt gehoben hatten und ihm
       inhaltlich nichts vorwerfen konnten.
       
       20 Dec 2019
       
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